du mein einziger Schatz, – dass mich das Telephon ins Grab bringen wird, halte ich für zweifellos. – Also weil
                        ich um 11 oder ¼ 12 noch nicht im 
Cent war, hab ich dich betrogen. Ich kam mit der ganzen Bande, abgerechnet 
Bahr (der wohl noch einmal einen Besuch bei dir machte
??) um ¾ 12 dort an; nachdem wir bei 
Streitberger soupirt hatten. Im 
C. sass ich lange allein, weil die übrigen Tarok spielten.– Ich dachte den ganzen Abend an dich, schlief mit dem Gedanken an dich ein, wachte mit dem Gedanken
                        an dich auf; bin immer immer mit meiner Seele bei dir, – und erfahre heute früh, dass
                        ich Dich sicher betrogen, – wahrscheinlich verlacht habe!!!–
 
                     Schau Kind, das mußt du dir abgewöhnen. Mistrauen lasse ich ja gelten; aber es muss
                        wenigstens vernünftig sein. Daraus, dass mich irgendwann dein telephonischer Ruf nicht erreicht, darfst du nicht folgern, dass ich dich betrüge und verhöhne.
                        Ich weiss nicht, ob du irgendwelche anderen Gründe für Deinen impertinenten Verdacht
                        ausfindig machen kannst – eines steht jedenfalls fest: versprochen hab ich dir das
                        treulos werden nicht so oft wie du mir, die das in jedem zweiten Brief für dringend
                        nothwendg hält.– Es ist doch sonderbar – die Frauen (Ihr Frauen!! Gefahr!) sagen so oft: Ich
                        werde dich morgen betrügen, und so selten: Ich habe dich gestern betrogen – obwohl
                        sie ja davon viel tiefer überzeugt sein könnten – zuweilen wenigstens.– Wozu aber
                        deine ewigen Versprechungen! Ich weiss ja – Du wirst schließlich stets thun, was in
                        deinem Belieben steht, und dass du mir Treulosigkeit versprichst, ist ebensowenig ein 
Beweis dafür, dass du treulos sein wirst – als dein Treueschwur ein sichrer Beweis
                        für deine Treue wäre. Ich frage nur: warum, warum warum?– Es ist so schön, sich ab
                        und zu zu vertrauen, wenigstens halbe Stunden lang!– Du vergibst dir wahrhaftig nichts
                        damit, wenn du mir glaubst, Schatz; denn dass ich dich wahnsinnig lieb habe, mußt
                        du ja doch spüren.– Schatz, findest du noch, dass ich dich »köstlich« behandelt habe?
                        – – Hättest du mir doch gestern gesagt, ich solle um zehn oder eilf wieder zu dir
                        kommen! – Was hast du übrigens bis 11 ½ gemacht? - Dass du 
L. lieb findest, ist mir gewiss nicht unangenehm – ich glaube nicht, dass einem das je geholfen hat!– Wir sprachen übrigens gestern den ganzen Abend nur über Sandrock
                        und 
Goethe, er und ich – weil wir uns eben immer auf den höchsten Gipfeln der Lebens u Kunstanschauung
                        bewegen  .  .  »Natürli, das thu i immer.«–
 
                     – Aber – ich kann dir nur glauben und muss ja doch endlich fort, zu den Kranken, die
                        auf Bälle gehn – in die Druckerei, u. s. w. u. s. w. – 
                     Was ists also mit uns? Hast du mich noch lieb?– Ich komm also heute zwischen 7 u ½
                        8 zu dir. Solltest du aber irgend eine andre Stunde für geeigneter halten, so 
lass es mich noch auf irgend eine Weise wissen. Ich liebe dich mit jed
em Tag mehr und möcht’s dir gerne wieder sagen. Und viele viele viele innige Küsse,
                        mein
e einzige – süßer Diltsch. Yours 
                        
Arth