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Liebelei
5. AEEELEL
anitt aus:
Fremdenblatt, Wien
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natürlichen Konversation wieder, verfällt nur selten, zumeist nur im
Ziebelei.
Mund unserer Sänger, in das bekannte, schwülstige Opernpathos. In
(Oper in drei Akten nach dem gleichnamigen Schauspiel von Artur
der Melodik glaubt man oft den Einfluß Puccinis zu verspüren. Doch
Schnitzler. Musik von Franz Neumann. — Erstaufführung an
ist Neumanns Tonsprache, obwohl gewandt und flüssig, keineswegs etwa
der Wiener Volksoper am 14. Oktober 1913.)
sehr originell und reich an Invention, zeigt vielmehr Sparsamkeit und
einen eklektischen Grundzug. Dafür ist er ein geborener Theatermann,
Unmittelbar nachdem uns die Hofoper mit der „Traviata“ den
der eine nicht alltägliche Begabung hat, mit seiner Musik sich aufs engste
ersten Versuch einer naturalistischen, der unmittelbaren Gegenwart ent¬
dem szenischen Vorgang anzupassen, der nicht an der lebendigen
nommenen, ernsten Oper vorgeführt hat, rief die Volksoper zur Premiere
Bühne vorbei, sondern aus ihr heraus seine Musik konzipiert. Daher
der Neumannschen „Liebelei“, zu einem Werke, das mit Bewußtsein ein
die Wirkung, die auch von dem in Töne dicht eingewickelten Schnitzler¬
Genre pflegt, das der große Alte von Busseto vor siebzig Jahren zum
schen Werk noch immer ausgeht. Neumann versteht es, im rechten
ersten Male versucht hat. Die Novität, deren Stoff den Wienern be¬
Augenblick zurückzuhalten und im passenden Augenblick die dramatische
sonders nahe lag, ist vor mehr als zwei Jahren in Frankfurt ans Licht
Faust zu ballen. Die rechten Lichter aufzusetzen, den Umschlag der
der Rampen gekommen und hat schnell ihren Weg über viele, be¬
Stimmung vorzubereiten usw. Man sage nicht, hier habe der Theater¬
sonders norddeutsche Bühnen gemacht. Jetzt erst hat sie auch dank der
kapellmeister Neumann dem Komponisten Neumann geholfen. Das,
Initiativé Direktor Simons „heimgefunden“, in jene Stadt, wohin sie
worauf es hier ankommt, lernt sich nicht am Dirigentenpult. Es muß
dank ihrem Milieu und dank dem Dichter eigentlich zu allererst gehört
angeboren sein. Merkwürdig gegen das Gefühl geht mir das altdeutsche,
hätte. Die Norddeutschen fanden sie manchmal „zu Wienerisch“. Aber
das Urteil über ihren Wiener Lokal= und Lebensgehalt steht doch in
schöne, innige Lied „All mein Gedanken, die ich hab“ im Munde eines
erster Linie uns Leuten unterm Kahlenberg selbst zu.
süßen Wiener Mädels. Wo die Kleine das nur her haben mag? Auch
die geistreiche Bearbeitung Herrn Neumanns hat mir dieses Fragezeichen
Wer ist dieser Franz Neumann, den man in Deutschland als
nicht gelöst. Hieher gehörte was anderes, Wienerisches, vielleicht
Repräsentanten des Wiener Geistes begrüßte? Er stammt aus Proßnitz
Schubertisches, und damit komme ich auf ein besonderes Kapitel im
in Mähren, ist Czeche von Geburt, hat aber seine musikalischen Studien¬
Soll= und Habenbuche der Neumannschen „Liebelei“.
jahre in Leipzig absolviert und dann die Karriere als Kapellmeister an
Man hat in Deutschland bald lobend, bald tadelnd die Wienerische
deutschen Provinzbühnen gemacht, bis er vor fast einem Jahrzehnt zu
Note des Werkes hervorgehoben. Je nun, davon ist bei uns nicht viel
Frankfurt am Main sich stabilisierte. Ich selbst habe ihn kurz vor dieser
Lebenswende in Teplitz als vorzüglichen Dirigenten kennen gelernt.
