II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1007

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lein Labia als sentimentale Christine und Suzanne
Bachrich als lebenslustige und in Liebesaffären er¬
fahrene Mizi, sowie die Herren Nadolowich (Fritz)
und Wossiak (Theodor) hervorragend beteiligten. Herr
Zador als Vater Weiring und Emma Seebold, die
eine alte Ratschkatel gut charakterisierte, verdienen
ebenfalls erwähnt zu werden. Herr v. Reznicek diri¬
gierte umsichtig wie immer.
Nichts ändern kann auch am Mißerfolg die wie
immer in der Komischen Oper äußerst aufdringliche
Claque. Mein Gott, das sollte sich doch verbessern
lassen! Ich habe den Eindruck, daß in keinem Theater
der Welt törichter geklatscht wird als hier. Könnte
denn Herr Gregor nicht einen besonderen Regisseur
engagieren, der diese Unglücksmenschen etwas in Zucht
und Ordnung brächte?
Carl Krebs.
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Winterwald.
Kraft suchen — Kraft suchen in allem, was da draußen lebt
oder des Lebens Duft und Farbe hat, und sie finden, diese
Kraft, in dem Quell der eigenen Brust, dem nimmermüden,
der sich regt und quält und jubelt, so lange es noch vor¬
wärts geht, ob über ein Weltmeer oder Nachbars Wiese.
Ich verlasse das Haus zur Dämmerstunde und strebe dem
nahen Walde zu. Es ist nicht die klare, blitzende Pracht der
letzten Tage. Am Himmel funkelt kein Stern, er hat sich
grau verhängt, es ist ein wenig wärmer geworden, und vom
Westen weht es herüber wie der Bote des Föhnwindes.
Aber noch hat der Winter Gewalt. Noch breitet es sich weiß,
und die kraftsuchende Seele braucht keine Frühlingstäuschung
zu fürchten. Nur wahren Winter, wahren Frühling! Ich
heiße es tief willkommen, als im Walde der Wind schweigt,
und der Hauch des Januar=Frostes mich wieder voll um¬
fängt.
Heilige Stille. Reine Frische. Märchenduft. ... Wenn
meine Augen blind wären, wenn meine Füße mich nicht mehr
bis in den Wald tragen würden — was wäre mir all die
Wahrheit? Bücher bei der Lampe? Dabei leben ist un¬
möglich. Armer Sehnsüchtiger, „Enttäuschter“. Aber du
kannst ja atmen, du kannst sehen und hören, gehen — schäme
dich. Ich schäme mich, doch es raunt in mir: auf der Höhe
der Empfindung bleiben ist uns versagt. Immanuel in
Königsberg, Wolfgang in Weimar — ihr habt auch oft
frierend am Ofen gestanden. Die Schöpfer, von denen wir
die Wahrheit unser selbst erlauschen.
Es singt einen leisen Gesang im Walde. Wer singt ihn?...
Die Tannen müssen es wissen. Sie stehen so feierlich lauschend
da und senken ihre mächtigen Arme, dem Schneesegen des
Himmels bereit. Aber sie haben schon viel davon empfangen,
in all den Tagen und Nächten, die ich im warmen Hause
verbracht. Das Menschlein geht nur eine Stunde durch
ihre heiligen Straßen. Es ist poetisch angeregt, raunen die
Bäume sich spottend zu. Zu Hause
über uns „dichten“, und wir sind wi
auch den Menschen nicht gerufen.
Tiefen unseres Gewirrs, von den
unserer Bewohner, die Flügel habe
elend sind? Unsere Tiere hungern un
die Tritte des Menschen im Walde
und krächzend entflattern sie zu fern
Nein, ihr Bäume. Poetisch anger
Ich habe euch nur lieb. Ich sehe e
weihten Schönheit. Das Leben dich
Mensch in einer froheren Stunde sei
seid in eurem leuchtenden Schneekle
Als ob nur der Frühling, der Blüten
und eure grünen Zweige mit zarten
heit wäre. Als ob ihr euch vorspiele
tiefen See der Wünsche liegt. Ihr
blüten bedeckt, ihr seht ganz freudig
Und nirgends eine Wurzel ohne Ki
stumpf ohne weißes Mützchen. Ihr
Erstarrung. Aber ihr wollt die Heili
nicht sehen lassen. Denn es ist n
Wintersnot muß immer wieder darc
Schlaf ist, Schlaf, und einst kommt
Ich werde plötzlich aufgeschreckt.
Gebüsch, und gleich darauf springt
über, mit hängender Zunge, die ma