Mit O. ins Mautnerhaus, wo man Kainz aufgebahrt hat. Wir kamen 1 Stunde vor dem Begräbnis.– Sein erlöstes Gesicht unter dem Glas.
Er sah sonderbarer Weise Reicher ähnlich.– Sprachen Trebitsch, später die Mautners, Bahr, Salten. Drückten Grethe die Hand, die starr und thränenlos dasaß.–
Bei Mama zu Tisch. Mit Julius im Auto auf den Friedhof. Regen und Wind. Das Publikum. Sprach Dr. Feuchtwang und Josef Winter. Warteten den Trauerzug ab, gingen dann. Welche Sinnlosigkeit. Das nachdrängende
Publikum, die wichtigthuenden Polizeiorgane.–
– Mit O. zu Saltens. Wir sprachen uns leidlich, aber der Riß ist unheilbar tief – weil nach Gesetzen
der Entwicklung entstanden.– Über Bahr, den er jetzt nicht verträgt, Bergers Rede, u. a.– Er ging (spät) zur BurgtheaterPremière.–
– Las Abends Frohgemut zu Ende, die ich mir von ihm mitgenommen. Hübsches Buch.
– Fühle mich seelisch krank durch das Ohrenleiden. Nicht im Besitz meiner ganzen seelischen,
kaum der geistigen Kräfte.
Arthur Schnitzler: Tagebuch 1909–1912. Hg. Richard Miklin, Maria Neyses, Susanne Pertlik,
Walter Ruprechter und Reinhard Urbach hg. v. der Kommission für literarische Gebrauchsformen
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Obmann: Werner Welzig Unter Mitwirkung
von Peter Michael Braunwarth. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
1981.
Tagebuch von Arthur Schnitzler, 22. 9. 1910. In: Hermann Bahr – Arthur
Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente (1891–1931).
Hg. Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller, Stand 25. 11. 2024, https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-886C-0.