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4.9. Ana¬
1 Zyklus
Bitte Rückseite beachten!
Telephon 12.801.
BSERVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für
Zeitungsausschnitte
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
oslauer Morgen Zeitung,
1911
vom
sie die Aufführung
Lobe=Theater. Sonnabend, 18 Februar. „Anatol.) Vier
Einakter von Arthur Schich Mit dem „Anatol, einem
pielerischen Zyklus von 7 Zwei= und Dreigesprächen aus dem bunten
Liebesdasein eines Wiener Lebemännchens, hat Arthur Schnitzler vor
nahezu 20 Jahren seine dramatische Laufbahn begonnen. Es ist ihm
wunderlich mit diesen zierlichen Einakterchen ergangen. Erst waren
sie lange Zeit nur eine pikante Lektüre für litterarische Genießer,
die den eigentümlichen Duft der für den jungen Schnitzler so be¬
zeichnenden sich selbst ironisierenden Melancholie zärtlich einsogen,
dann erschienen allmählich die prägnantesten der sieben Stückchen
bald da, bald dort einzeln auf der Bühne. Und jüngst — als die
Zeit des „Anato eigentlich schon vorüber schien —, kam das Ber¬
liner Lessing=Theater auf den Einfall, einmal die Abenteuer Anatols
für sich allein wirken zu lassen und stellte ein Quartett oder Quintett
von ihnen zusammen. Der Einfall gefiel. So bekamen auch wir heute
vier Anatol-Akte zu sehen, von denen übrigens mindestens drei
hier schon gezielt worden sind.
Vielleicht trafen aber die Theater zuerst doch das Rechte, als sie
immer nur einen Anatol=Gang als Vorspeise servierten. Vier
Vorspeisen ohne ein ordentliches Mittelgericht und einen gehörigen
Magenschluß sind selbst für den zartgaumigsten Gourmand nicht ganz
das richtige Essen. Alle diese niedlichen Junggesellen=Späße gleichen
sich in Anlage, Entwickelung. Stimmung und Pointe doch gar zu
sehr, und dem Eindruck einer gewissen Einfärbigkeit, für den die
Herren Theaterregisseure eine besonders empfindliche Witterung
haben, begegnen diese gern, indem sie selbst ein wenig koloristisch
nachhelfen.
Auch Herr Bonno hat die vier Einakter nicht als die salon¬
philosophischen, koketten Phantasien vor uns ausgebreitet, die sie
sind, sondern nach den drolligen Wirkungen gesucht. Wenigstens
denke ich mir, daß Herr Skoda nicht ohne Einwilligung des Re¬
gisseurs den ein wenig selbstgefälligen, ein wenig naiven, ein wenig
egoistischen Anatol mit den äußeren und inneren Behelfen des
Komikers gespielt hat. Zumal das häufige Fistulieren, ein Lieb¬
lingsmittel überroutinierter Humoristen, wollte garnicht zu dem
lieben Burschen passen, der in dem Buche Schnitzlers so lebendig
vor uns dasteht. Herr Skoda ist jung, elegant, Oesterreicher, ein
trefflicher Darsteller, und dennoch hat er an dem Anatol gehörig
vorbeigegriffen. Herr Müller hat wohl den rechten überlegenen
Sarkasmus für den Max, ist aber in der Erscheinung — trotz seites
zu norddeutsch-schwerfällig für diesen älteren,
Österreichertums
weiseren Doppelgänger Anatols. Von den vier Damen, die in
unserem Zyklus auf Anatols munterem Lebenswege zur Heirat die
Liebesstationen markieren, war die muntere Annie des Frl. Jauck
die schnitzlerischste Figur. Das echte Wiener Vorstadtmädel mit dem
leichten Herzen, dem reschen Lerchenfelder Schnabel und dem
urgesunden Magen! Sehr fein in ihrer unbefangenen Gedächtnis¬
schwäche für verklungene Episoden aus ihrer internationalen
Steeple-Chase über Männerherren wirkte die Zirkusdame Bianca
des Frl. Lamberg. Die kleine Cora aus der „Frage an das
Schicksal darf den größten Teil ihres Bühnendaseins im hypnotischen
Schlafe zubringen. Das war für Frl. von Pothy und die Zu¬
schauer angenehm, da sie weit natürlicher schläft, als spricht. Als
eifersüchtige Ilona aus dem Hochzeitsmorgen gab sich endlich Frl.
Fabry ungemein geräuschvoll. Ich glaube, selbst diese rabiate junge
Dame kann seiner und liebenswürdiger dargestellt werden, als es
hier geschah.
Buchhausgabe bei S. Fischer, Berlin
Die Rückseite beachten
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burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Wiesbadner Tagblatt
2
Wiesbaden
vom
Residenz=Theater.
Samstag, 25. Februar: Faschings=Prolog. Verfaßt
von Julius Rosenthal. — „Anatol." Von Artur
Schnitzler. Die Frage an das Schicksal. — Episode. —
— Anna Hagmorgen.
