Liebele
5. Anenenn
box 11/3
Mnllur eerer
Theater, Kunt u. Llerainr.
—.
Frl. Medggasay N 65“
4
am Nemzeli Sziuhäz.
Erstaufführung der „Liebelei“ („Szerei#
Imeskedés“) von Arthur Schnißiez. (Ueber¬
ssetzt von Franz Re## Remzeti. 97
Szinhaz den 18. Dezember.
Was Napoleon über das alte Oester¬
reich gesagt hat, kann auch auf das
alte Nemzeti angewendet werden. Es
kommt immer um eine Idee zu spät.
Arthur Schnitzler's „Liebelei“ hat vor
einem Dezennium neue Saiten der
Wiener Volksseele zum Klingen ge¬
bracht und das sinnlich durchglühte
Lied vom süßen Mädel angestimmt.
Die Melodie erreichte die Herzen und
brachte in ihnen ein nicht ganz echtes
Beben zuwege. Das war die tragische
Version der Süßen Mädel=Poesic. Der
heiteren Wendung hatte sich die Ope¬
rette bemächtigt.
Uns Ungarn ist diese Poesic immer
ziemlich fremd geblieben. Sie ist in
einer zu dicken Syruplösung aufge¬
kocht worden. Im Vigßinhäz haben die
Burgschauspieler „Liebelei“ gespielt,
aber damit nicht den geringsten Ein¬
druck hervorgebracht. Auch die Ope¬
rette über das süße Mädel ist ohne
besonderen Nachklang verhallt. Seit¬
dem ist die Harfe, die Glück und Won¬
nen, Lieben, Leiden und Lachen des
süßen Mädels in weichen Arpeggien
den empfindsamen Gemüthern ver¬
mittelte, verstimmt und in die Ecke
gestellt worden. Und dieses Instru¬
ment hat das Nemzeti Szinhäz her¬
vorgeholt, als die Saiten sich bereits
gelockert hatten und die Melodie in
das Rahmenholz eingetrocknet war.
Die Saiten brummten nun in ver¬
— nein,
waschenen Tönen ein altes
ein veraltetes Lied. „Liebelei“ rührt,
packt und interessirt noch weniger, als
in der deutschen Darstellung.
Denn diese Darstellung hat eine
große Enttäuschung gebracht. Nicht
von Seite der Künstler des Nemzeti
Szinhäz. Darauf mußte man gefaßt
sein. Aber das Versagen der Med¬
gyaßay in der Rolle der Christine
wird dieses neueste Unternehmen des
Theaters zu einem verunglückten Ver¬
such stempeln. Vilma Medgyaßay ist
eine Diseuse von der Skala der Yvette
Guilbert. Auch sie hat in das Kuplet
die tragische Note hineingetragen.
Uebermuth und Herzeleid kamen ihr
gleich überzeugend von den Lippen
und das Sinnliche gewann in ihrem
Vortrag immer den entschieden ge¬
wollten Ausdruck. Sie spielte alles
Weibliche gleichsam mit interessant
blau umränderten Augen. Aber sie üb¬
te diese Kunst immer im Kleinen und
so oft, daß sie Alles verbraucht zu ha¬
ben scheint, was sie für diese Darstel¬
lung nothwendig hatte. Die Inner¬
lichkeit, das reich quellende Gemüth,
das in ihrer Iluska des „Jänos vitéz“
noch vorhanden war, scheint in tausend
Kabaretnächten versiegt zu sein. Sie
zeigt in der Christine ein verhärtetes
Herz und eine auf dem Trockenboden
der Rontine gedörrte Leidenschaft.
Eine ausgesogene Poesie ließ in ihrem
Spiel schnöden Hohlklang vernehmen.
Ujhäzi gibt noch das Zutreffend¬
ste in der Aufführung. Der alte Musi¬
ker lebt von den letzten Resten einer
im Zerfallen begriffenen großen
5. Anenenn
box 11/3
Mnllur eerer
Theater, Kunt u. Llerainr.
