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Wun
5. Masken und lander
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungeaueschnitte.
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 211
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
bestorganisierteste Bureau Deutschlands.)
Zeitung
OEL
Datum:
1 8. Maligse
sie auch folge, immer solle ein Bett, eine Kammer und ein ganz gehört — hinausfliegen
verzeihendes Herz für sie bereit sein. Die junge Frau, erst
der neuere Ton des Buches
Vom Büchertisch.
schmerzlich betroffen und erschüttert, ist nach dem Spruche ihres
Da ist die Geschichte de
Maeken und Wunder.*)
Mannes doch willfährig, dem ersten Reize in die Fremde nach¬
an sein Totenbett bestellt, d
zufolgen. Eine Hirtenflöte erklingt, sie geht den Tönen nach
daß sie von ihm Betrogene
Das neue Novellenbuch von Arthur Schnitzler ist scheinbar
und lebt mit dem Hirten. Ungeheuere Schicksale widerfahren
von dem Mädchen, das
nicht ohne Absicht zur Zeit seines 50. Geburtstages erschienen.
ihr, sie lernt Armut und Reichtum kennen, wird Liebling eines
Mann küßt, der schuld an d
Es ist, als wollte Schnitzler in dem Bäüdchen alles vereinigen,
Volkes und gehaßte Fürstenliebste. Aufruhr, Gewalttat, Blut
trägt. („Der tote Gabriel.“)
was er bisher an Können entwickelt hat. Es ist das Jubiläum
und Flammen, vielerlei Liebe, sind in ihren Tagen. Sie kehrt
Diese Liebe, die sich in
eine Zahl, nichts mehr schließlich, aber Zahlen sind alleweil die
zurück, vom Leben verbrannt und gezeichnet. Ihr Gatte will sie
auch in dem kleinen merkwi
rohen Grenzen, die abschließen mit und ohne Berechtigung.
aufnehmen, wie er versprochen: „Du hast dein Leben gelebe,
der Redeganda“ das Thema
Nun klingen in diesem Bande Töne, die uns vertraut sind von
Frau in seinen Träumen, :
Dionysia. Reiner stehtst du vor mir als alle ienen anderen, die
„Anatol“ bis zu dem „Weg ins Freie“, und man kann eine feine
den Träume Als der Ehen
im Dunste ihrer Wünsche atmen. Du weißt, wer du bist!“
Linie erkennen, die neu ist in dem Gesicht des Dichters. Ein
— aus einem Versehen der#
So meint der Mann, und meint weise zu sprechen. Mit tiefster
Buch der Grenze.
fällt. Die Geschichte seiner
Bitterkeit antwortet ihm die Frau: „Du ein Weiser? Und du
Es wäre töricht, von einem Fünfziger ein Abnehmen der
des Abends im Stadtpark zu
hast nicht erkannt, daß jedem menschlichen Dasein nur ein
Kraft erwarten zu wollen. — „Ich bin ja noch nicht so alt, —
lers, das Wunder glaublich
schmaler Strich gegönnt ist, sein Wesen zu verstehen und zu
vierundfünfzig ... Ist das überhaupt ein Alter, wenn man
aufgeboten, auch der halb
erfüllen? Dort, wo das einzige, mit ihm einmal geborene
gesund ist?“ sagt Rademacher in den „Letzten Masken“
mit der weltmännischen Gest
und niemals wiederkehrende Rätsel seines Wesens im gleichen
Aber erfreulich ist es, die starke Konzentration dieser Novellen
ler schreiben kann.
Bett mit den hohen Gesetzen göttlicher und menschlicher Ord¬
nach mancherlei auseinanderstrebenden Werken Schnitzlers in
Die stärkste technische Lei
nung läuft.“ Dionysia geht aus dem Hause des Weisen, vor
den Jahren vorher zu sehen. Diese Dichtungen sind Schnitzlers
leren“ nur raumlich) Novel
dessen steinerner Weisheit ihr mehr graut, als vor allen Masken
reifsten Werken zuzuzählen.
jene Art, den beobachteten
und Wundern der Welt.
