II, Theaterstücke 5, Liebelei. Schauspiel in drei Akten, Seite 2078

weche, weit unser Probulienspragranm heraus¬
produktionofirma finanziell zur Verfügung stehen.
kommt, sein werden!“ Dieser Stoßseufzer entrang
Zu einem großen historischen Ausstattungsfilm
sich der gequälten Brust des mir befreundeten
gehört natürlich weit mehr Kapital, als zu einem
Dramaturgen und Lektors einer der größten euro¬
modernen Durchschnittolustspiel. Ferner aber misssen
päischen Filmgssellschaften. Der Arme hat mit
sich die Drehbuchautoren nach der Zahl der in der
seinem am friedlichen Stammkasseehaustisch aus¬
Kalkulation des Films eingesetzten sogenannten
gebrochenen Ohermachtsschrei jäh ein Problem an¬
Ateliertage richten, denn ein bestimmter zur Ver¬
geschnitten, das Tausenden am Herzen liegt und
fügung stehender Betrag darf nicht überschritten
noch nie mit der Offenheit geklärt wurde, die im
werden. Man hat beispielsweise 14 Ateliertage zur
Interesse der Beteiligten selbst sehr wehl längst am
Verfügung, und muß nun bei der Abfassung der
Platze gewesen wäre.
Drehbuches möglichst Schauplätze wählen, deren
Seit Jahren schon werden die Filmfirmen
bautechnische Hunstellung möglichst wenig Zeit und
aller Herren Länder täglich mit Laienmanuskripten,
Platz erfordert.
entwürsen, vorschlägen und Ideen, ja — sogar
Ein Laienantor würde, aus dem Vollen
mit kompletten Drehbüchern überschüttet. Kein
schöpfend, wahrscheinlich gigantische Bauten oder
Tag vergeht, an dem nicht die Post oder oftmals
wenigstens prunkvolle Räume 'n riesiger Zahl vor¬
auch Boten und nicht selten die Autoren selbst ge¬
schreiben. Der derufsmänige Drehbuch#intor muß
waltige Manuskriptsolianten auf die Tische der
sich mit weit weniger Ambitionen absinden, sich den
Filmdramaturgen deponieren. Es hat keinen Sinn,
Verhältnissen anpassen und oft Konzessionen
den zahllosen Laien und Schrifrstellern, die sich
machen, zu denen sich ein Laienautor nie und
zum Filmauter derufen füchlen, immer wieder zu
nimmer bereitfinden würde. Auf diese Weise bleibt
erklären, daß für eine Annahme ihres oft unter
von einem Originalmanuskriptentwurf fehr oft recht
Schweiß und viel Arbeit entstondenen Fabrikats wenig übrig. Aber die Umstände erforder äußerste
nicht die mindeste Aussicht besteht. Sie wollen es Sparsamseit, und nur der Filmfachmann ist in der
nicht glauben und haben eigentlsch auch wenig Lage, am richtigen Plaßz mit Aufwand zu sparen.
Anlaß dazu: denn von Zeit zu Zeit wird immer
Was nun die Wahl der Stoffe selbst anbetrifft,
wieder verbreitet, daß Anregungen aus dem Pu¬
so greift die Filmindustrie nicht ohne Grund
blikum durchaus erwünscht seien, daß es so
immer wieder auf bewährte ältere Vorlagen zurück.
manchem Laien gelungen sei, den Weg zur Dreh¬
Unsterbliche, klassische Stoffe aus der großen Welt¬
buchterstellung zu finden und was dergleichen
literatur (wie „Wilhelm Tell“, „Die Jungfrau von
Irrtümer mehr sins. Nicht immer sind es nur
Orleans“, „Quo vadis?“, „Die Passion“) werden
fromme Lügen, die solche Irrtümer verbreiten. Oft
ebensogern zu wiederholten Malen verfilmt wie
steckt auch irgend ein Schwindelunternehmen da¬
sturmecprobte Erfolgsstories („Dev Graf von Monte
hinter, deren Drahtzier auf die Ahnungs¬
Christo“ „Alraune“, „Der Studeni von Prag“,
losigkeit und — auf das Geld abgesehen haben.
„Der Hund von Baskerville') und moderne
Sind Filmideen von Laien überhaupt ver¬ Theaterstücke und Romane („Die Heilige und ihr
Narr“, „Liebelei“, „Der Katzensteg usw.). Auch
wertbar? Der Verfasser dieses Aufsatzes, der
populärer Ereigtisse aus der Welbeschichte hat sich
jahrelang ale Dramaturg und Regisseur in be¬
deutenden europäischen Filmgesellschaften tätig ge= die Filmindustrie zur Destillierung von Kino=Sen¬
sationen sehr oft bedient, man denke nur an die
wesen ist, beantwortet diese für viele Tausende
Ereignisse um König Friedrich II. von Preusen
schicksalsschwere Frage mit einem festen „Nein!“.