—.
Frl. Medggasay N 65“
4
am Nemzeli Sziuhäz.
Erstaufführung der „Liebelei“ („Szerei#
Imeskedés“) von Arthur Schnißiez. (Ueber¬
ssetzt von Franz Re## Remzeti. 97
Szinhaz den 18. Dezember.
Was Napoleon über das alte Oester¬
reich gesagt hat, kann auch auf das
alte Nemzeti angewendet werden. Es
kommt immer um eine Idee zu spät.
Arthur Schnitzler's „Liebelei“ hat vor
einem Dezennium neue Saiten der
Wiener Volksseele zum Klingen ge¬
bracht und das sinnlich durchglühte
Lied vom süßen Mädel angestimmt.
Die Melodie erreichte die Herzen und
brachte in ihnen ein nicht ganz echtes
Beben zuwege. Das war die tragische
Version der Süßen Mädel=Poesic. Der
heiteren Wendung hatte sich die Ope¬
rette bemächtigt.
Uns Ungarn ist diese Poesic immer
ziemlich fremd geblieben. Sie ist in
einer zu dicken Syruplösung aufge¬
kocht worden. Im Vigßinhäz haben die
Burgschauspieler „Liebelei“ gespielt,
aber damit nicht den geringsten Ein¬
druck hervorgebracht. Auch die Ope¬
rette über das süße Mädel ist ohne
besonderen Nachklang verhallt. Seit¬
dem ist die Harfe, die Glück und Won¬
nen, Lieben, Leiden und Lachen des
süßen Mädels in weichen Arpeggien
den empfindsamen Gemüthern ver¬
mittelte, verstimmt und in die Ecke
gestellt worden. Und dieses Instru¬
ment hat das Nemzeti Szinhäz her¬
vorgeholt, als die Saiten sich bereits
gelockert hatten und die Melodie in
das Rahmenholz eingetrocknet war.
Die Saiten brummten nun in ver¬
— nein,
waschenen Tönen ein altes
ein veraltetes Lied. „Liebelei“ rührt,
packt und interessirt noch weniger, als
in der deutschen Darstellung.
Denn diese Darstellung hat eine
große Enttäuschung gebracht. Nicht
von Seite der Künstler des Nemzeti
Szinhäz. Darauf mußte man gefaßt
sein. Aber das Versagen der Med¬
gyaßay in der Rolle der Christine
wird dieses neueste Unternehmen des
Theaters zu einem verunglückten Ver¬
such stempeln. Vilma Medgyaßay ist
eine Diseuse von der Skala der Yvette
Guilbert. Auch sie hat in das Kuplet
die tragische Note hineingetragen.
Uebermuth und Herzeleid kamen ihr
gleich überzeugend von den Lippen
und das Sinnliche gewann in ihrem
Vortrag immer den entschieden ge¬
wollten Ausdruck. Sie spielte alles
Weibliche gleichsam mit interessant
blau umränderten Augen. Aber sie üb¬
te diese Kunst immer im Kleinen und
so oft, daß sie Alles verbraucht zu ha¬
ben scheint, was sie für diese Darstel¬
lung nothwendig hatte. Die Inner¬
lichkeit, das reich quellende Gemüth,
das in ihrer Iluska des „Jänos vitéz“
noch vorhanden war, scheint in tausend
Kabaretnächten versiegt zu sein. Sie
zeigt in der Christine ein verhärtetes
Herz und eine auf dem Trockenboden
der Rontine gedörrte Leidenschaft.
Eine ausgesogene Poesie ließ in ihrem
Spiel schnöden Hohlklang vernehmen.
Ujhäzi gibt noch das Zutreffend¬
ste in der Aufführung. Der alte Musi¬
ker lebt von den letzten Resten einer
im Zerfallen begriffenen großen