zu spüren gewesen. Nicht nur, weil die meisten Sänger dieses Wiener
Lokaltones nicht mächtig waren — seltsam, in Wien! Was? — sondern
Er hat aber seither auch als Komponist von sich reden gemacht. Zumal
weil auch die Partitur mit allem möglichen anderen, nur nicht mit
seine „Liebelei“ ist an vielen deutschen Bühnen mit Erfolg gespielt
Donanwasser getauft ist. Die frohe, unbefangene, warmblütige Sinnlich¬
worden und ließ den Komponisten als einen Vertreter der „Gegenwarts¬
keit des Wieners drückt sich für unser Gefühl in Neumanns Musik
oper“, als Fahnenträger des deutschen Verismo erscheinen.
keineswegs aus, und ein paar Walzerweisen tun's freilich nicht. Neu¬
Die Neigung, erfolgreiche Bühnenwerke als Operntexte zu ver¬
manns Verhältnis zum Wienerium behält immer etwas Platonisches.
wenden, läßt sich durch den Wunsch der Opernkomponisten, die szenische
Gewiß, Herr Neumann ist kein Originalgenie, und wenn er uns dies¬
Wirkung im vorhinein verbürgt zu haben, erklären. Aber als selbstver¬
mal auch mit einer Neuerung kommt, noch immer kein Neuer, der mit
ständlich galt es, daß diese Sprechdramen zuvor eine dichterische Um¬
neuen Ohren in die Welt des Klanges hineinhört. Allein er ist ein
formung und Umwertung unter musikalischen Gesichtspunkten erjahren
Talent, das, zumal in Oesterreich, Aufmerksamkeit verdient und der
mußten. Aber seit Richard Strauß fertige Dramen, die sich als solche
Opernbühne noch manches brauchbare Werk geben kann. Er ist ein vor¬
schon im Schauspiel bewährt hatten, unverändert, wie sie lagen und
züglicher, gebildeter Musiker, ein fähiger Bühnenmensch von Tempera¬
standen, zu komponieren begann, folgten ihm unsere Musiker nur all¬
zugern, deren ewiger Jammer von je der Mangel an guten Büchern
ment, und wenn er auch keine Ewigkeitswerke darbietet, so soll er uns
gewesen war. Daß diese Sprechdramen zuvor eine gründliche Umbildung
deshalb nicht unwillkommen sein. „Wer machte denn der Mitwelt
Spaß?“
aus dem Geiste der Musik erfordert hätten, wurde seither als neben¬
sächlich betrachtet und die Komponisten gewannen auf alle Fälle ein
Jedenfalls gebührt Herrn Direktor Simons Dank, daß er uns
dichterisch wertvolles Buch, das ihre Phantasie mächtig anregen konnte.
die Bekanntschaft mit dem Werke vermittelt hat, das vom lokalen und
Wenigstens stellenweise. Und nun kommt Neumann und setzt gleich ein
ästhetischen Standpunkt gerade in Wien bekannt zu werden verdient hat.
ganzes Prosastück in Musik. Er war der Erste wohl nicht. Schon Ende
Man raunze dagegen was man will. Aber der Zustand ist unhaltbar,
daß die Oper dieser Art in ganz Deutschland bekannt sein und aus¬
der neunziger Jahre hatte sein Landsmann Celansky dergleichen pro¬
viert. In deutschen Landen aber, wo das Musikdrama Richard Wagners
gerechnet in Wien nicht zu Gehör kommen sollte. Nun hat sie bei uns
die Geister beherrschte, verfiel man erst viel später auf solche Experimente,
eine, wenn man über den Mangel eines spezifischen Wiener Lokaltons
hinwegsieht, vortreffliche Wiedergabe erfahren. Und das Werk ist nicht
am sich von der Tyrannis des großen Bayreuthers gewaltsam frei zu
machen. Aber dieses Verfahren kann uns nicht die Erlösung aus
etwa leicht aufzuführen. Es ist technisch recht kniffig, und was fällt
Epigonennöten bringen. Das Heil wird immer in dem aus dem Geiste
unseren Sängern schwerer, als die hier geforderte — Natürlichkeit.
der Musik geborenen Libretto liegen. Ein komponiertes fertiges Sprech¬
Fräulein Engel als Christine zeigte, wie große Fortschritte im Kunst¬
sück wird immer mehr oder weniger Partien enthalten, die nicht lösbar
gesang sie gemacht hat. Ihre Leistung atmete Wärme und Innigkeit.
sind in Musik, welche nun einmal gebieterisch Stilisierung des Wortes
Fräulein Röder war eine muntere Mizzi. Herr Brand ein char¬
verlangt. Ein Prosastück obendrein muß als Operntext geradezu zur
manter Lebemann, nebenbei der einzige, der das Wienerische der Figur
musikalischen Formlosigkeit führen. Sätze mit den in der Umgangs¬
ein bißchen betonte. Herr Lußmann besitzt schöne Mittel. Aber die
sprache ganz natürlichen Worten „jedenfalls", „möglicherweise" u. dgl.
