20/9 Vorm. dictirt: Altes zum »
Sohn«;– autobiogr. Details.– 
 
                     Nm. zur 
Hofrätin; 
Bahr kam wie verabredet; die 
Hofr. ging ins auswärtige Amt. Ich blieb mit 
Bahr allein (bei vorzüglichem Milchcaffee) – er war sichtlich befangen;– ich von einer
                        angenehmen Überlegenheit, da ich das zu erwartende Gespräch voraussehen konnte, ja
                        – es inhaltlich der 
Hofrätin schon vor 
Bahrs Kommen geschildert hatte.– Nach Klagen über sein nun gehetztes Leben (»Wer hats dir
                        geschafft?« fragte ich. Er, halb scherzend,–: Gott, durch 
Poldis Mund.) – begann er  .  .  .  »Sonderbar – unser erstes amtliches Gespräch  .  .  .  merkwürdiger Moment  .  .  .  Dein 
Stück gleich gelesen  .  .  .  ich hab kein Verhältnis dazu gefunden  .  .  .  diese Weiber – ja sie stehen da, aber ich kann nichts mit ihnen anfangen  .  .  .  Schon ähnlich ergings mir mit dem 
Weiten Land,– wo ich deine Kunst bewundert aber mich fragte. Ich könnts mit solchen Menschen
                        – wie du sie schilderst, 
keine fünf Minuten aushalten.« Ich: Und hast es Stunden und Tage mit ihnen ausgehalten. Er: »Das ist allerdings
                        wahr.« – »Nun hab ich das 
Stück dem 
Poldi gegeben – er sagte mir  .  .  .  Ja  .  .  .  Ihnen gefallen ja so unsittliche Stücke – ich bin nemlich für 
Rittner’s 
Unterwegs eingetreten,– das er nicht mochte .  .  . ;– u. s. w. u. s. w .  .  .  endlich mußte ich ihm zugestehen, daß ich zu deinem 
Stück kein Verhältnis habe und es nicht aufführen möchte.« – Ich. »Und 
Poldi war erlöst  .  .  . « Was 
Bahr lebhaft bestritt.– Ich: »Daß ich dies erwartete – hast du schon aus meinem Brief entnommen;– ich verstehe deinen Standpunkt vollkommen;  .  .  .  ich möchte nur meinen darlegen: ich liebe dieses Stück ganz besonders  .  .  .  u. s. w., habe auch wegen der Besetzung Bedenken gehabt etc .  .  . « Er: Ja  .  .  .  artistisch außerordentlich  .  .  .  Ich. Nicht nur artistisch – auch seelenhaft  .  .  .  »Was würdest du an meiner Stelle thun?« – Ich: Wenn mir als Direktor A. S. ein ausgezeichnetes
                        Stück überreicht – natürlich aufführen!– aber, da ich Dramatiker bin, versetz ich
                        mich völlig in dich, und verstehe, ja sah mit Sicherheit voraus, daß Ihr es nicht
                        spielen werdet;– glaubte aber verpflichtet zu sein,– bei meiner Beziehung zum 
Burgtheater – und meiner alten Freundschaft zu dir und 
Poldi es euch wenigstens vorzulegen.– Er: »Du darfst nicht glauben, daß ich weil ich jetzt
                        fromm bin, andre Ansichten über ›Sittlichkeit‹ – oder erotische Fragen überhaupt habe
                         .  .  .  etc.« – Ich: »Es bleibt doch bestehn, daß du das 
Stück nicht magst, und nicht spielst, weil es sich mit deiner ›Weltanschauung‹ nicht verträgt;
                        denn du wirst ein Dutzend viel schlechtre spielen!  .  .  . « – Dann er: Wie gegen außen  .  .  . : Ich: »Wir bleiben bei der Wahrheit;– denn ich habe mich nicht zu schämen – daß ich
                        das 
Stück dem 
B.th. vorgelegt habe – und Ihr natürlich nicht, daß Ihr es nicht spielen wollt.–« Er machte
                        mich dann noch aufmerksam (auch das hatt ich vorausgesagt) daß man die Komoedie gegen
                        mich ausnützen werde  .  .  .  etc. Ich: Ich stehe nun bald dreißig Jahre in der Oeffentlichkeit – man »nützt« alles
                        gegen mich aus – Er versuchte dann noch die Figur des 
Casanova zu verkleinern;– 
Edthofer im 
V.th. würde sie »noch kleiner« machen – ich blieb unbeirrt; und ich möchte doch nicht in
                        seiner Haut gesteckt haben – so freundschaftlich herzlich wir schieden. Wer ihm’s
                        prophezeit hätte – vor 25 Jahren – daß seine erste Amtshandlung im 
B. Th. sein würde, des »Kampfgenossen aus Jugendjahren« Stück – zu refusiren – weil dem
                        
Cardinal die Aufführung peinlich sein könnte!– Als er fort war (wir sprachen noch über Aufführung
                        
Leb. Std. u. a.), war ich allein – nahm zufällig den 
Bernhardi aus der 
Hofrätin Schrank und las die Scene aus dem 2. Act – Bernhardi Flint  .  .  .  Bald kam 
O., die 
Hofrätin; denen ich berichtete. Sie waren doch etwas verwundert – daß ich fast wörtlich alles
                        voraus gesagt.– Hr. 
Lieben kam – Politik.– 
 
                     Aus dem Gespräch mit 
Bahr: Ich: »Und welches wäre denn die Weltanschauung in den 
Schwestern?– Die des 
Casanova? Oder des 
Andrea – die noch bis zum Schluss immer fast überlaut betont wird? Ich dachte eine Zeit
                        lang sogar daran, 
Andrea ›Dies ist nicht meine Welt!‹ – fortgehen zu lassen  .  .  .  Auch steh ich nicht dafür, daß 
Andrea nicht während des Festes die 
Annina umbringt  .  .  .  Es ließe sich überhaupt ein sehr moralisches Nachspiel schreiben – das könntet Ihr
                        immer, anschließend an das unmoralische Stück im 
Volkstheater, im 
Burgth. aufführen, und einen Autoverkehr arrangiren –«