die Redaction der 
Zeit, 
Singer, wendet sich mit einem Ersuchen an mich. 
Bahr verläßt im October d. J. das Blatt, und nun soll es nach verschiedenen Richtungen
                        hin reorganisirt werden. So wollen die 
Herausgeber z. B. daß 
Hofmannsthal, 
Burckhard und ich als ständig Mitwirkende sich nicht nur betheiligen sondern sich in dieser
                        Eigenschaft auch aufs Blatt setzen lassen. Wir hätten 
Oesterreich zu vertreten. Was nun 
Deutschland anbelangt, so hätte Prof. 
Singer keinen lebhaftern Wunsch, als Sie in gleicher Weise wie uns zu gewinnen. Er wäre
                        glücklich, bei irgd einer Gelegenheit etwas von Ihnen zur Veröffentlichung zu bekommen
                        – und wenn Sie nun gar die Erlaubnis gäben, Ihren Namen neben die unsern als den eines
                        Mitwirkenden zu setzen, so glaubt er, daß damit das Wesen und der Geist seiner Zeitung
                        stärker ausgedrückt werden könnte, als mit jedem Programm. Er hat mich gebeten, Ihnen
                        das zu sagen; in der Hoffnung, daß Ihnen persönliche Bekanntschaft das Antworten zu
                        einer minder lästigen Verpflichtung macht. Man wird sich vorläufig an keinen andern
                        Dichter oder Schriftsteller 
Deutschlands wenden, da man im Falle einer Zusage Ihrerseits jedenfalls auf Ihre Zustimmung ev.
                        auch auf Ihre Rathschläge reflectiren möchte. –
 
                     Hiemit endet mein Auftrag. Persönlich setze ich lieber nichts hinzu; – daß Sie in
                        keiner schlechten Gesellschaft wären, sehen Sie ja – und gebunden sind Sie in keiner
                        Weise.
                     Ich sende diesen Brief an 
Brahm zu freundlicher Beförderung, da ich nicht weiß, wo Sie sind. Wo immer: ich hoffe
                        Sie wohlgestimmt und eben daran, neues zu schaffen.
 
                     Von mir kann ich gleiches nicht sagen; vielleicht daß der Sommer noch gute Tage bringt.
                     – Sie hätten hier eine große Freude gehabt, wie die Leute Ihr 
Friedensfest aufgenommen haben. Besonders der Schluß des zweiten Aktes hat mächtig eingeschlagen.
                        Bekämen wir doch hier einmal die 
Weber zu sehn.
 
                     Herzlich grüßt Sie
Ihr Ihnen wärmstens ergebner
Arthur Schnitzler