II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 428

4.9. An
1 Zyklus
box 9/2
Teleph.
OBSERVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz Nr. 4.
Vertretungen
In Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland,
Christiania, Genf, Kopenhagen, London, Madrid,
Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom, San
Francisco, Stockholm, St. Petersburg, Toronto.
(Quellengabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus
vom 3. Neubes Nordmährerblatt, Or¬
Deutsche Schaubühne.
„Anatol. Artur Schnitzlers
Gesamttitel „Anatol" vereinen gestreiche und
überaus sein gearbeitete Lustspielchen wurden Diens¬
tag vor ausverkauften Hause aufgeführt. Daß das
Haus voll war ist natürlich in erster Linie dem Um¬
stande zuzuschreiben, daß es der Abend vor einem
Feiertag war. Es spielt also auch der Kalender eine
Rolle beim Theaterbesuch und es könnte vielleicht
in kluger Ausnützung dieser Tatsache dem Schauspiel
auf unserer Bühne so geholfen werden, wenn mit
es an den vom Publikum erfahrungsgemäß für das
Theater reservierten Samstagen und Sonntagen an¬
setzen würde. Die Operette zieht an sich, auch wenn
sie mitten in der Woche gegeben wird. Also „Ana¬
tol: Viel Gutes sah man nicht, dagegen viel Un¬
zulängliches, Mangelhaftes und auch selbstverschuldet
Schlechtes. Herr Raul bringt für den Anatol ent¬
schieden gute Qualitäten mit, er weiß auch seine
Vorzüge gar schlau zu zeigen, aber die feinen Linien
seiner Figur hat der sonst so gewissenhafte Darsteller
verzeichnet. Ebenfalls nur in groben Umrissen stellte
Herr Alexander Spalke den Mar heraus. Das
Ueberlegene, Erfahrene brachte er nur verwischt zum
Ausdruck, Gesten und Sprechart haben stellenweise
geradezu automatenhaft gewirkt. Von den Damen
zunächst Frl. Leni Holstein, die der Soubretten¬
rolle der Anni restlos beikam und vom Publikum
durch stürmischen Beifall ausgezeichnet wurde. In
achtungsvollem Abstand, aber immerhin lobend zu
erwähnen ist Frl. Kamilla Schuster in der Dop¬

pelrolle Gabriele Ilona. Namentlich als Letztere
war sie recht brav. Sonst darstellerisch nichts Erwäh¬
nenswertes. An die Adresse der Regie, bitte: Am
Weihnachtsabend wird selbst ein Schutzmann und
ein Dienstmann nicht in bloßer Bluse im Schneege¬
stöber auf der Straße herumgehen, der Aermste
erfriert ja, namentlich wenn der Schneefall derart
kräftig und andauernd ist, daß es durch Dach und
Decke noch in Maxens Zimmer schneit, wie das der
Fall war. Die Souffleuse war von einer rührenden
Zuvorkommenheit, man hat jedes Wort lange vorher
und störend deutlich gehört. Ob sie auch Schuld hat
an dem vorzeitigen Fallen des Vorhanges im vierten
Akt, wissen wir nicht. Das Haus war, wie gesagt,
ausverkauft und unterhielt sich augenscheinlich sehr
gut¬