3/1 Leichter Regen. Nebel. Warm.
                     das nichts als ganz kurz mein Grundverhältnis zu diesen anzugeben hätte.
                     Die Schneerose im Studiolo aufgeblüht; im Speiszimmer sind gar vier Knospen schon
                        offen.
                     Von 
Olbrich kommt aus 
Moskau ein reizender Brief: ganz der ewig brausende, schaffende, drängende Feuermensch!
 
                     οἷα φίλοι ξεΐνοι ξείνοισιν διδοΰσιν.
                     In einem Briefe (den heute die »
Zeit«, Nr 431, mitteilt) an seinen Studienfreund 
Samuel Engländer mittheilt, schreibt 
Kürnberger: »Es liegt in der bloßen Form der Alten eine wunderbare, fast magnetische Beruhigung.«
                        Dies habe ich eben gestern und heut am ersten Gesang der 
Odyssee unendlich empfunden. Der sanfte Fall der Verse allein hat eine fast körperlich woltuende
                        stille Macht. Am meisten rühren mich die Stelle, wo 
Odysseus sich wünscht, »auch nur den aufsteigenden Rauch seiner Heimat zu sehen« 59, dann
                        die höfische Liebenswürdigkeit, der Anstand 
Telemachs gegen den Fremden (Athena), von 124 ab, das wunderbare Bild, wie der Sänger 
Phemios singt, die Freier schweigend lauschen und nun oben 
Penelope es hört, mit zwei Mägden herabkommt, die Wangen mit dem Schleier verhüllend, und
                        weinend bittet, er möchte doch was anderes singen als dies traurige Lied von 
Troia, das sie zu sehr betrübe; ferner wie lieb 
Telemach sich nun gleich als der Herr fühlt; endlich das reizende Schlafengehen mit der Alten,
                        die einst 
Laertes gekauft, und sehr gern gehabt, aber nicht berührt, χόλον δ’ άλέεινε γιτναικός.
 
                     Und auf das Ganze paßt so wunderbar 
Nietzsches: das Gute ist leicht, alles Göttliche läuft auf zarten Füßen.
 
                     Warum kommt bei 
Mereschkowski Bandello nicht vor, »der 
Leonardo oft besucht und beobachtet hat, wenn er an dem 
Abendmahle« (
Rosenberg S. 64) Die Novellenwelt fehlt überhaupt. Ebenso nichts über 
Dante, den 
Leonardo genau kannte. Flüchtig S. 148. Warum spricht er gar nicht von der sagenhaften Akademie
                        des 
Ludovico? (
Rosenberg 87)
 
                     Leonardo: Maler, Bildhauer, 
Baumeister, Geometer, 
Mechaniker, Ingenieur, 
Maschinist, Artillerist, 
Optiker, Botaniker, Harfenist Flugtechniker, Musiker, Dichter, 
Stilist Anatom 
u. Philosoph. Dazu ein Athlet, als Schütze, Reiter 
Fechter u. Schwimmer 
Causeur berühmt – was nicht? ein liebenswürdiger Mensch von hoher Anmut; der Wissenschaft,
                        der Kunst und dem Leben selbst gleich verbunden. 
 
                     Burckhard: »Die ungeheuren Umrisse von 
Leonardos Wesen wird man ewig nur von Ferne ahnen können.«