II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1391

Liebelei
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hnlsattion u. dt. Rep—

dies den Typus des „süßen Mädels“. Auch das wäre Erscheinung und Temperament prädestinieren ih
Denter, Kuns und Aiteratm.
eines Jubiläums würdig, auch das hebt die Bedeu= den Theovor. Er war beinahe wienerisch. Herr G
Liebelei.
ist zwar kein Fritz, wie sich ihn Schnitzler wür
tung dieses Theaterstückes über die Vergangenheit hin¬
Der Barbier von
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aus und glorifiziert Wien in alle Ewigkeit.
würde, ist aber intelligent genug, sich auch in i
Verriac.
schicken. Herr Weyrich spielte den Hans W#
Arthur Schnitzler schrieb unter das Personenver¬
in traditioneller Weise.
Fichnis seines Schanspietes „Liebelei“, die Anmer¬
So trägt das Stück so viel Werte in sich, daß ihm
—— Eung: „Ort: Wien. — Zeit: Gegenwart.“ Der Ort
die Darstellung bei wenigstens einiger wienerischer
stmmt natürlich (dieser stimmt bei Schnitzler immer),
Dann folgte noch eine einaktige Komödie
Behandlung nichts anhaben kann. Wird es von echt
#uch die Zeit könnte stimmen, denn das Erlebnis der wienerischen Menschen gespielt, dann löst sein Moll= Max Mell: „Der Barbier von Verriac“. Auch
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Ehristine ist an kein Zeitalter gebunden. Aber diese ton, jenes „Zärtliche ohne Pathos“, das von Theistine
ist ein Wiener, ein noch jüngerer, einer mit sch
dichterischen Talenten, die immerfort vielverspre
WWegenwart war 1895, es ist also ein Vierteljahrhun= ausgeht, unser Gemüt in allen Fasern auf. Die Salz¬
dert darüber hingegangen, so daß dieses so liebe, uns burger Aufführung war wohl nicht durchwegs wiene¬
sind. Er schafft nicht viel, verzettelt sich augenschei
Bans Herz greifende Stück ein Jubiläum feiern
risch, aber sie gelang so daß auch ihr die Herzen ent¬
in der Tretmühle des Journalismus. Aber wa
Finte; mit voller innerer Berechtigung ein Jubiläum,
gegenschlugen. Frl. Schefranek, die echte Tränen schreibt, kommt aus einem Dichterherz. Er ist im
#il es heute noch so frisch, so lied, so ans Herz grei¬
weinte, ist zur Christine=Darstellung berufen. Sie isti nersten Lyriker. „Der Barbier von Verriac“ pa
fretlich noch nicht süßes Mädel genug, ist um ein seinem kontrastlichen Zusammenhang zur Auffüh
##ld ist wie bei seiner Erstaufführung vor 25 Jahren.
mit Schnitzlers „Liebelei“. Wie in dieser wird
Benn man annehmen würde, daß alles Sonstige, das Quentchen zu sehr in sich gekehrt; der Gefühlsaus¬
Schnitzler geschaffen, den Weg alles Vergänglichen
bruch im letzten Akt müßte elementarer sein. Aber es nur zur Erholung geliebelt, nur ist's da umge
gehen könnte — von seiner „Liebelei“ möchte man's
war wieder eine schöne Talentprobe. Hingegen hatte Da tut es eine Frau, nein: eine Dirne. Und ist
nicht annehmen und kann es nicht annehmen: sie ist die „Frau eines Strumpfwirkers“ Frau Czernitz= Eifersuchtsakt und spielt nicht in Wien, sondern i
unvergänglich. Es ist vielleicht das wienerischeste Renn wienerische Klassizität im Blute bis in die Grafschaft Laon in Frankreich, vor dem Ausbruck
Augenwimpern, bis in die Fingerspitzen, ja bis in die französischen Revolution, in einem Barbierla
Stück, das je geschrieben worden und wienerischer nicht
mehr geschrieben werden wird; es hat Klassizität in der zeitgemäße Kleidung. Auch die Mizzi Schlager fand Nanette, die Frau des Barbiers. Seine Wirt
Begebenheit, in den Menschen, im Ton. Hier muß in Frl. Jusa eine annehmbare Verkörperung. Von geht zurück, denn seine Frau ist ein „Schmutzf
man das Wort „lassen stahn“ bis ins letzte; jeder den Herren bot Herr Forstner die stärkste Leistung Die Servietten sind immer noch schmutzig und f
Satz, wie er da gesprochen ist, mußte genau so gespro= des Abends. Unser Operettentenor ist ein gewandter vom letzten Bast. Die Frau ist eine kokette Katze
chen werden und setzte Patinu an, wurde klassisch. In Schauspieler, ein sorgsamer Wortbehandler, dem der ist ihr „dummer Mann“, den sie betrügt. Sie sin#
Christine, der Tochter Hans Weirings, des Violin= Operettenblödsinn nichts anhaben kann und den wir halbes Jahr verheiratet. Bevor er sie zu keiner
spielers am Josesstädter Theater, schuf Schnitzler über= immer sympathisch im Schauspiel begrüßen werden, nahm, ist er ause Schloß rasseren gegangen. Da¬