II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 652

Liebelei
5. L## box 11/1
Telephon
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Aussohnitte
Ausschnitt

„OBSERVE.
Nr. 42
. hordl conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichtes
Wien, I., Concondiaplatz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Hom.
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Ausschnitt aus: Gazej jegblan
vom:
414 0
Theater und Kunst.
(Theater am Franzensplatz.) Das war einmal
eine Vorstellung, die sich sehen lassen konnte! Treff¬
lich zum großen Teile paßte unser schauspielerischer
Vorrat auf die Bedürfnisse von Schnitzlers
„Liebelei“ und wo die Individualitäten sich
nicht ganz deckten, wie in der Rolle der Christine,
da errang die persönliche Kunst der Darstellerin
doch einen hohen Grad von Achtung. Anerkennung
gebührt auch Herrn Regisseur Lenoir für die an
Stimmung und feinen Zügen reiche Inszenierung
Pnt
des Schauspieles, das, mehrere Jahre in Graz nicht s] inelusive
Porto.
mehr gegeben und nun ganz neu besetzt, im gut —
Zahlbar
besuchten Hause den starken Erfolg einer Novität .—

erzielte. Es ist nicht wahr, daß, wie die ewigen— 1m Vorans.
Abom „Überwinder“ glauben machen wollen, das Publi=sonitte ist das
Abom kum sich den Reizen eines treuen Milieus schon wie=s# steht es den
ändern.
der entzogen habe. Die Kunst, das scheinbar Gering¬
lnber fügige nicht zu übersehen, es mit dem Auge des uthaltend die
dlät Dichters zu sehen und ihm seinen allenfalls bedeut=r Morgen¬
wodm samen Platz im Lebensbilde einzuräumen — (kennt seuer Zeitung")
Firthschaftliche
Leben denn die Natur „klein“ und „groß“, „wichtig“
ld. Diese Mit¬
theilu und „nebensächlich"?) — ist von der Mode nicht
abhängig. Die Kunst nicht, wohl aber die schema¬
tische Nachahmung spekulativer Nachtreter! Diese
Künst war, mag sie zeitweilig in der großstiligen
„Dramatik keinen Raum gefunden haben, zu jeder
Zeit „modern“, und die Stuben des Musikus Miller
und des Meisters Anton haben, wenn sie auch eine
andere Atmosphäre erfüllt, Kunstfamilienähnlichkeit
mit dem Dachzimmer des Hans Weiring in „Liebe¬
lei“ Ein die Lebensbeobachtung auf beschränktem
Gebiete in Dichtung umwertender Schriftsteller ist
Arthur Schnitzler, und wer fähig ist, sein Werk auf
sich wirken zu lassen, der müßte sehr unehrlich sein,
es zu leugnen. In mancher höheren Region — ich
denke an die sonderbarerweise preisgekrönten sym¬
bolistischen Einakter des Dichters — hielt seine
schöpferische Kraft nicht, was sie in „Liebelei“ ver¬
sprochen hatte; hier aber, eingefriedet im wieneri¬
schen Quartier latin, schuf sie die beste Grisetten¬
tragödie unserer Tage. Was so aus der Welt, die
wir alle kennen, stammt, das darf die Bühne nicht
entfremden. Das Typische und die ungezwungene
Natürlichkeit sind daher die ersten Voraussetzungen
für die Darstellung der „Liebelei". Ihnen kamen
unsere Schauspieler in hohem Grade nach. Das
Dioskurenpaar der leichtsinnigen „jungen Leute“
fand in den Herren de Grach und Halpern
unvergleichlich gute Darsteller. Herr de Grach
besitzt, wie hier oft schon betont wurde, ein auser¬
lesenes Talent für die junge Männlichkeit, die nicht
in Trikots gezwängt ist. Sein nervöser und von der
Melancholie eines vernachlässigten Gemütes befan¬
gener Fritz Lobheimer ist in seiner Echtheit geradeso
eine Musterleistung, wie der ganz anders geartete,
jugendstrotzende und knabenhaft launische Student
in Halbes „Jugend“. Für den gemütlichen jungen
Taugenichts Theodor hatte Herr Halpern all den
leichtfertigen übermut, die rasche Zunge und die
graziöse Keckheit des Früchtels. Ihnen reihten sich
geradezu klassisches „süßes