25/5 Pfingstmontag. Mit 
Brahm, 
Rich., 
Paula Baden – 
Heiligenkreuz – 
Brühl – 
Wien.– Zur Geschichte der Verlogenheit in unsern »jungen Kreisen«.– 
Rich. Engländer (der ein 
Buch herausgegeben unter 
Peter Altenberg, sehr hübsche, eigne Stimmungsbilder enthaltend – der selbe 
Rich. E., 
dem man früher Aehnlichkeit mit mir zuschrieb – derselbe, der 
Olgas erste Liebe war – vor 13, 14 Jahren!) verkehrt meist in Hurenkaffeehäusern, Neigung
                        – Pose – Gewohnheit, fast schon echt – verliebt sich meistens in Dirnen (à 3 fl.).
                        (»In einem solchen Weib die Seele finden – gerade das ist das höchste –«) Dem Weib
                        das man liebt, muss man den Mann bringen, den sie haben will.– Von diesem Standpunkt
                        ausgehend hat er u. a. seine »Geliebte« 
Anna einem von den papierenen jungen Menschen, die sich um 
Bahr sammeln, seinen Stil äffen und für die die Welt im Jahr 1889 (frühestens!) angefangen
                        hat, einem gewissen 
Messer zugeführt. Dieser 
Messer, ist nun der Geliebte 
Annas geworden (ich habe sie im vorigen Jahr einmal gesehen im K. 
Stuckart, Typus der Prostituirten, welche vom Stubenmädchen auf gedient hat) – und schreibt ihr tiefsinnige Briefe.– Sie beantwortet sie, gleichfalls tiefsinnig
                        und 
Messer ist entzückt – Aber 
Rich. Engl. – ist es, 
der ihr diese Briefe dictirt – dies vertheidigt er (wenn man ihm vorwirft (
Salten), dass er ja eigentlich das Leben 
Messer’s fälsche): »ja, ich dictir ihr ja nur, was sie ihm schreiben wollte, wenn sie es könnte!
                        Das ist ja in ihrer Seele–« – Es hat sich jetzt heraus gestellt dass ein Liebesbrief
                        dieser 
Anna, den 
Rich. B.-H. im vorigen Jahr erhielt – auch von 
Rich. E. inspirirt d. h. verfasst war!– – Ein andrer von diesen papierenen Menschen, namens
                        
Paul Wertheimer, hat sich dieser 
Anna auf der Straße vorgestellt, erklärt dass er uns alle kenne, ging zu ihr, hat ihr
                        seine Gedichte vorgelesen, dann von ihrem Beruf Gebrauch gemacht, und ihr schließlich
                        1 fl. 50 gegeben – worüber sie wüthend war, besonders dass er auch die Gedichte vorgelesen.–