wird das Stadttheater Basel mit ausgezeichneten
Solisten, größerem Orchester und größerem Chor
das Opernprogramm bestreiten und wieder sind
wertvolle andere Gastspiele in Aussicht genom¬
men. Kurzum, es ist der Theatergemeinde ge¬
lungen, in den 5 Jahren ihres Bestehens unserem
Theaterleben Richtung und Rahmen zu geben
und es zu festigen. Die Notwendigkeit und die
gute Wirkung dieser Institution ist erwiesen und
der Erfolg ist vor allem das Verdienst ihres
Präsidenten Dr. Speidel, was aus der Versamm¬
lung wiederholt und mit Akklamation bekundet
wurde. Erfreulicherweise ist auch ein gewisser
wirtschaftlicher Erfolg eingetreten. Trotz der
Schwere der Zeit und des geringen Mitglieder¬
beitrages hat die Theatergemeinde nach dem Kas¬
senbericht von Frl. Jörgensen bereits ein Ver¬
mögen von Fr. 1084.— erworben, das als kleiner
Rückhalt gegen eventuelle Rückschläge willkom¬
men sein wird. Herr Huber erstattete den Revi¬
sorenbericht und nahm die Abstimmung vor. So
hat Aaraus Theaterpublikum aus eigener Kraft
und mit geringen Mitteln seine Theaterfrage
einigermaßen gelöst oder wenigstens in gute
Bahnen bringen können. Der Stadtrat war weit¬
sichtig genug, diese Bestrebungen von der ersten
Stunde an zu erkennen und zu fördern, was für
den Erfolg der Theatergemeinde wiederum von
entscheidender Bedeutung war. Möge das Publi¬
kum das seinige weiter tun und sich immer zahl¬
reicher in der Theatergemeinde sammeln.
Die Direktion des Stadttheaters ließ es sich
nicht nehmen, mit dem „Abschieds souper
aus Schnitzlers „Anatol“=Zyklus ihrerseits der
Theatergemeinde dem Dank des Ensembles Aus¬
druck zu geben. Mit wenigen Requisiten schuf
Frau Direktor Senges im großen Affenkastensaal
eine kleine Chambre separée für die köstliche kleine
Wiener Episode. Zwei Oesterreicher, Frl. Delys
und Herr Lerner, gaben das Paar, das sich ver¬
abschiedet, Herr Goeckler sekundierte als der
gute Freund Max, der sozusagen die Sordine auf
den Saiten der Sentimentalität und der Leiden¬
schaften darstellen soll. Herr Ferner debüttierte
in dieser Rolle für Aarauf er ist nen. Er gab
den Anatol lebensstrichen, nicht der über¬
kultivierten impressionistischen Weichheit dessen,
der zum Nervenbündel geworden ist u. die Seele
entschleiert hat. Und er hat eigentlich auch recht,
obschon der Anatol die Figur ist, die immer wie¬
der der Impression des Augenblicks erliegt und
sich so ins Leben verwickelt. Schnitzler stellt in
dieser Episode mit viel Ironie dar, wie zweie
die sich nichts vorzumachen versprochen haben, aus
der Kolle fallen, da sie doch immer Adam und
Eva sind. Lerners Anatol war Schnitzler „von
der anderen Seite, von einem viel bestimmteren
und festeren „Ich“ aus. Des neuen Schauspie¬
lers Talent scheint in der Richtung der leichten,
unbeschwerten Schwärmerei zu liegen und Ana¬
tol ist ja auch kein Othello. Frl. Delys als die
Annie, die sich plötzlich verliebt, war in ihrem
Element. Ein unbekümmertes Wienermadl, ganz
dem Augenblick offen, der Liebe, wie dem Cham¬
pagner, den Austern wie der Rache und ganz vor¬
züglich einstudiert in der kleinen Trunkenheit
Herr Goeckler widmete sich mit gleicher Gelas¬
senheit den Expektorationen Anatols wie dem
vorzüglichen Souper, das, dem Lokal angemes¬
sen, diesmal echt war, von der Auster bis zum die
ku
4.9. Anatol
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Baden / Salzburg / Semmering
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Österreichische Casino A. G.