Der Titel ist ein Programm. In dem
Einakter:
Kunst darzustellen, auf der H
Dies ist der Kern der Novelle, die das Symbolische
„Paracelsus“ stehen die Verse, die es umschreiben:
Es ist mehr als „Böser
wundervoll mit dem Realistischen verschmilzt, daß grauenhaft
„Es fließen ineinander Traum und Wachen.
Kunst, die Schnitzler nicht g
der Mensch wäre, dessen Weisheit über sich selbst Sicherheit
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Entwicklung geführt hat.
haben wolle, der die kühle Gewißheit für das warme Rätsel
Wir wissen nichts vom andern, nichts von uns.
Schnitzler wird sein
des Lebens eintauschen will.
Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug.“
kaum mehr ändern,
Es ist das gleiche Grauen, das den Jüngling in der letzten
In der ersten Novelle — der umfangreichsten des Bandes
zigers zeigt, daß man
Novelle des Buches: „Die dreifache Warnung“ faßt, daß er
kann, und daß er, je wei
schickt der Weise und Sterndeuter Erasmus seine junge Frau
sein „Warum?“ den Mächten, die ihn verderben, entgegen¬
sich entfernt, um so ernster di
in die Welt, um ihres Wesens Tiefe zu ergründen. Er spielt
schleudern muß. Die Frage, die uns Menschen eingeboren, ist
hhandeln.
mit ihrem Schicksal und mit seinem, um zu erfahren, wie sich
das Grauenhafte an unserem Schicksal.
dies junge Wesen im Leben und in der Liebe entwickelte, wenn
„Wir wissen nichts von andern, nichts von uns.
der Zwang der einmal zufälligen geschlossenen Gemeinschaft
Wir spielen immer, der es weiß, ist klug.“
nicht mehr wäre. Was ihr auch widerfahre, welchen Lockungen
Zwischen diesen beiden Märchen=Novellen, die stärker als
sonst bei Schnitzler Bitterkeit tragen, die aber auch zeigen, daß
*) Masken und Wunder". Novellen von Arthur Schnitzler.
S. Fischer, Berlin.
er über die laue Luft des Wienertums — dem er doch nicht!
Wun
5. Masken und lander
Klose & Seidel
Bureau für Zeitungeaueschnitte.
Berlin NO. 43, Georgenkirchplatz 211
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
bestorganisierteste Bureau Deutschlands.)
Zeitung
OEL
Datum:
1 8. Maligse
sie auch folge, immer solle ein Bett, eine Kammer und ein ganz gehört — hinausfliegen
verzeihendes Herz für sie bereit sein. Die junge Frau, erst
der neuere Ton des Buches
Vom Büchertisch.
schmerzlich betroffen und erschüttert, ist nach dem Spruche ihres
Da ist die Geschichte de
Maeken und Wunder.*)
Mannes doch willfährig, dem ersten Reize in die Fremde nach¬
an sein Totenbett bestellt, d
zufolgen. Eine Hirtenflöte erklingt, sie geht den Tönen nach
daß sie von ihm Betrogene
Das neue Novellenbuch von Arthur Schnitzler ist scheinbar
und lebt mit dem Hirten. Ungeheuere Schicksale widerfahren
von dem Mädchen, das
nicht ohne Absicht zur Zeit seines 50. Geburtstages erschienen.
ihr, sie lernt Armut und Reichtum kennen, wird Liebling eines
Mann küßt, der schuld an d
Es ist, als wollte Schnitzler in dem Bäüdchen alles vereinigen,
Volkes und gehaßte Fürstenliebste. Aufruhr, Gewalttat, Blut
trägt. („Der tote Gabriel.“)
was er bisher an Können entwickelt hat. Es ist das Jubiläum
und Flammen, vielerlei Liebe, sind in ihren Tagen. Sie kehrt
Diese Liebe, die sich in
eine Zahl, nichts mehr schließlich, aber Zahlen sind alleweil die
zurück, vom Leben verbrannt und gezeichnet. Ihr Gatte will sie
auch in dem kleinen merkwi
rohen Grenzen, die abschließen mit und ohne Berechtigung.