Tendenz, sie bei jeder Gelegenheit ostentativ zur Schau zu stellen und
zertonen, heißt unser Musikgefühl maulschellieren. Wenigstens im ernsten
eine etwas hölzerne Darstellung — das ewige Sichindiebrustwerfen! —
Genre. In der komischen Oper ist das freilich ganz etwas anderes.
schädigten den Eindruck seines Fritz. Herr Klein stellte als gekränkter
Gatte seinen Mann. Schade nur, daß man vom Text den ganzen
Immerhin wird man Herrn Neumann zugestehen müssen, daß
#nr ein vom ästhetischen Standpunkt auf die Dauer unhaltbares Prinzip
Abend lang so wenig verstand. Unsere Sänger müßten auf diesen wich¬
als Künstler von Geschmack und Geschick praktiziert hat. Ueber Schnitz¬
tigen Punkt mehr Acht haben. Die Szene, wofür diesmal Herr Regisseur
lers Stück bedarf es weiter keiner Worte. Es ist bekannt und ist an¬
Markowsky verantwortlich war, bot ein sehr gefälliges Bild. Und.
erkannt. Und man muß auch einräumen, daß es nicht nur viel im¬
unten im Orchester stand Herr Kapellmeister Tiil und führte seine
Scharen mit sicherer Hand zum Siege. Der Erfolg der Premiere war
manente Musik enthält, sondern auch ziemlich zahlreiche Stellen, die den
ein vollständiger und gab sich in zahllosen Hervorrufen des Autors,
Musiker reizen müssen, ihnen eine wirklich musikalische Resonanz zu
geben. Neumann stickt einen motivisch gemusterten, farbig klingenden
der Sänger und der übrigen Funktionäre kund. Möge er dem begabten
Orchesterteppich, auf dem sich die Singstimmen bequem im Parlando
Komponisten ein Ansporn sein zu den höheren Staffeln seiner Kunst!
R. B.
ergehen können, und dieses Parlando gibt oft glücklich den Tonfall der
neenen e enen enen enene eneer eeeer eene een
—.
S
Sers
Richerent erhälsicher 1
Liebelei
5. AEEELEL
anitt aus:
Fremdenblatt, Wien
16 6K71913
natürlichen Konversation wieder, verfällt nur selten, zumeist nur im
Ziebelei.
Mund unserer Sänger, in das bekannte, schwülstige Opernpathos. In
(Oper in drei Akten nach dem gleichnamigen Schauspiel von Artur
der Melodik glaubt man oft den Einfluß Puccinis zu verspüren. Doch
Schnitzler. Musik von Franz Neumann. — Erstaufführung an
ist Neumanns Tonsprache, obwohl gewandt und flüssig, keineswegs etwa
der Wiener Volksoper am 14. Oktober 1913.)
sehr originell und reich an Invention, zeigt vielmehr Sparsamkeit und
einen eklektischen Grundzug. Dafür ist er ein geborener Theatermann,
Unmittelbar nachdem uns die Hofoper mit der „Traviata“ den
der eine nicht alltägliche Begabung hat, mit seiner Musik sich aufs engste
ersten Versuch einer naturalistischen, der unmittelbaren Gegenwart ent¬
dem szenischen Vorgang anzupassen, der nicht an der lebendigen
nommenen, ernsten Oper vorgeführt hat, rief die Volksoper zur Premiere
Bühne vorbei, sondern aus ihr heraus seine Musik konzipiert. Daher
der Neumannschen „Liebelei“, zu einem Werke, das mit Bewußtsein ein
die Wirkung, die auch von dem in Töne dicht eingewickelten Schnitzler¬
Genre pflegt, das der große Alte von Busseto vor siebzig Jahren zum
schen Werk noch immer ausgeht. Neumann versteht es, im rechten
ersten Male versucht hat. Die Novität, deren Stoff den Wienern be¬
Augenblick zurückzuhalten und im passenden Augenblick die dramatische
sonders nahe lag, ist vor mehr als zwei Jahren in Frankfurt ans Licht
Faust zu ballen. Die rechten Lichter aufzusetzen, den Umschlag der
der Rampen gekommen und hat schnell ihren Weg über viele, be¬
Stimmung vorzubereiten usw. Man sage nicht, hier habe der Theater¬
sonders norddeutsche Bühnen gemacht. Jetzt erst hat sie auch dank der
kapellmeister Neumann dem Komponisten Neumann geholfen. Das,
Initiativé Direktor Simons „heimgefunden“, in jene Stadt, wohin sie
worauf es hier ankommt, lernt sich nicht am Dirigentenpult. Es muß
dank ihrem Milieu und dank dem Dichter eigentlich zu allererst gehört
angeboren sein. Merkwürdig gegen das Gefühl geht mir das altdeutsche,
hätte. Die Norddeutschen fanden sie manchmal „zu Wienerisch“. Aber
das Urteil über ihren Wiener Lokal= und Lebensgehalt steht doch in
schöne, innige Lied „All mein Gedanken, die ich hab“ im Munde eines
erster Linie uns Leuten unterm Kahlenberg selbst zu.
