4.9.
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Zykle
großer Zahl und aus begrüßte ihn mit herbeigeführt werden
als Vetter. Der liebenswürdige Greis aber wandte wird die gleiche Wirkung
Regierung und Arnauten. Die Regierung ist
sich ab, verließ die zärtlichen Verwandten und zog lung hervorgerufen und de
ernstlich bemüht, die Arnauten in der Gegend von laut „Baul. B. nach Würzburg, wo er ein einsames macht. Und last not least,
Ipek davon zu überzeugen, daß sie den guten Wil= Leben führt und bereits manche Stiftung zu wohltä= Erfolge bei Behandlung mit
len hat, Reformen einzuführen und den Be¬
tigen Zwecken gemacht hat. In die Heimatgemeinde halationszwecken. Die Erfah¬
dürfnissen der Arnauten gerecht zu werden. Der desselben wird von seinem Gelde wohl wenig binierten Behandlung stam¬
Mutessariff von Jpek ist beauftragt worden, unver= sommen.
In unserem Vaterlande hab
mals von seinen Zweifeln befreien kann. So huschen daß dies das letzte Souper
sie durch sein Zimmer: das süße Mädel aus der Anatol das Gefühl des betr
Stadt-Theater.
Vorstadt, die verheiratete Frau, die Zirkusdame und
sieht sich in eine Rolle gedrä
Heidelberg, 17. Juni 1912.
das Theatermädel. Und jede läßt irgend einen
mag: in die Rolle eines Lieb¬
Anatol.
Schmerz in der Erinnerung zurück. Jede bleib¬
wird. Und da gesteht er de
Einakter=Zyklus von Arthur Schnitzler
ihm, trotzdem sie nun irgendwo ein anderes Glück eine andere Geliebte habe.
gefunden hat, mit tausend Fäden verbunden. Und davon, der Treulosen den T.
In diesen Tagen hat er seinen fünfzigsten Ge¬
dieser Duft wehmutsvoller Erinnerung, dieser Hauch heißer Zorn steigt in ihm
burtstag gefeiert: der Arthur Schnitzler. Und wie
von zerflossenen Träumen und erloschenen Liebes¬ Rache. In Worten gegense
alle haben in diesen Tagen wieder aufs neue gefühlt
stunden umweht uns und es geschieht, daß sich da gegenseitigen Hasses enthüllt
was für ein wundervoller Mensch dieser Wiener ist
unsere eigenen Schicksale mit den Schicksalen dieser
schen für einen Augenblick ein
Alle Menschen, die er geschildert hat, sind da wieder
Menschen phantastisch vermischen.
sucht und so etwas wie Brut
vor uns lebendig geworden: diese Menschen, die
Als erstes Stück spielte man gestern „Weih¬
mit der Liebe so traulich unt
durch die weiche Atmosphäre der Wienerstadt ihr
nachtseinkäufe, einen Dialog, in dem eine
Zum Schluß: „Anato
leises Glück und ihr leises Weh tragen, deren Leben
stille Liebe von melancholischen Lichtern umglimmt gen“. Auch hier ein Abschi
von einem entzückenden Leichtsinn und zugleich von
vom Junggesellenleben, den
der Melancholie eines sterbenden Herbsttages erfüllt ist. Auf der Straße treffen sie sich: Anatol und Ga
briele, die verheiratete Frau. Am Weihnachtsabend
jenem Leben, das so voller
und deren Dasein auf so vielfältige Weise von selt
Zwischen Ironie und melancholischer Heiterkeit, wäh¬ Es ist der Abschied von der
samen Schicksalen umstellt ist.
rend Anatol von seiner Geliebten spricht, die de
ner, von verschwiegenen Zim¬
draußen wohnt in den kleinen Gassen der Vorstadt
Abschied ist nicht leicht, weil
Gestern gabs in unserem Stadttheater eine
fühlt Gabriele, daß eigentlich sie selbst Anatol.
an die Hochzeitskomödie gla¬
Schnitzler-Feier. Die Stuttgarter Gäste spiel
Geliebte ist, daß das Glück greifbar vor ihr steht
für sich reklamiert.