aufnehmen, wie er versprochen: „Du hast dein Leben gelebe,
der Redeganda“ das Thema
Nun klingen in diesem Bande Töne, die uns vertraut sind von
Frau in seinen Träumen, :
Dionysia. Reiner stehtst du vor mir als alle ienen anderen, die
„Anatol“ bis zu dem „Weg ins Freie“, und man kann eine feine
den Träume Als der Ehen
im Dunste ihrer Wünsche atmen. Du weißt, wer du bist!“
Linie erkennen, die neu ist in dem Gesicht des Dichters. Ein
— aus einem Versehen der#
So meint der Mann, und meint weise zu sprechen. Mit tiefster
Buch der Grenze.
fällt. Die Geschichte seiner
Bitterkeit antwortet ihm die Frau: „Du ein Weiser? Und du
Es wäre töricht, von einem Fünfziger ein Abnehmen der
des Abends im Stadtpark zu
hast nicht erkannt, daß jedem menschlichen Dasein nur ein
Kraft erwarten zu wollen. — „Ich bin ja noch nicht so alt, —
lers, das Wunder glaublich
schmaler Strich gegönnt ist, sein Wesen zu verstehen und zu
vierundfünfzig ... Ist das überhaupt ein Alter, wenn man
aufgeboten, auch der halb
erfüllen? Dort, wo das einzige, mit ihm einmal geborene
gesund ist?“ sagt Rademacher in den „Letzten Masken“
mit der weltmännischen Gest
und niemals wiederkehrende Rätsel seines Wesens im gleichen
Aber erfreulich ist es, die starke Konzentration dieser Novellen
ler schreiben kann.
Bett mit den hohen Gesetzen göttlicher und menschlicher Ord¬
nach mancherlei auseinanderstrebenden Werken Schnitzlers in
Die stärkste technische Lei
nung läuft.“ Dionysia geht aus dem Hause des Weisen, vor
den Jahren vorher zu sehen. Diese Dichtungen sind Schnitzlers
leren“ nur raumlich) Novel
dessen steinerner Weisheit ihr mehr graut, als vor allen Masken
reifsten Werken zuzuzählen.
jene Art, den beobachteten
und Wundern der Welt.
Der Titel ist ein Programm. In dem
Einakter:
Kunst darzustellen, auf der H
Dies ist der Kern der Novelle, die das Symbolische
„Paracelsus“ stehen die Verse, die es umschreiben:
Es ist mehr als „Böser
wundervoll mit dem Realistischen verschmilzt, daß grauenhaft
„Es fließen ineinander Traum und Wachen.
Kunst, die Schnitzler nicht g
der Mensch wäre, dessen Weisheit über sich selbst Sicherheit
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.
Entwicklung geführt hat.
haben wolle, der die kühle Gewißheit für das warme Rätsel
Wir wissen nichts vom andern, nichts von uns.
Schnitzler wird sein
des Lebens eintauschen will.
Wir spielen immer; wer es weiß, ist klug.“
kaum mehr ändern,
Es ist das gleiche Grauen, das den Jüngling in der letzten
In der ersten Novelle — der umfangreichsten des Bandes
zigers zeigt, daß man
Novelle des Buches: „Die dreifache Warnung“ faßt, daß er
kann, und daß er, je wei
schickt der Weise und Sterndeuter Erasmus seine junge Frau
sein „Warum?“ den Mächten, die ihn verderben, entgegen¬
sich entfernt, um so ernster di
in die Welt, um ihres Wesens Tiefe zu ergründen. Er spielt
schleudern muß. Die Frage, die uns Menschen eingeboren, ist
hhandeln.
mit ihrem Schicksal und mit seinem, um zu erfahren, wie sich
das Grauenhafte an unserem Schicksal.
dies junge Wesen im Leben und in der Liebe entwickelte, wenn
„Wir wissen nichts von andern, nichts von uns.
der Zwang der einmal zufälligen geschlossenen Gemeinschaft
Wir spielen immer, der es weiß, ist klug.“
nicht mehr wäre. Was ihr auch widerfahre, welchen Lockungen
Zwischen diesen beiden Märchen=Novellen, die stärker als
sonst bei Schnitzler Bitterkeit tragen, die aber auch zeigen, daß
*) Masken und Wunder". Novellen von Arthur Schnitzler.
S. Fischer, Berlin.
er über die laue Luft des Wienertums — dem er doch nicht!