süßen Wiener Mädels. Wo die Kleine das nur her haben mag? Auch
die geistreiche Bearbeitung Herrn Neumanns hat mir dieses Fragezeichen
Wer ist dieser Franz Neumann, den man in Deutschland als
nicht gelöst. Hieher gehörte was anderes, Wienerisches, vielleicht
Repräsentanten des Wiener Geistes begrüßte? Er stammt aus Proßnitz
Schubertisches, und damit komme ich auf ein besonderes Kapitel im
in Mähren, ist Czeche von Geburt, hat aber seine musikalischen Studien¬
Soll= und Habenbuche der Neumannschen „Liebelei“.
jahre in Leipzig absolviert und dann die Karriere als Kapellmeister an
Man hat in Deutschland bald lobend, bald tadelnd die Wienerische
deutschen Provinzbühnen gemacht, bis er vor fast einem Jahrzehnt zu
Note des Werkes hervorgehoben. Je nun, davon ist bei uns nicht viel
Frankfurt am Main sich stabilisierte. Ich selbst habe ihn kurz vor dieser
Lebenswende in Teplitz als vorzüglichen Dirigenten kennen gelernt.
zu spüren gewesen. Nicht nur, weil die meisten Sänger dieses Wiener
Lokaltones nicht mächtig waren — seltsam, in Wien! Was? — sondern
Er hat aber seither auch als Komponist von sich reden gemacht. Zumal
weil auch die Partitur mit allem möglichen anderen, nur nicht mit
seine „Liebelei“ ist an vielen deutschen Bühnen mit Erfolg gespielt
Donanwasser getauft ist. Die frohe, unbefangene, warmblütige Sinnlich¬
worden und ließ den Komponisten als einen Vertreter der „Gegenwarts¬
keit des Wieners drückt sich für unser Gefühl in Neumanns Musik
oper“, als Fahnenträger des deutschen Verismo erscheinen.
keineswegs aus, und ein paar Walzerweisen tun's freilich nicht. Neu¬
Die Neigung, erfolgreiche Bühnenwerke als Operntexte zu ver¬
manns Verhältnis zum Wienerium behält immer etwas Platonisches.
wenden, läßt sich durch den Wunsch der Opernkomponisten, die szenische
Gewiß, Herr Neumann ist kein Originalgenie, und wenn er uns dies¬
Wirkung im vorhinein verbürgt zu haben, erklären. Aber als selbstver¬
mal auch mit einer Neuerung kommt, noch immer kein Neuer, der mit
ständlich galt es, daß diese Sprechdramen zuvor eine dichterische Um¬
neuen Ohren in die Welt des Klanges hineinhört. Allein er ist ein
formung und Umwertung unter musikalischen Gesichtspunkten erjahren
Talent, das, zumal in Oesterreich, Aufmerksamkeit verdient und der
mußten. Aber seit Richard Strauß fertige Dramen, die sich als solche
Opernbühne noch manches brauchbare Werk geben kann. Er ist ein vor¬
schon im Schauspiel bewährt hatten, unverändert, wie sie lagen und
züglicher, gebildeter Musiker, ein fähiger Bühnenmensch von Tempera¬
standen, zu komponieren begann, folgten ihm unsere Musiker nur all¬
zugern, deren ewiger Jammer von je der Mangel an guten Büchern
ment, und wenn er auch keine Ewigkeitswerke darbietet, so soll er uns
gewesen war. Daß diese Sprechdramen zuvor eine gründliche Umbildung
deshalb nicht unwillkommen sein. „Wer machte denn der Mitwelt
Spaß?“
aus dem Geiste der Musik erfordert hätten, wurde seither als neben¬
sächlich betrachtet und die Komponisten gewannen auf alle Fälle ein
Jedenfalls gebührt Herrn Direktor Simons Dank, daß er uns
dichterisch wertvolles Buch, das ihre Phantasie mächtig anregen konnte.