ten drei Stücke aus dem „Anatol“=Zyklus und sie
und daß sie es nicht nehmen kann, weil sie nicht der
Alle diese kleinen Szenen
haben uns damit einen Abend geschenkt, für den wir
Mut dazu hat.
aber ihren höchsten Reiz erst
hnen eigentlich dankbar sein müssen
Das „Abschiedssouper" ist ein Kabi¬
gen des Dialogs, durch die
Das ist nämlich das Entzückendste, was Schnitz
nettsstück Schnitzlerscher Psychologie. Anatol feier¬
denen die Atmosphäre von
er geschrieben hat: dieser „Anatol“. Hier hat er Abschied. Er ist der Liebelei mit Annie müde, weil sinn der jungen Jahre ame
die Gestalt des Wiener jungen Mannes geschildert,
sein Herz längst wieder einer anderen gehört. Scho-Schnitzlerische. Das erst me
der mit lässiger Grazie von einer Liebe zur andern nend will er ihr sagen, daß es aus ist zwischen
Einakter aus.
geht. Hier hat er den leichtsinnigen Melancholiken
ihnen; so schmerzlos wie möglich soll der Abschie¬
Aber diesen Zauber, der
gezeichnet, der in jedem Glück schon düster die sein. Da tritt nun aber der Fall ein, daß auch Anni¬
strömt, haben die Stuttgart
Sterbestunde der Liebe ahnt, der jede Liebe mit einer der Episode müde ist, weil auch ihre Liebe bereits
vermocht. Was der Auffüh¬
neuen Illusion beginnt und jede Liebe langsam er
anderswo vor Anker ging.
Es wäre also
leichte Wienertum. Der Leich
natten sieht, weil er Skeptiker ist, weil er seine Ge¬
alles in bester Ordnung und es könnte ein recht ver
und ihm fehlte die Melanchol
fühle mißtrauisch kontrolliert und weil er sich nie- gnügter Abschied sein. Aber als Annie davon spricht, stellung, die sich durch die
Derved that
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großer Zahl und aus begrüßte ihn mit herbeigeführt werden
als Vetter. Der liebenswürdige Greis aber wandte wird die gleiche Wirkung
Regierung und Arnauten. Die Regierung ist
sich ab, verließ die zärtlichen Verwandten und zog lung hervorgerufen und de
ernstlich bemüht, die Arnauten in der Gegend von laut „Baul. B. nach Würzburg, wo er ein einsames macht. Und last not least,
Ipek davon zu überzeugen, daß sie den guten Wil= Leben führt und bereits manche Stiftung zu wohltä= Erfolge bei Behandlung mit
len hat, Reformen einzuführen und den Be¬
tigen Zwecken gemacht hat. In die Heimatgemeinde halationszwecken. Die Erfah¬
dürfnissen der Arnauten gerecht zu werden. Der desselben wird von seinem Gelde wohl wenig binierten Behandlung stam¬
Mutessariff von Jpek ist beauftragt worden, unver= sommen.
In unserem Vaterlande hab
mals von seinen Zweifeln befreien kann. So huschen daß dies das letzte Souper
sie durch sein Zimmer: das süße Mädel aus der Anatol das Gefühl des betr
Stadt-Theater.
Vorstadt, die verheiratete Frau, die Zirkusdame und
sieht sich in eine Rolle gedrä
Heidelberg, 17. Juni 1912.
das Theatermädel. Und jede läßt irgend einen
mag: in die Rolle eines Lieb¬
Anatol.
Schmerz in der Erinnerung zurück. Jede bleib¬
wird. Und da gesteht er de
Einakter=Zyklus von Arthur Schnitzler
ihm, trotzdem sie nun irgendwo ein anderes Glück eine andere Geliebte habe.
gefunden hat, mit tausend Fäden verbunden. Und davon, der Treulosen den T.
