18/10 Bei 
Bahr Vorm.; ihm »
Wittwer« gebracht. Ueber 
Schwarzkopf, den er hasst, der nur kleines gelten läßt und großes herabzieht. Ich entgegne heftig.
                        
Bahr: Grad dem würd ich sagen, just, ich hab 5000 Abonnenten (
Zeit, die seit 6. erscheint). Ich: Und er würde sagen, du lügst – und du würdest dann
                        schimpfen: Jetzt sagt der 
Schw., dass ich lüg – so eine Gemeinheit. 
Bahr: Und du würdest sagen: Merkwürdig, wie der Journalismus verdirbt – jetzt lügt der
                        mich auch schon an – Und 
Hugo würde im nächsten Moment schon vergessen haben, ob 500 – oder 50.000 – das ist das
                        hübscheste!– – Ich: Antipathien begreif ich – aber die paar Menschen, die existiren,
                        sollten sich doch verstehen! 
Bahr: 
Schw. ist kein Mensch.– Dann:– 
Bahr: Von der 
Dilly hat’s mir grad sehr gut gefallen, dass sie findet, 
Hugo ist ein Trottel. Ich sag in solchen Fällen: Gewiss, du hast ganz recht. Das ist Individualität,
                        das gefällt mir!– Ich: Wenn ein Börsianer so was sagt,– gut – aber sagt’s einer, der
                        die Pflicht hätte, das gute zu verstehn und zu würdigen, und nur zu faul dazu ist
                        – so sage ichs ihm eben.– Er: Freundschaftspose!– Er: Wenn nächstens der 
Burckhard was schlechtes macht, so lob ich ihn doch, nur um den 
Schwk. zu ärgern.– Ich: Und du willst ein Kritiker sein –??– Er: Ah was!– Ich: Du begnügst
                        dich damit ein Indiv. zu sein!– Er: 
Reicher hat in 
Fulda’s 
Kameraden den Führer der neuen Richtung und Ehebrecher in meiner Maske gegeben. Ich: Vielleicht nur wegen des Ehebruchs und nicht wegen der Literatur?– 
 
                     – Nm. 
Oskar Kraus bei mir, von seinem Stück Prinz Faust redend und von Dreckfiligranarbeit ohne Namen
                        nennen zu können.– 
 
                     Dann 
Mz. Rnh. Nach intimern Gesprächen über ihre Verlobung etc. umfasste ich sie und küsste sie
                        sehr heftig, minutenlang; sie sass auf dem Eisbär-Fauteuil und liess gewähren.– 
Paul H. wartete im Nebenzimmer.– Sie dann: Warum haben Sie das gethan?– Ich: Weil ich Sie
                        liebe (eine Bemerkung die mir sehr ekelhaft war).– Ihre üppigen schönen Lippen thaten
                        mir wohl. Sie schien verwirrt, lächelte, will nicht wiederkommen – geht.– 
 
                     Nachts bei 
D. die mir schrecklich war. Wieder um 2 weg, aus dem Bett, sich anziehn, der Weg in
                        der Nacht – es ist immer dasselbe. Daran könnten auch tiefere Gefühle zu Grunde gehn.–
                        
 
                     Nach den Küssen von heut Nachm. (
Mz. Rh.) hatte ich übrigens abgesehen von dem Gefühl des Vergnügens auch das, eine Verpflichtung
                        erfüllt zu haben.