Arthur Schnitzler schickt mir soeben einen Brief von Ihnen, worin Sie sich über den in der letzten
Nummer der »
Zeit« publicierten Aufsatz »
Censur in Polen« wundern und beklagen. Ich beeile mich, Ihnen mitzutheilen, wie ich zu demselben
gekommen bin. Die mir persönlich bekannte Frau
Neustätter in
Berlin, Gattin eines
Redacteurs am
Berliner Tageblatt, hat mir ihn eingeschickt, als zu einem
Buche gehörend, das im kommenden Winter zum ersten Mal in
deutscher Sprache publiciert werden soll. Sie hat mir geschrieben, von Ihnen nicht bloß zur
Übersetzung autorisiert zu sein, sondern auch dazu, uns den Artikel als Originalarbeit
von Ihnen zu geben, in welchem Falle wir jedoch ein höheres Honorar zu bezahlen hätten,
was wir mit Vergnügen zugestanden haben: Die
Dame schien durchaus in Ihrem Auftrage zu handeln und ich hatte keinen Grund, an der Loyalität
ihres Vorgehens zu zweifeln. Wenn Sie es wünschen, bin ich gerne bereit, Ihnen die Correspondenz
mit Frau
Neustätter copieren zu lassen und einzuschicken. Es ist mir sehr peinlich, dadurch ohne mein
Verschulden Ihren Unwillen erregt zu haben. Ich hoffe jedoch, daß Sie sich mit meinen
Aufklärungen zufrieden geben. Hätten Sie meine wiederholte Bitte, mir Beiträge für
die »
Zeit« zu schicken, nicht ohne Antwort gelassen, so brauchte ich mir nicht bei allen möglichen Vermittlern einen Mitarbeiter zu suchen, den ich nun einmal nicht entbehren
kann noch will. Wie gern hätte ich es, daß Sie sich mit meinen
Einwendungen gegen Ihren »
Shakespeare« auseinandersetzen würden! Wie gern würde ich mich von Ihnen belehren u. widerlegen
lassen! Wie gern würde ich jeden Beitrag von Ihnen nehmen!
mit ausgezeichneter Hochachtg
HermannBahr