Lieber Hermann! Ich hab Sie nicht drum beneidet, dass Sie zu 
Herzls Begräbnis haben gehen müssen. Mich hat die Nachricht in 
Salzburg getroffen. Ich habe erst jetzt bemerkt wie starke Sympathieen zwischen ihm und mir
                        all diese Jahre latent waren. So oft wir uns – immer in langen Zwischenräumen – trafen,
                        in 
Wien, in 
Ischl, 
Aussee – zuletzt am Abend des 
Hagenbundes drehte sich das Gespräch darum – warum wir eigentlich miteinander nicht 
mehr verkehrten. Ich erklärte ihm immer von Neuem wie sehr – abgesehen von unsern so gründlich
                        verschiedenen künstlerischen Anschauungen – wie sehr der Ton seiner Rede der überlegen, oder auf
                        die Schulter klopfend war, es mir unmöglich mache oft mit ihm beisammen zu sein. Er
                        erklärte lächelnd sich bessern zu wollen, schickte mir Tags darauf zwei Bände seiner
                        
Feuilletons, und wollte dass ich – zwei Tage später – mit meiner 
Frau bei ihm speisen sollte. Ich sagte ihm ab, geärgert durch das gerade erschienenene
                        
Hagenbundfeuilleton das mir begreiflich machte, wie unmöglich wir uns künstlerisch verständigen könnten,
                        auch deshalb weil ein unbekannter französischer 
Bildhauer auch dabei sein sollte, zuletzt auch vielleicht ein wenig beeinflusst durch 
Hugos Eifer der mir zu beweisen versuchte was für gesellschaftliche Pflichten ich mir
                        (zu meinen vielen andern!) da auf den Hals lade, wie schon ohnehin alle möglichen
                        Leute zu mir kämen etc. Zwar schrie ich sofort »Namen nennen!« zwang 
Hugo zu feierlichem Wiederruf, gab ihm das »alle mögliche« zurück, aber schließlich gieng
                        ich nicht, und fühle jetzt – kindisch – fast Reue, als hätte diese eine Zusammenkunft
                        irgendetwas Wichtiges bedeuten können.
 
                     Der 
N. Fr. Pr. habe ich nicht condolirt. 
Sie mussten es als College, 
Arthur als – wenn auch sparsamer – Mitarbeiter; mir war es widerwärtig ohne Zwang 
mich in 
die Gesellscha
ft der Genanntwerdenwollenden zu begeben. Ich habe seiner 
Frau und der 
Mutter condolirt.
 
                     Burckhardt sprach ich einmal, er dürfte schon in 
St. Gilgen sein. Vielleicht können Sie doch um 15. herum auf ein paar Stunden zu uns hierher
                        kommen? Ich möchte mich sehr freuen. Geht es aber durchaus nicht dann teilen Sie es
                        doch so ein dass wir uns 
nach Bayreuth hier oder in 
Salzburg – lieber hier – sehen können.