II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 1808

Liebelei
box 13/4
„ORSERVER“
Woltzeile Nr. 11
710
Telen
Radiovelt, vien,
Nr 11.
„LIEBELEI.“
(Elite-Film.)
Eine Verbeugung vor dem verstorbenen
österreichischen Dichter Arthur Schnitzler.
Besser: vor dem Wiener Dichter Schnitzler.
Schnitzlers Wien ist ein Vorkriegs-Wien. Ein
Wien der galanten jungen Leutnants und der
blonden süßen Mädel — allerdings nicht im
verkitschten Sinne. Man muß es dem Re¬“
gisseur dieses Fllms als besonderes Verdienst
anrechnen, daß er auch hier keinen Küsch
aufkommen ließ. Es gelang ihm allerdings
nicht, jenen Hauch Wiener Atmosphäre in den
Film zu zaubern, der über Schnitzlers Ori¬
ginaldichtung liegt. Immerhin: Es wurde ein

guter und wirksamer Pum.
Durch die Mitwirkung etlicher Österreicher
bekommt der Film eine interessante, wenn
auch nicht entscheidende Note. Besonders
tyoisch: Magda Schneider als Christine
und Willy Eichberger als Theodor.
Magda Schneiders Partner Wollgang L
beneiner ist etwas zu preußisch stramm.
alter
Erschütternd Pael Hörbiger
Weyring. Gründgens schauspielerisch gut,
aber gänzlich unwienerisch.
Ein interessanter Film, wenn auch nicht
kanz von Schnitzler.
„OBSERVER'
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Frünner Tagestvie hinne
vom Senahier, 11. 0T.
6
cheli
Seit ihrer Entstehung 1895 hät brechung¬
bittersüße Dichtung mannigfache
Schi
Umfokmungen erlebt. Alte Filmchroniken herich¬
ten von einem „Liebelei"=Film vor 20 Jahren
mit — kaum glaublich — Waldemar Psylander,
dann gab es vor etwa 8 Jahren einen Stumm¬
film des Regisseurehepaares Fleck; man er¬
innert sich dunkel der beiden Hauptdarsteller —
Evelya Eblt und Fred Louis Lerch und einer
muffig=rührseligen Schlußapotheose an Fritz
Lobheimer: Katafalk. Franz Neumanns würdige
Opernvertimung liegt dazwischen und während
nun der Tonfilm „Liebelei“ das ewige Motiv
von Liebe und vom Sterben neuerlich abwandelt,
hört man mit banger Scheu von einer bevor¬
stehenden Operettenfassung durch Oscar Straus
mit hapy end und anderen zwangläufigen Ab¬
änderuingen des preziösen Stoffes. Um so dank¬
barer muß man die dramaturgische Bearbeitung
des vorliegenden Tonfilms anerkennen, die
Hans Wilhelm und Kurt Alexander in pietät¬
voller Wahrung Schnitzlerschen Geistes vor¬
genommen haben. Selbst Abweichungen vom
Original, daß z. B. die Bürgerssöhne Fritz Lob¬
heimer und Theo Kaiser Offiziere find, ent¬
springen nicht der Absia,t, dem im Film so be¬
liebten Militärleben neue Reize abzugewinnen,
sondern es bietet sich den geschmackvollen Libret¬
tisten dadurch mehrfach Gesegenheit, Streif¬
lichter auf ein von Schnitzler so oft und so zu¬
treffend geschildertes Milieu zu werfen. Das
gilt namentlich von einer Szene, in der Ober¬
leutnant Theo Kaiser von seinem Regiments¬
obersten ein Duellverbot für seinen Freund Fritz
zu erwirken trachtet, aber auf einen orthodoren
Verfechter des Ehrenkodex stößt. Daß bei allem
kein verfilmtes Theater, sondern ein künst¬
lerischer Film zustande kam, ist das Verdienst
Max Ophüls; es spricht für die hohe Qua¬
lität seiner Spielleitung, wenn selbst kleine
Mängel, wie etwa der norddeutsche Akzent des
im übrigen zu großen Hoffnungen berechtigen¬
den Wolfgang Liebeneiner (Fritz), oder
gelegentliche Unebenheiten der Tonwiedergabe
störend ins Gewicht fallen. Staunenswert gelang
ihm die Erweckung der munteren Magda
Schneider zu einer seelenvollen kleinen Tra¬
gödin, die „Zärtlichkeit ohne Pathos“ rührend
verkörpert. Dabei hat sie die große Nachbarschaft
Luise Ulrichs zu bestehen (einer nicht minder
bezwingenden Variation der Spezies „Wiener
Mädel“, wie sie etwa Paula Wessely vorsteilt),
die eine Mizi Schlager von klassischer Prägung
verkörpert. Willi Eichberger (Theo) wächst
ebenfalls deutlich unter einer tüchtigen Führer¬
hand. Die bekannte Kurzepisode „der Herr“ i
im Film zur Figur eines eiskalten Tiplomaten
erweitert, dem Gustav Gründgens charak¬
teristische Züge verleiht, auch seine Gattin
durch Olga Tschechowa reizvoll dargestellt
wird im Film sichtbar. Rührend und schlicht
der große Künstler Paul Hörbiger als Pater
Weyring. Ein Film mit Atmosphäre, mitunter
G. R.
sogar mit echt Schnitzlerscher.