III, Einakter 6, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter), Die Gefährtin. Schauspiel in einem Akt (Der Wittwer), Seite 4

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6. Die Gefaehrtin
Telephon 12801.
den Weleks Baternehnen für Zesnnge an
„OBSERYED“
L österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Pers
Wien. IX2, Türikenstrasse
Tillale in Badapest: „Pigyelss
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris,
Ausschnitt aus:
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Theateraufführungen
i der Freien litterarischen Vereinigung.
s] Düsseldorf, 3. Mai 1902.
Die Theater=Aufführungen der „Freien litterarischen
Vereinigung“ gehören seit mehreren Jahren zu den nach
Schluß der Spielzeit unseres Stadttheaters mut be¬
sonderem Interesse erwarteten Veranstaltungen. Das
Für
50 24durch das Repertoire unseres Stadttheaters im Winter
100
wahrlich nicht verwöhnte Puhlikum erwartet und sieht hier
200
Stücke, die einen literarisch anspruchsvolleren Geschmack
e
500
befriedigen, und die kleine Bühne des Karlshauses ist in
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Ermangelung einer anderen, modernen, wie sie z. B.
Im Gee
unsere Nachbarstadt Köln in dem reizenden Resi¬
Abonnement (
denztheater besitzt, zu der intimen Vorführung kleiner
Abonnenten fl.
litterarisch werthvoller Dramen immerhin geeignet.
Der beschränkte Raum der kleinen Bühne des Karls¬
Der „0.
Inhaltsangabe, hauses und andere Umstände sind der Grund, daß die
blätter (Tar] Freie litterarische Vereinigung eben in der Auswahl der
wodurch eine 0
Stücke, die hier gespielt werden, beschränkt ist. Es
Leben des Iu¬
können nur solche mit nicht zu vielen Personen gegeben
theilungen werd
werden, und in der Ausstattung, in Bezug auf Deco¬
rationen 2c. muß das Publikum den gegebenen Ver¬
hältnissen Rechnung tragen. Der Wunsch, daß Düsseldorf
eine vornehmere, kleine Bühne für intime Vorführung
intimer Stücke besitzen möchte, wird immer lanter.
Vielleicht, wenn die Düsseldorfer Ausstellung 1902 in
demselben Maße erfolgreich ist, wie die von 1880, realisirt
sich dieser nicht unberechtigte Wunsch in einer Stadt
von der Einwohnerzahl Düsseldorfs. Die „Freie litte¬
rarische Vereinigung“ darf aber das Verdienst für sich in
Anspruch nehmen, eine fruchtbare Anregung für das
geistige Leben in Düsseldorf gegeben zu haben. Was
#eselbe mit ihren beschränkten Mitteln leistet, verdient
einem Herzschlag. Der junge Arzt ist gerade abwesend; er
weilt an der See. Am Abend des Begräbnißtages
kommt er zurück. Eben hat sich der verwittwete Professor
über sein Verhältniß zu seiner Frau und zu seinem
Assistenzarzt einer Freundin der Verstorbenen, Frau
Merholm, gegenüber ausgesprochen, da tritt Haus¬
mann ein. Er theilt nach einer tactvollen Betleids¬
bezeugung dem Professor mit, daß er sich mit einem
Mädchen, das er vor zwei Jahren kennen gelernt, ver¬
lobt habe. Pilgram empört darüber, sich in seiner Auf¬
fassung des Verhältnisses Hausmann's zu seiner
Frau so gänzlich getäuscht zu haben, schmäht ihn und
weist ihm die Thür. Es ist eine eigenthümliche Auffassung
eines solchen sogenannten „dreieckigen Verhältnisses“.
Herr Karl Funk gab den Professor Pilgram gut, ernst,
würdig, in wohlangebrachter Weise die Resignation des
alternden Mannes charakterisirend. — Vorzüglich, be¬
sonnen, discret und schlicht gab Herr Nesselträger den
jungen Assistenzarzt. Es ist schade, daß diesem talentvollen
jungen Künstler im vergangenen Winter kaum Gelegenheit
geboten wurde, sein Können ausreichend zu erweisen. Sehr
liebenswürdig und fein gab Fräulein Franziska Wendt
die Freundin des Hauses Pilgram, Frau Olga Merholm.