In diesen Tagen hat er seinen fünfzigsten Ge¬
dieser Duft wehmutsvoller Erinnerung, dieser Hauch heißer Zorn steigt in ihm
burtstag gefeiert: der Arthur Schnitzler. Und wie
von zerflossenen Träumen und erloschenen Liebes¬ Rache. In Worten gegense
alle haben in diesen Tagen wieder aufs neue gefühlt
stunden umweht uns und es geschieht, daß sich da gegenseitigen Hasses enthüllt
was für ein wundervoller Mensch dieser Wiener ist
unsere eigenen Schicksale mit den Schicksalen dieser
schen für einen Augenblick ein
Alle Menschen, die er geschildert hat, sind da wieder
Menschen phantastisch vermischen.
sucht und so etwas wie Brut
vor uns lebendig geworden: diese Menschen, die
Als erstes Stück spielte man gestern „Weih¬
mit der Liebe so traulich unt
durch die weiche Atmosphäre der Wienerstadt ihr
nachtseinkäufe, einen Dialog, in dem eine
Zum Schluß: „Anato
leises Glück und ihr leises Weh tragen, deren Leben
stille Liebe von melancholischen Lichtern umglimmt gen“. Auch hier ein Abschi
von einem entzückenden Leichtsinn und zugleich von
vom Junggesellenleben, den
der Melancholie eines sterbenden Herbsttages erfüllt ist. Auf der Straße treffen sie sich: Anatol und Ga
briele, die verheiratete Frau. Am Weihnachtsabend
jenem Leben, das so voller
und deren Dasein auf so vielfältige Weise von selt
Zwischen Ironie und melancholischer Heiterkeit, wäh¬ Es ist der Abschied von der
samen Schicksalen umstellt ist.
rend Anatol von seiner Geliebten spricht, die de
ner, von verschwiegenen Zim¬
draußen wohnt in den kleinen Gassen der Vorstadt
Abschied ist nicht leicht, weil
Gestern gabs in unserem Stadttheater eine
fühlt Gabriele, daß eigentlich sie selbst Anatol.
an die Hochzeitskomödie gla¬
Schnitzler-Feier. Die Stuttgarter Gäste spiel
Geliebte ist, daß das Glück greifbar vor ihr steht
für sich reklamiert.
ten drei Stücke aus dem „Anatol“=Zyklus und sie
und daß sie es nicht nehmen kann, weil sie nicht der
Alle diese kleinen Szenen
haben uns damit einen Abend geschenkt, für den wir
Mut dazu hat.
aber ihren höchsten Reiz erst
hnen eigentlich dankbar sein müssen
Das „Abschiedssouper" ist ein Kabi¬
gen des Dialogs, durch die
Das ist nämlich das Entzückendste, was Schnitz
nettsstück Schnitzlerscher Psychologie. Anatol feier¬
denen die Atmosphäre von
er geschrieben hat: dieser „Anatol“. Hier hat er Abschied. Er ist der Liebelei mit Annie müde, weil sinn der jungen Jahre ame
die Gestalt des Wiener jungen Mannes geschildert,
sein Herz längst wieder einer anderen gehört. Scho-Schnitzlerische. Das erst me
der mit lässiger Grazie von einer Liebe zur andern nend will er ihr sagen, daß es aus ist zwischen
Einakter aus.
geht. Hier hat er den leichtsinnigen Melancholiken
ihnen; so schmerzlos wie möglich soll der Abschie¬
Aber diesen Zauber, der
gezeichnet, der in jedem Glück schon düster die sein. Da tritt nun aber der Fall ein, daß auch Anni¬
strömt, haben die Stuttgart
Sterbestunde der Liebe ahnt, der jede Liebe mit einer der Episode müde ist, weil auch ihre Liebe bereits
vermocht. Was der Auffüh¬
neuen Illusion beginnt und jede Liebe langsam er
anderswo vor Anker ging.
Es wäre also
leichte Wienertum. Der Leich
natten sieht, weil er Skeptiker ist, weil er seine Ge¬
alles in bester Ordnung und es könnte ein recht ver
und ihm fehlte die Melanchol
fühle mißtrauisch kontrolliert und weil er sich nie- gnügter Abschied sein. Aber als Annie davon spricht, stellung, die sich durch die
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