die Bekanntschaft mit dem Werke vermittelt hat, das vom lokalen und
Wenigstens stellenweise. Und nun kommt Neumann und setzt gleich ein
ästhetischen Standpunkt gerade in Wien bekannt zu werden verdient hat.
ganzes Prosastück in Musik. Er war der Erste wohl nicht. Schon Ende
Man raunze dagegen was man will. Aber der Zustand ist unhaltbar,
daß die Oper dieser Art in ganz Deutschland bekannt sein und aus¬
der neunziger Jahre hatte sein Landsmann Celansky dergleichen pro¬
viert. In deutschen Landen aber, wo das Musikdrama Richard Wagners
gerechnet in Wien nicht zu Gehör kommen sollte. Nun hat sie bei uns
die Geister beherrschte, verfiel man erst viel später auf solche Experimente,
eine, wenn man über den Mangel eines spezifischen Wiener Lokaltons
hinwegsieht, vortreffliche Wiedergabe erfahren. Und das Werk ist nicht
am sich von der Tyrannis des großen Bayreuthers gewaltsam frei zu
machen. Aber dieses Verfahren kann uns nicht die Erlösung aus
etwa leicht aufzuführen. Es ist technisch recht kniffig, und was fällt
Epigonennöten bringen. Das Heil wird immer in dem aus dem Geiste
unseren Sängern schwerer, als die hier geforderte — Natürlichkeit.
der Musik geborenen Libretto liegen. Ein komponiertes fertiges Sprech¬
Fräulein Engel als Christine zeigte, wie große Fortschritte im Kunst¬
sück wird immer mehr oder weniger Partien enthalten, die nicht lösbar
gesang sie gemacht hat. Ihre Leistung atmete Wärme und Innigkeit.
sind in Musik, welche nun einmal gebieterisch Stilisierung des Wortes
Fräulein Röder war eine muntere Mizzi. Herr Brand ein char¬
verlangt. Ein Prosastück obendrein muß als Operntext geradezu zur
manter Lebemann, nebenbei der einzige, der das Wienerische der Figur
musikalischen Formlosigkeit führen. Sätze mit den in der Umgangs¬
ein bißchen betonte. Herr Lußmann besitzt schöne Mittel. Aber die
sprache ganz natürlichen Worten „jedenfalls", „möglicherweise" u. dgl.
Tendenz, sie bei jeder Gelegenheit ostentativ zur Schau zu stellen und
zertonen, heißt unser Musikgefühl maulschellieren. Wenigstens im ernsten
eine etwas hölzerne Darstellung — das ewige Sichindiebrustwerfen! —
Genre. In der komischen Oper ist das freilich ganz etwas anderes.
schädigten den Eindruck seines Fritz. Herr Klein stellte als gekränkter
Gatte seinen Mann. Schade nur, daß man vom Text den ganzen
Immerhin wird man Herrn Neumann zugestehen müssen, daß
#nr ein vom ästhetischen Standpunkt auf die Dauer unhaltbares Prinzip
Abend lang so wenig verstand. Unsere Sänger müßten auf diesen wich¬
als Künstler von Geschmack und Geschick praktiziert hat. Ueber Schnitz¬
tigen Punkt mehr Acht haben. Die Szene, wofür diesmal Herr Regisseur
lers Stück bedarf es weiter keiner Worte. Es ist bekannt und ist an¬
Markowsky verantwortlich war, bot ein sehr gefälliges Bild. Und.
erkannt. Und man muß auch einräumen, daß es nicht nur viel im¬
unten im Orchester stand Herr Kapellmeister Tiil und führte seine
Scharen mit sicherer Hand zum Siege. Der Erfolg der Premiere war
manente Musik enthält, sondern auch ziemlich zahlreiche Stellen, die den
ein vollständiger und gab sich in zahllosen Hervorrufen des Autors,
Musiker reizen müssen, ihnen eine wirklich musikalische Resonanz zu
geben. Neumann stickt einen motivisch gemusterten, farbig klingenden
der Sänger und der übrigen Funktionäre kund. Möge er dem begabten
Orchesterteppich, auf dem sich die Singstimmen bequem im Parlando
Komponisten ein Ansporn sein zu den höheren Staffeln seiner Kunst!
R. B.
ergehen können, und dieses Parlando gibt oft glücklich den Tonfall der
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