II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1340

Liebele
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12.00
Mähriecher Grenzbote, iglau
„Liebelei“ löste seine starke
Wirtung Aich bei=der donnerstägigen schwachen Auf¬
führung aus. Eine recht gute Leistung bot Frl. Dee¬
ren in der Rolle der Christine, obwohl ihr alles
andere liegt, als das Wienerische. Würdig stand ihr
Herr Lippert als Vater zur Seite. Die Schlager¬
mizzi des Frl. Ger stein wollen wir gelten lassen;
sie war zwar wienerisch, lustig, auch nicht zu laut,
dafür aber zu wenig grisettenhaft. Herr Dem er#
war ein mit wienerischem Behagen gut angegessener,
leichtfertiger, jedoch kein männlich starker Theodor. In
kleinen Rollen war Herr Prix und Frl. Schnutt
zufrieden stellend. Herr Ble ibtreu
im dritten
Akt hat den jungen Fritz sein Schicksal schon ereilt —
das heißt: Herr Bleibireu ist nicht mehr auf der Bühne.
Schicksal ereilt? Ach, er sah aus, als hätte er keines
haben können. Er betrug sich wie ein Friseur mit einem
Innenleben und deutete öfter mit einer erklärenden
Handbewegung an: „Passet auf, bisher stand ich nur da,
jetzt kommt das Innenleben.“ Es kamen aber nur Au¬
ßenreden und die nicht fließend! Ein verderbter und
untergehender Jüngling, sollte das sein? Ach, er war
enorm unverderbt. Einer von der Wiener Jugend.
Von Jugend lein Bauch, von Wien lein Ton. Wenn
ihn diese lebendige Christine an sich drückte, erwartete
man, die Luft pfeifen zu hören aus seiner ausge¬
dehnten Leere
Das Haus war nur schwach besucht, kargte auch
sehr mit Beifall.
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Steyrer Tagblatt
Paaniter

Stadttheather in Steyr. Ein sehn freuliches
Interesse hat das theaterfreundliche Publikum dem
„Schnitzler=Abend“ am letzten Samstag entgegengebracht.
Genwarde „Liebelei“, Logen und Parterre
waren dicht besetzt und reicher, gern gegebener Beifall
zeigte, wie sehr die Zuhörer mit dem Gebotenen auf der
Bühne. zufrieden waren. Fräulein Holzer zeichnete sich
durch ein wahrhaft rührendes Spiel aus. Sie verstand
es, die sympathische Figur der „Christine“ innig und
seelenvoll zu verkörpern. Ebenbürtig zur Seite stand ihr
Herr Klein, der seinem „Fritz“ die schönsten und wirkungs¬
vollsten Effekte abzugewinnen wußte. Mit entzückender
Natürlichkeit zeigte Fräulein Rauwolf als „Mitzi“ ihr
ausgesprochen schauspielerisches Talent und selbstverständlich
wußte Herr Alten als „Theodor“ wieder alle Funken
seines blitzendes Humors sprühen zu lassen. Den alten
Violinspieler „Weiring“ stattete Herr Exner lebens¬
warm und gemütvoll aus und Fräulein Enders brachte
es zuwegen, aus der weniger dankbaren Rolle der „Frau
Binder“ etwas zu machen, ebenso hat Herr Fink seine
Partie bestens ausgestattet. Besondere Auerkennung vere
dient auch diesmal wieder die sorgfältig durchgeführte
Spieleitung des Herrn Exner Alles in allem bracht¬
der Abend ein schönen Erfolg und nach diesem zu schließen
dürfte das interessante Schauspiel gewiß mehrere Wieder¬
holungen gewärtigen können.
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