(„Friedericus Rex“), an die Historien um Rapeleen,
Gewiß mag es in zwei oder drei unwesentlichen
an die Figuren der Mesdames Dubarry und Pom¬
Einzefällen vorgekommen sein, daß diese oder jene
padour, an Rasputin und andere historische Per¬
aus dem Publikum gekommene Anregung von einer
sönlichkeiten. Stoffe und anekdotische Erzählungen
Filmgesellschaft aufgegriffen und tatsächlich ver¬
aus dem Dasein historischer Persönlichkeiten als
wendet wurde. In den meisten dieser Fälle jedoch
Filmvorwurf rorzuschlagen, ist für einen Film¬!
hat der unglückselige Autor entweder nichts für
fremden ein aussichtsloses Beginnen, weil selbst
seine Idee erhalten, oder aber er sah sie später im
fertigen Film derart verstümmelt und verunstaltet, bei erlaubtem Vorbehalt einer sogenannten „Op¬
tionsfrist“ die betreffende Filmgesellschaft deren
daß er sein eigenes Kind nicht mehr erkannte.
Ablauf einfach abwarten würde, um sich dann det
Ist es also festgestelltermaßen so gut wie aus¬
Vorschlages spesenfrei zu bedienen.
geschlossen, daß die Idee eines Filmfachfremden
Was also kann der Laie als Filmschriftsteller
Verwendung findet, so ist es natürlich ganz und
wirklich erreichen? So gut wie nichts, muß eine
gar unmöglich, daß die Filmindustrie komplette
offenherzige Antwort lauten. Die Industrie bleibt
Szenerien und gar Drehbüicher von Laien ver¬
ihm auch dann verschlossen, wenn er den besten
wenden kann.
Vorschlag per Welt machn würde (was übrigens
Der Filmfachfremde, selbst wenn er (und das
bei Leuten außerhalb der Filmwelt gar nicht ein¬
sind die schwierigen Fälle für den Dramaturgen!)
mal ausgeschlossen ist!) — es sei denn, daß es ihm
Berufsschriftsteller ist, kann ein gebrauchsfertiges
gelingt, aus seiner Idee ein hervorragendes
Filmdrehbuch unter gar keinen Umständen
Bühnenstück oder einen Roman zu machen. Haben
schreiben. Jedes Drehbuch ist eine Gemeinschafts¬
diese Werke Erfolg, dann melden sich die Fum¬
arbeit von oft fünf und mehr Fachleuten, die über
interessenten allein. Und dann ist der Verfasser in
jeder einzelnen Szene tagelang grübeln und allein
der glücklichen Lage, Ansprüche selbst künstlerischer
die technischen Bedingungen kennen, unter denen
Natur stellen zu können.
die Verfilmung dieser oder jener Szene überhaupt
Denn: die Filmindustrie ist in erster Linie eben
möglich ist. Es mag, wie gesagt, vorgekommen sein,
eine Industrie. Sie besieht aus ziemlich nüchtern
daß der Entwurf eines Laien Verwendung fand
denkenden und gewitzigten Geschäftsleuten, die mit
In einem solchen Falle aber hat es sich fast immer
bekannten Namen wie mit einem Markenartikel
um irgendeine Persönlichkeit — wenn nicht um
operieren. Solange einer keinen Namen hat,
eine Protektionsangelegenheit gehandelt. Die oft
kommt er für die Filmindustrie nicht in Frage.
stattgefundene Verfilmung von Romanen und
Und wenn er Shakespeare d. J. in Person wäre
Novellen fällt selbstverständlich nicht unter diese
Feststellung.
Wie entsteht ein Filmdrehbuch nun eigentlich
Unterrichts=Mitteilungen.
wirklich? Lachen Sie nicht, wenn Sie die nachfol¬
(Entgelich).
gende sehr plausible, vielleicht desillusicnierende
Frau Berta Volckmar, staatlich geprüfte
blitzeinfache Erklärung lesen. Werfen Sie bitte Ihre
Klavierlehrerin, nimmt ab 15. September ihren
Ideale nicht über Bord und verzweifeln Sie bitte
Unterricht wieder auf. Graz, Burgring 16,
U 1627
nicht an der künstlerischen und kulturellen Sendung 12. Stock.