1.9. Anatol
Zyklus
box 9/4
ARGUS de la PRESSE
Voit tout
LES PLUS ANCILES BUREAUTE ETATS DE PRESSE
37. Rue Bergère, PARIS (9e)
der vor.
Envoi de
NEUE PAGER LEURS
elle
dre
Data
30 JANVIER 1932
Sucre
.
Theater
a
was gezwungen, holte aber bald durch
THEATRE DE L'AVENUE
ANATOLE
Lebendigkeit und Frische das Ver¬
Von Arthur Schnitzler.
säumte ein. Dass der « Maître d'hô¬
Französische Fassung von M. Reinon,
tel mehr einem Wiener Pferdedrosch¬
M. Vancaire und S. Clauser.
kenkutscher ähnlich sah, sei nur der
Vollständigkeit halber erwähnt.
Arthur Schnitzler, der im vergange
Das Werk wurde von Georgette Bo¬
nen Herbst im Alter von 69 Jahren
starb, gehörte zu den bedeutensten ner, der Regisseurin der leider ver¬
schwundenen deutschen Bühne, und
Dramatikern um die Jahrhunderten
de. Man hat ihn mancherorts als « Lo-Michel Tschekhoff in Szene gesetzt.
Und we man gestehen muss mit Glück
kaldramatiker » bezeichnet, denn in
und gutem Geschmack. Die Spielweise
seinen Werken spiegelt sich seine Va¬
war lebendig und liess trotz mancher¬
terstadt Wien mit all ihrem Scharm,
lei toter Punkte in der Dichtung weder
ihren Reizen und auch ihren Schwä¬
Langeweile noch Ermüdung eintreten.
chen. Anatole war eines der ersten
Auch die meisten der Bühnenbilder
Werke des Dramatikers, die ihm zu
waren von grosser Eindringlichkeit
Ansehen und Berühmtheit verhalfen
und wirkungsvoller Einfachheit. Um
Den Jungen der Neuzeit wurde Schnitt¬
se mehr muss man sich wundern, wie
ler mit seinem Drama « Liebelei » ge
recht. Heute ist nun alles anders ge¬ man es fertig brachte, das Bild zur
worden. Das Wien Schnitzlers gibt es zweiten Szene (Weihnachtseinkauf,
gelinde ausgedrückt, so unzureichend
nicht mehr und die Menschen Schnitz¬
darzustellen. Eine graublau gestriche¬
lers gibt es auch nicht mehr. Was
ne Leinwand, mit einem schlecht auf¬
einst ein Zeitstück war, ist heute eine
gezeichnetem Türgriff und der Auf¬
literarhistorische Erinnerung.
Das Werk « Anatole » besteht aus schrift « Poussez », davor ein Gaskan-
delaber, dazu ein unwahrscheinlich
fünf, scheinbar unzusammenhängen¬
schmaler Gegsteig dürfte selbst in der
den Szenen, in dessen Mittelpunkt
ärmsten und obskursten Wiener Vor¬
Anatole, der unabhängige Junggeselle
der Vorkriegszeit steht und agiert. stadt nicht zu finden sein.
Die Wiedergabe fand beim Publikum
Man könnte das Werk auch « Anatol
reichen und verdienten Beifall und die
und die Frauen überschreiben. Jede
Darsteller konnten sich wiederholt bei
einzelne Szene trägt eine Ueberschrift
dem kritisch eingestellten Publikum
« La Frousse », « Achats de Noel »,
einer Generalprobe bedanken.
« Episode », « Souper d'Adieu », « Le
Nach dem Programm ging dem ei¬
Matin du Mariage ». In allen Szenen
sehen wir Anatole auf der Jagd nach gentlichen Bühnenwerk ein Vorspruch
von Hugo von Hofmannsthal voraus
Liebesglück, ohne viel Gewissensbisse
der aber leider im Lärm der unpunkt¬
immer unzufrieden mit sich und sei¬
lichen Besucher vollkommen unter¬
ner Umwelt, da sich das ersehnte
Lutz FRANK,
ging.
ständige, innerliche Glück nicht ein¬
P.S.
Wegen Platzmangel mussten
stellen will. Mir dünkt der letztge¬
leider die Besprechungen der stattge¬
nannte einzige sympathische Zug des
fundenen Premieren in den Theatern
Titelhelden wichtig genug, um ihm bei
der Ausarbeitung besondere Sorgfalt Atelier, Odeon und Comédie-Française
angedeihen zu lassen. Mit ihm steht auf die nächsten Nummern verteilt
L. F.
werden.
und fällt das Stück, Hier zeigt sich
der rote Faden, der die einzelnen Ge¬
schehnisse zusammenbindet. Diese
Zyklus
box 9/4
ARGUS de la PRESSE
Voit tout
LES PLUS ANCILES BUREAUTE ETATS DE PRESSE
37. Rue Bergère, PARIS (9e)
der vor.
