II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1595

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habe auch gehört,“ bemerlte eine Naie des Volksibeaters,
u Kallina von ihrer Rolle geradezu erschüttert und bei den
s dem Weinen fast nicht berausgekommen ist.“
immt!“ erwiderte der Burgschauspieler. „Das ist eben das
an dieser verflixten, hohlen Boulevardkomödie, daß wir
der Bühne fast gerade so unverschämt heulen, wie die, die
in. Ich bin ein alter Hase und habe in bezug auf das Weinen
hrung gemacht, die man sich übrigens leicht erklären kann,
Schauspieler und Schauspielerinnen, die selbst wieder von
nschen stammen, denen also das Komödiespielen im Blute
n gewöhnlich so viel Zurückbaltung, daß ihnen die Träne
er Stimme zittert, die Wangen aber immer trocken bleiben.
wir gleich als Exempel die Retty, die doch eine der
einerinnen“ der deutschen Bühne ist! Sie kann, diese kleine
nurch ihr Schluchzen alte Männer wie Kinder heulen machen
raucht sich nur an „Klein Dorrit“ zu erinnern — aber kaum
ie Leute, lauft sie davon mit heiteren Augen, die so blank sind
früher erwähnten gefahrlosen siummen Revolver, die nicht
it Kuhhaar geladen sind. Das nennt man von Eltern ererbtes
ut.“
ber Frau Kallina ist doch auch ein echtes und rechtes Theater¬
hrf die Naive dazwischen.
grotzdem aber,“ fuhr der Burgschauspieler fort, „konnte sich sich
erichtsszene beim Wiederseben mit ihrem Sohne nicht aufrecht
oft sie die Szene auch spielte. Ja, noch mehr, wenn sie die
erhandlung hinter sich hatte, setzte sie sich immer in der ersten
uf einen Holzsessel nieder, um für sich, ganz in der Stille, zur
ng sozusagen, ein anständiges Pensum als Draufgabe noch
nen.“
as macht, meinte ein grauhaariger Regisseur, „weil in
Drama die Liebe zu einem Kind in Frage kommt.
die können recht haben!“ bekräftigte der alte Burgschauspieler.
be ich so recht eklatant bei unserer Kollegin Lotte Witt
Als Ludwig Fulda seinerzeit bei uns sein Lustspiel „Die
ichwester“ einstudierte, da war die Witt bei den Proben und
der Premiere eine der ruhigsten. Schließlich hat es sich ja um
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Ousnencenwur Tein
teulich bei einer gewöhnlichen Reprise des Stückes sehe ich sie
dritten Akt auf der Bühne mit ganz verweinten Augen. Ich
chon, es sei etwas vorgefallen, und erkundige mich. Was höre
Witt sei mmer so aufgeregt, wenn sie in dem Fuld#ichen
sich für ihre eigene Schwester ausgeben und dem lieben Kind
das sehnend die Arme nach Mamachen ausstreckt, sich ver¬
nd die Tante spielen muß! Woher diese Wandlung? Woher
im Lustspiel? Frau Witt hat mittlerweile geheiratet und
tutterglück, und da rührt sie das Kind und sie kann Mutter¬
spielen, ohne davon bewegt zu werden — sie, die als Sprosse
n Theatersamilie schon in der Wiege Bühnenluft geatmet hat.
als „Anna Karenina“ immer wie ein Kind schluchzt, wenn ihr
te verbietet, ihren Buben zu sehen, brauche ich nicht
ogen. Sie wird es auch noch bei der 50. Aufführung dieser
tün.“
schhabe,erzählt der alte Regisseur, „wenn ich in früheren
den Musikus Miller gespielt habe, immer gefürchtet, daß meine
Rührung mein Spiel und die Wirkung beeinträchtigen könnte.“
das ist falsch!“ entgegnete der Burgschauspieler. „Ich beneide
hauspieler und besonders jede Kollegin, die leicht weinen kann.
klichen Tränen, auf der Bühne geweint, geht ein Fluidum aus,
den Zuschauern mitteilt, eine wunderbare geheime Kraft, die
wirkt. Ich werde nie vergessen, wie unsere Frau Hartmann
ig der „Schmetterlingsschlacht“ entschieden hat — mit ein paar
kränen. Wie sie da im Schlußakt mit ihren Töchtern vor Herrn
inn erscheint und ausruft: „Ich hab' zu viel betteln und
chlucken müssen, um meine Kinder soweit zu bringen im Leben!