In dem zweiten Stück „Die letzten Masken“ offen¬
bart sich Schnitzler's bittere Ironie in der Darstellung
eines Menschenschicksals, das auch alltäglich und doch
durch die seine Bebandlung des Dichters so interessant
ist. Wir sehen einen armen alten, todtkranken Journalisten,
Karl Rademacher, im Spital. Sein Gesellschafter ist
Florian Jockwerth, ein Schauspieler, der, im höchsten
Grade schwindsüchtig, mit ihm im Spital liegt, aber in
dem bekannten Optimismus dieser Kranken auf sichere,
baldige Besserung hofft. Rademacher ganz alleinstehend
in de: Welt, hat nur noch einen Wunsch. Er möchte,
bevor er stirbt, noch einmal seinen einzigen Feind, den
ser im Leben hatte, den Dichter Alexande Weihgolt,
sprechen und ihm Alles sagen, was er gegen ihn
an Berachtung, Zorn und Anklagen auf dem Herzen
hat. Dies sagt er seinem Leidensgenossen, dem Schau¬
spieler Jockwerth, der gewissermaßen als Generalprobe die
Scene mit ihm spielt, in der Rademacher der Ankläger,
Weihgolt der Angeklagte ist. Ein menschenfreundlicher Arzt
des Spitals erfüllt des Todtkranken letzten Wunsch und
holt den ihm bekannten Dichter in's Krankenhaus. Als
dieser nun endlich kommt, kann der arme alte Mann die
vom Arzt festgesetzte Zeit von 15 Minuten für die Unter¬
redung festsetzt, nicht zu seinem Vorhaben benutzen, weil der
hohle, eitle Dichter den Kranken kaum zu Worte kommen
läßt. Der Dichter Weihgolt, der im Leben sehr gut gebettet
st, klagt ihm sein Leid vor, statt den Sterbenden anzuhören,
##d als die 15 Minuten verstrichen sind, geht der „Dichter“
mit kargem Abschied fort, und der alte Rademacher — stirbt.
„Die letzten Masken!“ Der arme Comödiant, der eitle
Dichter, das Weltkind, und der alte Journalist im
Spital; der Abschluß einer Tragicomödie, der ergreifend
wirkte. Herr Franz de Paula gab den alten Borne¬
mann ausgezeichnet. Ebenso vorzüglich war Herr
Stengel als Schauspieler Florian Jockwerth, und
die kleine Rolle des Arztes Dr. Halmschlägel war durch
Herrn Olbrich bestens vertreten.
Das dritte Stück „Luteratur“ ist eine Verspottung
gewisser Litteraten und Schriftstellerinnen. Er, ein
Litterat Namens Gilbert, hat einen Roman geschrieben,
in welchem er Liebesbriefe verfänglicher Art verwendet
hat, die eine Kameradin — Margarethe nennt sie sich —
ihm einstens schrieb. Sie hat aber ebenfalls einen Roman
geschrieben, in dem sie seine Briefe in derselben Weise benutzte.
Sie hatte inzwischen geheirathet, war Wittwe geworden und
hat nun einen Anbeter gefunden, einen Baron, den wir
nur unter dem Namen Clemens kennen lernen. Dieser
will sie heirathen, von ihrer Dichterei aber nichts wissen.
Als er hört, daß sie einen Roman geschrieben hat, läßt
er sofort die ganze Auflage einstampfen, bis auf ein
Exemplar, das er mit nach Hause nimmt. Er will das
Buch mit Margarethe zusammen lesen. Als er das
Zimmer betritt, findet er den Litteraten Gilbert bei
Margarethe. Er ist zuerst mißtrauisch und sieht
die Beiden forschend an. Diese wissen sich aber
sehr geschickt aus der heikeln Situation zu ziehen.
Margarethe, die eben mit ihrem ersten Freund hat durch¬
brennen wollen, ist froh, den sicheren Baron wieder zu
haben. Sie weiß schlau das letzte Exemplar ihres
Romans, das der vertrauensselige Baron in der Hand
hält, zu erhaschen und wirft es in den Ofen, in's Feuer,
der Dichterei für immer entsagend. Gerührt über ihre