II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1667

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Liebelei
LESEHEA
Alterhenmen Tur Leltungs-Aussemme
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Tolkszeitung, Wier
vom:
19. PEB. 1933
###e################################ hältnis dulde. Wo er doch ahnt, Fritz werde denn auch zeitlebens diese Einakter („Frage Erzherzogin, die dem 3
die einzige Liebe der Tochter bleiben!“
das Schicksal", „Weihnachtseinkäufe“,stand, mit derartiger Ger
„Abschiedssouper", „Anatols Hochzeits=nicht einmal der k
sihiener Tientermate
morgen“ usw.) für verunglückte Stückchen ge= Intendanzhofrates Dr. 2
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Zweifellos wollte auch ein andres
halten, wie denn auch Sonnenthal, dessen das Stück, das „ja ehn
Zur Neuaufführung von „Liebelei“ im Josefstädter
Moment der Aristokratin nicht gefallen. Was
Hausarzt der berühmte Laryngolog Re¬
Saisonschluß angesetzt
Theater. — Warum die Fürstin Metternich gegen das
hat ein Vorstadtgeiger, was hat eine
gierungsrat Dr. Schnitzler gewesen, dem
noch zu geben und dau
Stück so wütete. — Schnitzler gegen Anatol.
Strumpfwirkerin, und was haben solche
Freunde gegenüber nach der Lektüre des
immer verschwinden zu
Morgen,
Montag, bringt das
Mädel überhaupt auf der Bühne des Burg¬
„Anatol“=Manuskript das Urteil abgab: „Dein
den Skandal vermeiden,
fstadt zwei der
Theaierinder Jo
theaters zu tun? Sind solch niedrige Personen
Sohn Artur ist absolut talentlos.“
bot in den Blättern
reizvollsten Stücke Artur Schnitzlers,
dramatische Subjekte, deren Schicksal Furcht
Trotzdem wurden die Stücke da und dort
Die schärfste Verso
sein populärstes Drama aus- der Vorstadt,
und Mitleid der höheren Gesellschaft erregen
mit Erfolg aufgeführt. Das Volkstheater
als Dichter des Aerztesti
(in glänzerder Besetzung, mit
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könnten? Damals spielte Adolf Sonnenthal
sollte die erste zyklische Aufführung bringen.
bardi“ von der Statthal
Hugo Thimig als Weiring und Paula Wessely
den Geiger. Durch seine Milde die durchaus
Da sagte Schnitzler nach langem Sträuben:
Stück mußte jahrelang —
als Christine), und eine seiner drolligsten
würdige Greisengestalt adelnd. Aber erst vier
„Gut, ich geb’ euch (Adolf Weisse war
warten, ehe man es i
Komödien „Der tapfere Kassian“. Vor dem
Jahre später, als er mit schweren Röhren¬
damals Direktor) diese Dichtungen frei, ob¬
erstenmal spielen konntel
Schreiber dieser Zeilen steht der Dichter, da¬
stiefeln, die Peitsche in der Hand, im Namen
für verfehlte, novellistische rein dichterisch auf ein
gleich ich
mals (1896) im schönsten Mannesalter, die
des großen Dichters Gerhart Hauptmann als
Dialoge halte und euch nochmals zurufe: Assistenzarztes Dr. Artut
Anatol=Locke melancholisch geformt, mittags
Fuhrmann Henschel auf der Bühne des
An der psychiatrischen
„Lasset doch die Toten ruhen!' Aber ich sag'
in der Türkenschanzgegend, über irgend etwas
Burgtheaters erschien, konnte er die Herr¬
Dozent Dr. Alexander
euch's gleich: Ihr müßt mir das Recht geben,
sinnend. Womit er sich beschäftigte? Mit
schaften von den Logen und vom Parkett
noch bei der Generalprobe die Stücke zurück¬
bemerkt, ein bekanntes
einem frischen, fröhlichen Aerger über die —
überzeugen, daß auch eine Persönlichkeit
zuziehen, sobald ich sie unmöglich findel“
Männergesangvereines).
Fürstin Pauline Metternich.
niederen Ranges, wie ein Kutscher es ist, als
einem Priester den Zu
„Ich weiß nicht,“ sagte er, „warum
Fürst des Lebens und des Leidens die
Nun, dazu kam's nicht. Im Gegenteil, der Patientin nicht gestatten
ihr Journalisten gerade die Fürstin Pauline
Huldigung des Mitleids würdig entgegen¬
ihren schwärmerischen
Zyklus wurde immer besser und besser besucht.
zu einem solchen Liebling der Wiener empor¬
— in einem Hause von
gerade ihren letzten herrl
nehmen könne
Eigentlich wird die Gestalt des Anatol, des
gelobt habt. Gewiß, sie nützt ja durch den Ertrag
wie die Engel sie begrüß
Marmor und Gold und vom nobelsten
gebildeten, jungen Wieners, des leidenden
ihrer vom Volk bestaunten Frühlingsfeste.
Himmels ertönt.