Auch der diesjährige Faschings=Prolog stammt aus der
versgewandten Feder Julius Rosenthals, und wieder
war es Herr Winter, der als Prinz Karneval mit
hübscher Pointierung den witzigen Versen Geltung ver¬
schaffte. Allerdings könnte der junge Künstler etwas mehr
Mäßigung in den Bewegungen während des Vortrags
zeigen. Natürlich belächelte Herr Rosenthal wieder die
Kurtaxe und ließ den Prinzen Karneval einen Rundgang
durch die Stadt antreren, auf der Suche nach Frau Sorge,
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Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
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burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
oslauer Morgen Zeitung,
1911
vom
sie die Aufführung
Lobe=Theater. Sonnabend, 18 Februar. „Anatol.) Vier
Einakter von Arthur Schich Mit dem „Anatol, einem
pielerischen Zyklus von 7 Zwei= und Dreigesprächen aus dem bunten
Liebesdasein eines Wiener Lebemännchens, hat Arthur Schnitzler vor
nahezu 20 Jahren seine dramatische Laufbahn begonnen. Es ist ihm
wunderlich mit diesen zierlichen Einakterchen ergangen. Erst waren
sie lange Zeit nur eine pikante Lektüre für litterarische Genießer,
die den eigentümlichen Duft der für den jungen Schnitzler so be¬
zeichnenden sich selbst ironisierenden Melancholie zärtlich einsogen,
dann erschienen allmählich die prägnantesten der sieben Stückchen
bald da, bald dort einzeln auf der Bühne. Und jüngst — als die
Zeit des „Anato eigentlich schon vorüber schien —, kam das Ber¬
liner Lessing=Theater auf den Einfall, einmal die Abenteuer Anatols
für sich allein wirken zu lassen und stellte ein Quartett oder Quintett
von ihnen zusammen. Der Einfall gefiel. So bekamen auch wir heute
vier Anatol-Akte zu sehen, von denen übrigens mindestens drei
hier schon gezielt worden sind.
Vielleicht trafen aber die Theater zuerst doch das Rechte, als sie
immer nur einen Anatol=Gang als Vorspeise servierten. Vier
Vorspeisen ohne ein ordentliches Mittelgericht und einen gehörigen
Magenschluß sind selbst für den zartgaumigsten Gourmand nicht ganz
das richtige Essen. Alle diese niedlichen Junggesellen=Späße gleichen
sich in Anlage, Entwickelung. Stimmung und Pointe doch gar zu
sehr, und dem Eindruck einer gewissen Einfärbigkeit, für den die
Herren Theaterregisseure eine besonders empfindliche Witterung
haben, begegnen diese gern, indem sie selbst ein wenig koloristisch
nachhelfen.
Auch Herr Bonno hat die vier Einakter nicht als die salon¬
philosophischen, koketten Phantasien vor uns ausgebreitet, die sie
sind, sondern nach den drolligen Wirkungen gesucht. Wenigstens
denke ich mir, daß Herr Skoda nicht ohne Einwilligung des Re¬
gisseurs den ein wenig selbstgefälligen, ein wenig naiven, ein wenig
egoistischen Anatol mit den äußeren und inneren Behelfen des
Komikers gespielt hat. Zumal das häufige Fistulieren, ein Lieb¬
lingsmittel überroutinierter Humoristen, wollte garnicht zu dem
lieben Burschen passen, der in dem Buche Schnitzlers so lebendig
vor uns dasteht. Herr Skoda ist jung, elegant, Oesterreicher, ein
trefflicher Darsteller, und dennoch hat er an dem Anatol gehörig
vorbeigegriffen. Herr Müller hat wohl den rechten überlegenen
Sarkasmus für den Max, ist aber in der Erscheinung — trotz seites
zu norddeutsch-schwerfällig für diesen älteren,
Österreichertums
weiseren Doppelgänger Anatols. Von den vier Damen, die in
unserem Zyklus auf Anatols munterem Lebenswege zur Heirat die
Liebesstationen markieren, war die muntere Annie des Frl. Jauck
die schnitzlerischste Figur. Das echte Wiener Vorstadtmädel mit dem
leichten Herzen, dem reschen Lerchenfelder Schnabel und dem
urgesunden Magen! Sehr fein in ihrer unbefangenen Gedächtnis¬
schwäche für verklungene Episoden aus ihrer internationalen
Steeple-Chase über Männerherren wirkte die Zirkusdame Bianca
des Frl. Lamberg. Die kleine Cora aus der „Frage an das
Schicksal darf den größten Teil ihres Bühnendaseins im hypnotischen
Schlafe zubringen. Das war für Frl. von Pothy und die Zu¬
schauer angenehm, da sie weit natürlicher schläft, als spricht. Als
eifersüchtige Ilona aus dem Hochzeitsmorgen gab sich endlich Frl.
Fabry ungemein geräuschvoll. Ich glaube, selbst diese rabiate junge
Dame kann seiner und liebenswürdiger dargestellt werden, als es
hier geschah.
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Zeitungsausschnitte
Wien, I., Konkordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
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burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr).
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Wiesbadner Tagblatt
2
Wiesbaden
vom
Residenz=Theater.
Samstag, 25. Februar: Faschings=Prolog. Verfaßt
von Julius Rosenthal. — „Anatol." Von Artur
Schnitzler. Die Frage an das Schicksal. — Episode. —
— Anna Hagmorgen.
Auch der diesjährige Faschings=Prolog stammt aus der
versgewandten Feder Julius Rosenthals, und wieder
war es Herr Winter, der als Prinz Karneval mit
hübscher Pointierung den witzigen Versen Geltung ver¬
schaffte. Allerdings könnte der junge Künstler etwas mehr
Mäßigung in den Bewegungen während des Vortrags
zeigen. Natürlich belächelte Herr Rosenthal wieder die
Kurtaxe und ließ den Prinzen Karneval einen Rundgang
durch die Stadt antreren, auf der Suche nach Frau Sorge,