II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1290

Liebele
5. Tn
box 12/7
31.MRL1917
Linzer Tagespost,
Linz.
.—
Theater, Zunst und Literatur.
(„Liebelei“.) Am Donnerstag erfreute uns das
Theater mit einer ganz vorzüglichen Aufführung von
welei“. Diese dramatische Erstlings¬
Schrice
arbeit des Dichters, die das Wiener „Süße Mädel“ auf
der Bühne einführte, wurde an Wirkung von keinem spä¬
teren Werke des Dichters übertroffen und die vorgestrige
Aufführung bewies, daß diese Wirkung auch jetzt nach mehr
als 20 Jahren voll und ganz erreicht wird. Die kunstvolle
und doch so einfache Führung der Handlung, der schöne
menschliche Stoff, das Trauerspiel eines Mädchens, das dem
ersten Mann, dem es liebend begegnet, sein ganzes Herz
schenkt, um dann zu erfahren, daß es nur Gegenstand eines
bloßen Zeitvertreibes, einer „Liebelei“ gewesen ist, sichern
dem Stücke seinen starken Erfolg, der ihm um so gewisser
ist, wenn die Aufführung sich auf einer Höhe hält, wie die
unsere. Die beiden jungen Lebemänner Theodor und Fritz
fanden in den Herren Triembacher und Liedt vor¬
ügliche Vertreter. Herr Lindt brachte für den Fritz die
ige Leidenschaftlichkeit, die sich mit Schwerblütigkeit ge¬
fährlich mischt, mit, Herr Triembacher stattete den viel
leichtlebigeren, mit praktischer Lebensphilosophie durchtränk¬
ten Theodor mit sprudelnder Laune aus, die sich ins¬
besondere im ersten Akte bei dem kleinen intimen Souper
zeigte. Für die arme Christine, die an der ersten großen
Liebe und Enttäuschung ihres Lebens zugrunde geht, kann
mnan sich schwer eine bessere Darstellerin denken als Fräulein
Fournes, die im dritten Akte die Figur zur höchsten
Tragik erhob und bei der Entdeckung der Täuschung, deren
Opfer sie geworden, einen so erschütternden Schrei ausstieß,
daß er uns durch Mark und Knochen ging. Mit reizender
Laune und der ganzen leichten Fröhlichkeit dieses das Leben
ohne Skrupel genießenden Geschöpfes gab Fräulein
Zeckendorf die Schlager Mizzi. Freilich, das gewisse
Eiwas, das das spezifisch Wienerische ausmacht, fehlt ihr.
Den alten braven Vater Weiring mit seiner sonnigen Le¬
bensauffassung spielte Herr Hübner mit schlichter Krz¬
innigkeit. Herr Le Bret als der Herr, der das fröhliche
Souper so verhängnisvoll stört, und Frau Maltana als
redselige Strumpfwirkerin vervollständigten auf das Beste
die Vorstellung. Der Spielleitung des Herrn Freytag
gebührt ebenfalls alles Lob. Herr Lindt erhielt mehrere
Blumenspenden. Das Haus war ausverkauft.
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