Envoi de
NEUE PAGER LEURS
elle
dre
Data
30 JANVIER 1932
Sucre
.
Theater
a
was gezwungen, holte aber bald durch
THEATRE DE L'AVENUE
ANATOLE
Lebendigkeit und Frische das Ver¬
Von Arthur Schnitzler.
säumte ein. Dass der « Maître d'hô¬
Französische Fassung von M. Reinon,
tel mehr einem Wiener Pferdedrosch¬
M. Vancaire und S. Clauser.
kenkutscher ähnlich sah, sei nur der
Vollständigkeit halber erwähnt.
Arthur Schnitzler, der im vergange
Das Werk wurde von Georgette Bo¬
nen Herbst im Alter von 69 Jahren
starb, gehörte zu den bedeutensten ner, der Regisseurin der leider ver¬
schwundenen deutschen Bühne, und
Dramatikern um die Jahrhunderten
de. Man hat ihn mancherorts als « Lo-Michel Tschekhoff in Szene gesetzt.
Und we man gestehen muss mit Glück
kaldramatiker » bezeichnet, denn in
und gutem Geschmack. Die Spielweise
seinen Werken spiegelt sich seine Va¬
war lebendig und liess trotz mancher¬
terstadt Wien mit all ihrem Scharm,
lei toter Punkte in der Dichtung weder
ihren Reizen und auch ihren Schwä¬
Langeweile noch Ermüdung eintreten.
chen. Anatole war eines der ersten
Auch die meisten der Bühnenbilder
Werke des Dramatikers, die ihm zu
waren von grosser Eindringlichkeit
Ansehen und Berühmtheit verhalfen
und wirkungsvoller Einfachheit. Um
Den Jungen der Neuzeit wurde Schnitt¬
se mehr muss man sich wundern, wie
ler mit seinem Drama « Liebelei » ge
recht. Heute ist nun alles anders ge¬ man es fertig brachte, das Bild zur
worden. Das Wien Schnitzlers gibt es zweiten Szene (Weihnachtseinkauf,
gelinde ausgedrückt, so unzureichend
nicht mehr und die Menschen Schnitz¬
darzustellen. Eine graublau gestriche¬
lers gibt es auch nicht mehr. Was
ne Leinwand, mit einem schlecht auf¬
einst ein Zeitstück war, ist heute eine
gezeichnetem Türgriff und der Auf¬
literarhistorische Erinnerung.
Das Werk « Anatole » besteht aus schrift « Poussez », davor ein Gaskan-
delaber, dazu ein unwahrscheinlich
fünf, scheinbar unzusammenhängen¬
schmaler Gegsteig dürfte selbst in der
den Szenen, in dessen Mittelpunkt
ärmsten und obskursten Wiener Vor¬
Anatole, der unabhängige Junggeselle
der Vorkriegszeit steht und agiert. stadt nicht zu finden sein.
Die Wiedergabe fand beim Publikum
Man könnte das Werk auch « Anatol
reichen und verdienten Beifall und die
und die Frauen überschreiben. Jede
Darsteller konnten sich wiederholt bei
einzelne Szene trägt eine Ueberschrift
dem kritisch eingestellten Publikum
« La Frousse », « Achats de Noel »,
einer Generalprobe bedanken.
« Episode », « Souper d'Adieu », « Le
Nach dem Programm ging dem ei¬
Matin du Mariage ». In allen Szenen
sehen wir Anatole auf der Jagd nach gentlichen Bühnenwerk ein Vorspruch
von Hugo von Hofmannsthal voraus
Liebesglück, ohne viel Gewissensbisse
der aber leider im Lärm der unpunkt¬
immer unzufrieden mit sich und sei¬
lichen Besucher vollkommen unter¬
ner Umwelt, da sich das ersehnte
Lutz FRANK,
ging.
ständige, innerliche Glück nicht ein¬
P.S.
Wegen Platzmangel mussten
stellen will. Mir dünkt der letztge¬
leider die Besprechungen der stattge¬
nannte einzige sympathische Zug des
fundenen Premieren in den Theatern
Titelhelden wichtig genug, um ihm bei
der Ausarbeitung besondere Sorgfalt Atelier, Odeon und Comédie-Française
angedeihen zu lassen. Mit ihm steht auf die nächsten Nummern verteilt
L. F.
werden.
und fällt das Stück, Hier zeigt sich
der rote Faden, der die einzelnen Ge¬
schehnisse zusammenbindet. Diese