II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 659

Liebelei.
box 11/1
5. Lieseler
schul zur Verfügung stehen, wud der Staat die Schade, daß erst vor wenigen Tagen anläßlich des dafur, daß aus Krbatten nut spütliche Nachlichtn“
über die Bewegung zu uns gelangen, die breite
Menschen, in nebethafter Ferne sieht er eine schöne als auch die Schauspieler beleidigt werden, dürste Bevölkerungsschichten ergriffen hat und die sich vor
Fata morgana, ein zuhiges stilles Glück mit diesem die Leute kalt lassen, weshalb wir es auch unter= allem gegen Ungarn kehrt, in dem die Kroaten
nicht mit Unrecht die Quelle ihres wirtschaftlichen
Elends erblicken. Der „ünbedeutende Aufstand“ an
hingebungsvollen Kind; es zerfließt — zu spät. lassen, an ihr Anstandsgefühl zu appelieren; wohl
den man glauben machen wollte, zeigte sich immer
Christine erwartet Fritzens Wiederkehr, er ist aber empfehlen wir, in Zukunft einen Polizeidiener
mehr als eine regelrechte Revolution, zu deren
ja nur auf Tage verreist, er kommt nimmer. Er zu beauftragen, das Publikum und die Künstler vor
Lümmeleien zu schützen.
Die Darsteller gaben ihr Bestes. Das Dioskuren= Unterdrückung bereits österreichische (deutsche) Truppen
hat seine Schuld bezahlt, gesühnt, wie die Welt
paar der leichtsinnigen „jungen Leute“ fand in den abgegangen sind. Die armen unwissenden Bauern,
sagt; er liegt schon am Friedhofe, während das
Herren Martini (Thevdor) und Bollmann die von gewissenlosen Agitatoren aufgestachelt
Mädchen seiner harrt. Theodor bringt die Kunde
(Fritz) treffliche Darsteller, die der Voraussetzung werden, dürften nur allzubald erfahren, daß Revo¬
in die arme Stube — eine ergreifende Szene. Ohne
einer guten Darstellung, ungezwungener Natürlichkeit! lutionen im Zeitalter des Militarismus ein kurzes!
Abschied gegangen, um für ein anderes Weib zu
vollkommen gerecht wurden. Martini war ein echter Leben haben. Im Kreutzer Komität sind zwischen
sterben; und begraben hat man ihn, ohne das
gutmütiger Taugenichts, ein nicht ungraziöses Früchtel den Aufständischen und den Gendarmen förmliche
Mädel zu rufen, dessen ganze Seele ihm gehörte.
und Herr Vollmann machte uns den nervosen Fritz Schlachten geliefert worden, denen zahlreiche
Ja, was war sie ihm denn? Nichts — eine Blume,
Menschenleben zum Opfer gefallen sind; die Ver¬
die man am Wegesrande bricht und wegwirft —
hängung des Standrechtes blieb erfolglos, der
eine Liebelei. Zuckend stürzt sie hinaus, und der mit seinem melancholischen, vernachlässigten Gemüt
verständlich. In Fräulein Körner (Mizzi) fand
Herr Martini eine vorzügliche Parinerin; das war Aufruhr griff nur immer weiter um sich. Nun sollen
erschütterte Vater bricht zusammen: „Sie kommt
deutsche Regimenter die kroatischen Bauern zu
lein geradezu klassisches „süßes Mädel“; eine echte
nicht wieder“.
Paaren treiben. Die Mannlicher werden jedenfalls
Auch die beste Skizzierung müßte banal klingen,
Grisette: leichtsinnig und doch nicht schlecht. Fräulein
ihre „Schuldigkeit“ tun. Den Haß gegen das Mal
denn in dieser Tragödie ist alles Stimmung und das
[Becker bot eine achtunggebietende Leistung, doch
schien uns die Art, wie die Dame die Verzweiflung gyarentum genährt zu haben — mit dem der un
Milieu ist von der dürftigen Handlung nicht zu
in der Schlußszene zum Ausdruck bringen zu müssen gebildete Kroate überhaupt alles Fremde ident
trennen. Doch die Bühne gibt dem Stücke — Lebens¬
siziert, so daß auch deutscher Besitz verheert wurd
beobachtung in Dichtung umgewertet — eine mächtige
glaubte, nicht glücklich gewählt. Doch darüber läßt
* hat sich der Banus (Statthalter) von Kroaten
Wirkung, die zu leugnen unehrlich wäre. Die Auf¬
sich streiten; die Künstlerin wird für ihre Auffassung
sicher eine Begründung haben. Den alten Vater Khuen=Hevervarry sehr angelegen sein lassen. Sein
führung verdient uneingeschränktes Lob. Trotzdem
gab Herr Kroseck ungemein sympatisch und Frau Polizeimaßregeln, die jedes Ventil, durch das sie
wir an die Gesellschaft Robert keinen kleinen Ma߬
die alte Erbitterung Luft hätte machen könne#
stab anlegen, ward uns mehr geboten, als wir erwarten
[Seemann die Binder mit trefflicher Charakteristik.
versperrten, haben nicht zuletzt die blutigen Aus
zu dürfen glaubten. Daß es teilweise an Stimmung
Die kleine aber gewichtige Rolle des „fremden
Herrn“ war Herrn Dieffenbach übertragen; das schreitungen, denen wahrscheinlich noch blutige
mangelte, ist weder die Schuld der Künstler noch
die des Spielleiters, daran sind einerseits unsere
Bühneneinrichtungen andererseits jene Rüppel auf war eine Musterleistung: der Zuseher fühlte dis folgen werden, zur Folge gehabt. Khuen=Hede
der Gallerie und auch im Parkeit schuld, die sich Nähe des Todes. — Das gut besuchte Haus zeichnetel varry war schließlich nur ein Diener jeues Ofen
Systems, das jeden Widerstand mit Gewalt
—n.
brechen sucht.
durch die ungezogensten Störungen bemerkbar die Darsteller durch reichen Beifall aus.
machten. Daß durch Lachen sowohl das Publikum