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVERT GRATIS
1. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien 1, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Das Wien
vom
2
Auch er will zur Prossbühne:
Leo Slezsk soll den
Shylock spielen
Der Zug von der Musikbühne zur
Prosabühne scheint immer allgemeiner
zu werden. Als einer der ersten sattelte
Hubert Marischka vom Gesang zu ge¬
sprochenen Wort über — er spielt be¬
kanntlich in der Eröffnungsnovität des
Volkstheaters, „Lebensfreude“ von Fred
Heller und Adolf Schütz, eine Hauptrolle;
Alfred Piccaver wird, wie wir kürzlich
meldeten, im Rahmen einer Wohltätig¬
keitsvorstellung in Schnitzlers „Anatol“
auftreten; und nun erfahren wir, daß
Leo Slezak im Laufe der kommenden
Saison den Shylock in Shakespeares
„Kaufmann von Venedig am Deutschen
Volkstheater darstellen soll.
box 9/4
Solisten, größerem Orchester und größerem Chor
das Opernprogramm bestreiten und wieder sind
wertvolle andere Gastspiele in Aussicht genom¬
men. Kurzum, es ist der Theatergemeinde ge¬
lungen, in den 5 Jahren ihres Bestehens unserem
Theaterleben Richtung und Rahmen zu geben
und es zu festigen. Die Notwendigkeit und die
gute Wirkung dieser Institution ist erwiesen und
der Erfolg ist vor allem das Verdienst ihres
Präsidenten Dr. Speidel, was aus der Versamm¬
lung wiederholt und mit Akklamation bekundet
wurde. Erfreulicherweise ist auch ein gewisser
wirtschaftlicher Erfolg eingetreten. Trotz der
Schwere der Zeit und des geringen Mitglieder¬
beitrages hat die Theatergemeinde nach dem Kas¬
senbericht von Frl. Jörgensen bereits ein Ver¬
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Rückhalt gegen eventuelle Rückschläge willkom¬
men sein wird. Herr Huber erstattete den Revi¬
sorenbericht und nahm die Abstimmung vor. So
hat Aaraus Theaterpublikum aus eigener Kraft
und mit geringen Mitteln seine Theaterfrage
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sichtig genug, diese Bestrebungen von der ersten
Stunde an zu erkennen und zu fördern, was für
den Erfolg der Theatergemeinde wiederum von
entscheidender Bedeutung war. Möge das Publi¬
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Die Direktion des Stadttheaters ließ es sich
nicht nehmen, mit dem „Abschieds souper
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druck zu geben. Mit wenigen Requisiten schuf
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Wiener Episode. Zwei Oesterreicher, Frl. Delys
und Herr Lerner, gaben das Paar, das sich ver¬
abschiedet, Herr Goeckler sekundierte als der
gute Freund Max, der sozusagen die Sordine auf
den Saiten der Sentimentalität und der Leiden¬
schaften darstellen soll. Herr Ferner debüttierte
in dieser Rolle für Aarauf er ist nen. Er gab
den Anatol lebensstrichen, nicht der über¬
kultivierten impressionistischen Weichheit dessen,
der zum Nervenbündel geworden ist u. die Seele
entschleiert hat. Und er hat eigentlich auch recht,
obschon der Anatol die Figur ist, die immer wie¬
der der Impression des Augenblicks erliegt und
sich so ins Leben verwickelt. Schnitzler stellt in
dieser Episode mit viel Ironie dar, wie zweie
die sich nichts vorzumachen versprochen haben, aus
der Kolle fallen, da sie doch immer Adam und
Eva sind. Lerners Anatol war Schnitzler „von
der anderen Seite, von einem viel bestimmteren
und festeren „Ich“ aus. Des neuen Schauspie¬
lers Talent scheint in der Richtung der leichten,
unbeschwerten Schwärmerei zu liegen und Ana¬
tol ist ja auch kein Othello. Frl. Delys als die
Annie, die sich plötzlich verliebt, war in ihrem
Element. Ein unbekümmertes Wienermadl, ganz
dem Augenblick offen, der Liebe, wie dem Cham¬
pagner, den Austern wie der Rache und ganz vor¬
züglich einstudiert in der kleinen Trunkenheit
Herr Goeckler widmete sich mit gleicher Gelas¬
senheit den Expektorationen Anatols wie dem
vorzüglichen Souper, das, dem Lokal angemes¬
sen, diesmal echt war, von der Auster bis zum die
ku
4.9. Anatol
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vom
2
Auch er will zur Prossbühne:
Leo Slezsk soll den
Shylock spielen
Der Zug von der Musikbühne zur
Prosabühne scheint immer allgemeiner
zu werden. Als einer der ersten sattelte
Hubert Marischka vom Gesang zu ge¬
sprochenen Wort über — er spielt be¬
kanntlich in der Eröffnungsnovität des
Volkstheaters, „Lebensfreude“ von Fred
Heller und Adolf Schütz, eine Hauptrolle;
Alfred Piccaver wird, wie wir kürzlich
meldeten, im Rahmen einer Wohltätig¬
keitsvorstellung in Schnitzlers „Anatol“
auftreten; und nun erfahren wir, daß
Leo Slezak im Laufe der kommenden
Saison den Shylock in Shakespeares
„Kaufmann von Venedig am Deutschen
Volkstheater darstellen soll.
box 9/4