21/12 Ergreifender Brief von 
Mz. I. die wieder krank ist.– Nm. 
Mz. Rh. da. Mein Geld (für Opernglas) an 
Paul verloren gegangen (aus dem Brief gestohlen).– Mit 
Mz. Rh. bin ich sehr zärtlich und hab sie besonders wenn sie mit mir ist sehr lieb. Die unvermeidliche
                        Lüge stört mich – von 
Mz. I kann ich ihr doch nichts erzählen; und das 
ist doch noch in meinem Leben.
 
                     Liederabd. 
Nini Polatschek;– mit 
Lou, 
Engländer, 
Salten, 
Eckstein Igel soupirt.– Im Verkehr ist mir entschieden 
Salten der angenehmste; ich hab ihn sehr gern, besonders wenn ich mit ihm persönl. zusammen
                        bin; vermisse ich ihn einige Tage, so stört mir Ueberlegung, besonders seiner Unverlässlichkeit
                        das Bild.– 
Richard, den ich außerordentlich gern hab, macht mich oft durch seine raunzige Manierirtheit
                        nervös.– 
Hugo ist dem 
Bahr zu nah; das läßt ihn offenbar mir gegenüber nicht wirklich und stetig warm werden;
                        und trotz beiderseitigem gutem und bestem Willen, ist kein tieferes Verhältnis zwischen
                        uns, wie es sein könnte und vielleicht müßte. Es ist eine Thatsache, dass ich ihm
                        gegenüber im persönl. Verkehr nicht ganz ohne Befangenheit bin und das Gefühl hab
                        nicht so aus mir heraus zu können, wie es für seine Werthschätzung meiner Person nothwendig
                        wäre.– 
Schwarzkopf hab ich sehr gern; sein Verstand, seine Ehrlichkeit thun mir wohl. Er wird jetzt
                        vielfach unterschätzt, was ihn gewiss kränkt, und läßt sichs nicht merken – vielleicht
                        sich selber nicht.– 
Leo Hirschfeld ehrlich gescheidter Mensch, zu dem ich aber in tiefere Beziehungen nicht treten kann.
                        Er ist aus zweiter Hand. Ein 
Eckermann schlummert in ihm – für diese 
Goethes wohl gut genug.