Publikum, einer kaiserlichen Haupt= und
Lebensgenießers, dessen Champagnerglas
Trotzdem verachtet sie dieses „Volk'. Jetzt ge¬
Daraus zimmerte
Residenzstadt.
stets mit einer feinen Masche aus schwarzem
hört meine „Liebelei' schon sechs Monate dem
blemstück. Aber obgl
Flor umhüllt ist, die nur der Trinker sieht —
Spielplan des Burgtheaters an, aber die
Kirche mit aller gebi
eigentlich wird dieser Don Juan des feinen
Fürstin hat noch nicht aufgehört, in ihren
Merkwürdig —
obgleich Schnitzlers
behandelte, wollte de
Wiener Dialektes, dessen Liebestragik in einer
Kreisen und weit darüber hinaus gegen mein
„Liebelei“ durch fast fünfzehn Jahre zweiund¬
schauungen sonst durcha
koketten Stirnlocke sich materialisiert, dieser
Stück zu hetzen. Das erzählen mir die
vierzigmal aufgeführt werden konnte (das
damalige Statthalter Ba
Wiener Hausherrnsohn, der schon mit Dativ
ernstesten Funktionäre vom Obersthofmeister¬
ist schon eine bevorzugte Zahl), waren die
bedingt verbieten. Haupt
amt, der Intendanz. Sie sind besorgt darüber.
Hofleute doch froh, es 1910 an das Deutsche und Akkusativ richtig umgeht, nicht nur das
er glaubte, der Dich
männliche Ideal einer Generation Frauen und
Denn in dieser Spielzeit hat es noch kein Stück
Volkstheater abgeben zu können. Denn die
streberischen Minister 2
Mädchen, sondern er wird die Gestalt, die den
gegeben, das so gute Kassa gemacht hat wie
Metternich ließ nicht louer. Wie wenig das
Duzfreund Bernhardi i
Dichter so eigentlich populär machte.
„Liebelei'. Nicht einmal Sudermanns „Glück
Vorstadtdrama im Burgtheater abgespielt
fallen läßt, ihn gem
Wie sehr übrigens Schnitzler seinen
im Winkel' und Ibsens „Klein Eyolf', der es
war (man denke nur an die glänzende Erst¬
Obwohl der Ministe in
Anatol=Zyklus geringschätzte, dafür zeugen
doch gewiß verdient hätte. (Noch dazu mit
Weiring
Sonnenthal;
besetzung:
völlig unähnlichen Mas
Briefe, die er mir 1909 schrieb (ich habe sie
Mitterwurzer als Allmers!) Die Fürstin will
Christine — Adele Sandrock; Mizzi —
sich der Statthalter von
sogar beim nächsten Abonnement eine eigene
Kallina; Fritz — Kutschera; Theodor —später in der „Volks=Zeitung“ veröffentlicht).
abbringen.
Als ich „Hochzeitsmorgen“ in einer lite¬
Agitation einleiten, damit der Hofadel keine
Zeska, und Mitterwurzer in der winzigen
Schnitzler hatte in
rarischen Veranstaltung aufführen wollte,
Logen mehr nehme“
Rolle des „Herrn“), das ergibt sich aus der
andern Staatsfunktionär
warnte er mich — das Stück sei ihm durchaus
„Aber wissen Sie, gegen wen eigentlich
Aufführungszahl des Deuischen Volks¬
lichen Unterrichtsminist
unsympathisch, es werde keine Wirkung üben.
der Zorn der Fürstin sich richtet?“ fragte
theaters. Da gab es kurz hintereinander
wie Dr. Flint) Univers
Ich antwortete ihm schriftlich: ich sei durch¬
mich Schnitzler.
noch
Einen offiziell liberaler
sechsundachtzig glänzend besuchte
aus gegensätzlicher Meinung. Und in der Tat,
„Bielleicht gegen die beiden Liebes¬
„Liebelei“=Abende!
dem die freien Volksschh
das Stück hatte großen Heiterkeitserfolg. Aber
paare,“ antwortete ich, „weil doch keiner von
immer mehr durch klös
der Dichter war nur zur Generalprobe ge¬
den beiden jungen Herren seine Geliebte
ließ. Es war der Minis
kommen, das Stück selbst wollte er nicht durch
Dichter sind gewöhnlich so sehr mit sich
heiraten will. Ja, noch mehr, weil nicht ein¬
starb, ohne zu ahnen, ei
seine Gegenwart legitimieren.
selbst und ihrem Ruhm beschäftigt, daß ihnen
mal die zwei Mädchen verlangen, geheiratet
held Schnitzlers zu sein,
für Dankbarkeit keine Zeit bleibt. Bei
zu werden!“
der nicht gemeint war,
Hatte die „Liebelei“ seinerzeit im Burg¬
Schnitzler war das wirklich anders. Das
„Nein — der Vater ist's!“ erwiderte
scheiden darüber sich kre
theater mit der mächtigen gesellschaftlichen
Volkstheater hatte „Liebelei“ eine
der Dichter. „Das bekomme ich immer zu
hatte Rache nehmen kör
Zensur zu kämpfen, so andre Stücke wie „Der
glänzende Unterkunft gewährt, und als
hören. Der alte Geiger aus dem Josefstädter
Eines ist sicher: der
grüne Kakadu“ und „Professor Bernhardi“
dessen Dramaturg Glücksmann den Dichter
Theater. Diesen Vater wollte die Metternich
mit rein höfischen oder mit der ebenso Holländer ist trotz seine
um die Ueberlassung des „Anatol“=Zyklus
am liebsten von der Szene weggeschossen haben,
mächtigen der Bureaukratie. Die Groteske mals Professor geworde
bestürmte, sagte er endlich — ja. Das war
seine
und zwar deshalb, weil er wisse,
büßen müssen, dramatist
„Der grüne Kakadu“ flog nach fünf Auf¬
Trchter habe nie Aussicht, von ihrem Fritz ein wahres Martyrium. bis man den Dichter
geheiratet zu werden, und trotzdem das Ver- zur Einwilligung gebracht hatte. Er hatlführungen Ende Mai 1899 auf Befehl einer