ie denn, Herr Winkelmann, was ein Pfund Fleisch kostet? Und
ie, was ein Pfund Margarinbutter kostet? Und sehen Sie, Herr
ann, Sie zahlen fürs Dutzend Fächer bloß 6 Mark“... Und wie
Hartmann zu der Stelle gekommen ist, wo sie sagt, sie würde
nicht mit Herrn Winkelmann tauschen, da sie ihre Kinder habe,
Wintelmanus einziger Sohn von ihm fort will; und wie sie
bruft, sie würde gerne noch einmal alles Elend und alle Bettelei
Rausgeworfenwerden mitmachen, wenn ihr Gott zuriefe:
noch einmal durch für deine Kinder!“ — wie sie da auf¬
und ihr das heiße Salzwasser über die Schminke herunter¬
da wal's, als ginge eine Revoluton durchs Parlett, ein Auf¬
Erbarmens.. Und zum Schlusse jubelte man dieser Frau
a=Hergentheim zu — für ihre heißen Tränen. Sudermann
die Hand und unser Sonnenthal sprach ein schönes Wort,
tlich in das Kapitel gehört, von dem heute an unserer Runde
Bank. Allerdings müssen sie im Keller des Herzens durch die Goldvarrer
echten Empfindens gedeckt sein.“
Man fand das Wort sehr treffend, wollte es aber noch immer
nicht als Schlußwort gelten lassen und über das Kapitel Weinen durch¬
aus weiterreden.
„Das merkwürdigste Verhältnis“ — erklürte der alte Buraschau¬
spieler, der heute nun einmal das große Wort führte — „ergibt sich
zwischen den Komitern und den echten Tränen. Unseren Komikern läuft
mir nichts dir nichts das Tränenhäferl über, bei den kleinsten Anlässen,
die absolut nicht tragischer Natur sind. Was hat z. B. Herr Treßler
im „Dummkopf“ von Ludwig Fulda zusammengeweint, weil ihm die
bösen, eigennützigen Verwandten sogar an das Geheimnis seines Tage¬
buchs gerührt haben! Rührender könnte ein kleiner Junge, dem die
Eltern das Tagebuch abnehmen, auch nicht flennen. Und unser
Römpler, der doch vom Haus aus der Schauspieler der Behaglich¬
keit ist, muß immer weinen — und notabene das Publikum weint mit
wenn als Doktor Klaus der kleine Müller die einfache Geschichte
seiner ärztlichen Pflichttreue erzählt. Wie er da einmal zum Töchterchen
der armen Beamtenswitwe gerufen wird, und sich vornimmt, des Abends
wiederzukommen, wie er aber mit seiner jungen Frau auf
einen Familienball gehen muß, und erst spät nachts zu jenem kranken
Mädchen kommt und es tot findet . .. Auch Thimig ist ein „echter
— was hat er da
Weiner“. Als Etchepare in Brieux' „Rote Robe“
geflennt, wenn er seiner Frau sagt, sie solle von ihm gehen
und von den Kindern, und wenn er auf ihre Bitte hin schwört, ###
Kindern nie von der Schande der Mutter zu erzählen !... Uebrigel“
gibt's bei uns im Burgtheater nur zwei Personen, die wir noch
niemals haben weinen geseben und wahrscheinlich auch niemals
sehen werden. Die eine ist uner Hofrat, der Direktor Schlentheir.
Dir hat zum Beispiel befriedigt geschmunzelt, wie die Rührkomödie von
Bisson bei der vorgestrigen Generalprobe ein solches Heulkonzert hervor¬
gerufen hat. Und die zweite Person ist Josef Kainz. Er mag sterblich
lieben, hassen, küssen, töten, er mag sich grämen, grübeln, jammern, ver¬
zweifeln, aufschreien, die Welt in Trümmer schlagen — alles geschieht
auf trochnem Wege. Schminte ab — und kein Stäubchen, von Tränen¬
naß geseuchtet, könnte an den Wangen kleben bleiben. Dafür aber ist
Kainz der großaitigste „Kunst=Weiner“, den wir unter den Männern
besitzen. Wohl nur ein Souverän seiner selbst — aher ein Souverän.
Und noch unterhielten sich die Mitglieder der Runde über das
Weinen — wie es großen und kleinen Bühnengöttern beliebt. Bis eine
junge Dame mahnte, man solle doch endlich vom Lachen sprechen. Man
tats' auch. Doch darüber ein andermal ...