II, Theaterstücke 4, (Anatol, 8), Anatol, Seite 554

4.9. A.
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k
box 9/4
nicht verhindert hat. Daß die ganze auf¬
zur
Periode, die stilistisch gewählt wurde, im
Verhältnis zur Entstehungszeit des Wer¬
See
kes viel zu früh ist, mag noch hingehen.
Daß man aber die mitwirkenden Damen
ch ein
in Kleider steckt, die zum Teil sogar bis
auf die Mitte des 19. Jahrhunderts
schlag,
zurückgehen, dagegen die Herren in
Inseln
Offiziersuniformen der Artillerie bleibt
unverständlich. Anatol ist bei Schnitzler
55
chließt
überhaupt kein Offizier — sondern ein
154 W. 55.
hocheleganter, überkultivierter, etwas de¬
Vorstellunge
kodenter und müder Genießer des Le¬
bens, für den der Beruf eines Offiziers
viel zu anstrengend gewesen wäre.
Aber wenn man ihn schon mal
Offiziersuniform stecken wollte,
than
et
Emanu, warum dann nicht in eine der vielen
prächtigen Uniformen, wie sie zu den
seinen
Kostümen der Damen gepaßt hätten,
A
statt in die graue unscheinbare Feld¬
Lindheit
bluse des Artilleristen?
andere
Aber was kommt es, wird man viel¬
us den
leicht sagen, darauf viel an? — Dieser
kennen,
Anatol war ja doch Schnitzler's Anatol
re Kin= nicht. Vermutlich wird kein Anatol einer
wachsen amerikanischen Aufführung dem richtigen
Furcht
Anatol jemals entsprechen. Hier bleibt
gewischt
von allem Süßen, Zärtlichen, Empfind¬
samen, das um die Figur wittert, nur
der Spaß übrig, — und das ist dann
lin" der gar nicht so ein besonders origineller
mandant Spaß. Diese Art Anatol, wie ihn der
rgen um sicherlich elegante und begabte Herr
Mitter=Schildkraut darstellt, ist dann schließlich
Ei
N. N., nur noch ein recht eingebildeter Knicker
uthamps relati leicht erreichbarer Herzen, — und Erstklassig
er wird häufig zum blamierten belachter
Vorverkau¬
Barbersho
Dümmling, wenn er sich in seinen eitlen
den sich:
Selbstbespiegelungen getäuscht sieht. Von
Sopran,
Film dem melancholischen Reiz, dem samtenen

Flaum, der auf diesen Dingen liegen
en nad
ro=Gold= sollte, — der das alles als Teil einer
Rath
höchst kultivierten Weltanschauung und
prechfil¬
Lebenseinstellung erscheinen lassen würde,
„Olym¬
Gro¬
ist kein Hauch geblieben.
Das alles gilt noch im verstärkten
in
ert Bal¬
Maße für die Darstellerinnen. Mit
Frau E.
Mars
Ausnahme von Patricia Collinge, welche
Aronsson
jene Frau höchst dezent und geschmackvoll
C. Dick,
darstellt, der Anatol, zu ihrem eigenen
Have¬
Eintritt
Bedauern, nicht gänzlich „gefährlich
A. Pacz
geworden ist, waren diese Damen alle zu
Robert
mehrere Grade zu niedrig eingestellt. Be¬
mar von
sonders fiel das bei der (an sich sehr
8 Frank
wirkungsvoll gespielten) Mimi der
V.
in, Heinz
Miriam Hopkins auf die aus einer klei¬
nen zarten Wiener Tänzerin zum Cho¬
hatte sich in rus-Girl vom gröbsten (nicht vom guten)
Joseph Broadway=Kaliber geworden war. Und
sich jedoc
so weiter.
3 Orch
alt hat, daß
Bei alledem hat die Einakterreihe doch
der einhalten eben eine gewaltige Portion bestes
NIEN
Theater in sich und wirkte deshalb auch
diesesmal, speziell auf ein Publikum, dem
berichten, daß alle unsere Einwände relativ fern
Bayer, liegen. Zumal sich Herr Bela Blau und
y
er, einem rei seine Mitwirkenden alle Mühe gegeben
rikanten, sich hatten, das Ganze durch Jo Mielziner in
ala, frühe ein üppiges (vielleicht eben dadurch ein
53.
hen Botschaft bischen schweres) Gewand zu kleiden und
wird. Bayer den üblichen Vorstellungen von einem AMSTAG,
Theater=Wien möglichst und sicher nicht
Vermögen von
ohne Geschmack gerecht zu werden.
issen haben.
Wir möchten denken, daß man mit
dem „Anatol“ eine gewaltige Ueber¬
w-Kirche ver¬
KRE
l. Anni, raschung erleben würde, wenn man ihn
mal allen historischen Schnickschnacks ent¬
ter, Tochter
kleiden und rein durch sich selbst, als volle
kiesewetter von
Gegenwart wirken ließe. Er ist nämlich
Samstag,
arwood, vermutlich noch überaus „modern
rau P. Le Roy
Dr. R.
n Conn. Das