Heini hat seinen Krampfhusten, befindet sich aber dabei so gut als möglich. Nun steht die
                        Sache aber so, daß 
Olga nicht viel mit ihm zusammen sein soll und daß er vorläufig nicht in ein belebtes
                        Hotel darf – ich fahre also morgen mit 
Olga nach 
Edlach (bei Payerbach, Edlacher Hof), 
Heini bleibt bis auf weiteres hier, und ich werde etliche Male hin und her reisen. Warum
                        aber fahren wir erst morgen (nachmittag)? Hier, höchst vertraulich, Mitteilung des
                        Grundes. Ich hatte gestern mit 
Schlenther eine Besprechung über den 
Medardus: die erste, er kam gerade von 
Montenuovo, und die immerhin vorhandenen »Bedenken« scheinen so geringfügig, daß eine Aufführung
                        am 
Burgtheater höchstwahrscheinlich ist, um so mehr als 
Schlenther das Stück »mit wärmerer Anteilnahme gelesen als irgendeines meiner Werke« und mir
                        auch allerlei Erfreuliches darüber sagte. Sogar die Dekorationsskizzen sind schon
                        gezeichnet, und ich habe morgen vormittag auf der Bühne eine Konferenz mit 
Frank und 
Leffler, wo gewisse Sachen gleich ausprobiert werden sollen. Im ganzen wird es sich für mich
                        nur um tüchtige Striche und Zusammenziehung einiger Figuren handeln. (Die Kosten sind
                        auf 60–80 000 Kronen veranschlagt.) In einer gestrigen Besprechung mit 
Frank zeigte es sich, daß die Szenenwechsel (außer vor dem Bastei-Akt) nie mehr als 3–5
                        Minuten dauern müssen. – Es freut mich sehr, daß auch Sie der Historie ein so herzliches
                        Interesse entgegengebracht haben; gewiß können Sie das Ms. noch behalten. – Was nun
                        das andere in Betracht kommende 
Stück anbelangt, so treten meine Aufführungspläne so lange in den Hintergrund (im Spielraum
                        der nächsten Saison), als sich nicht die Aufführungsmöglichkeiten des 
Medardus wieder zerschlagen sollten, denn es schiene mir unpraktisch, mit zwei so umfangreichen
                        Novitäten die Götter und die Schweine herauszufordern, um so mehr als auch die 
Pantomime (in 
Dresden zuerst) und das 
Singspiel einiges Interesse beanspruchen möchten. Immerhin habe ich vor allem die Exposition
                        einigermaßen verbessert (Striche, Umstellungen), korrigiere noch da und dort, lasse
                        die Sache abschreiben und sende sie bald gelegentlich an Sie ab. – Den 
Ruf werde ich also am 
Schillertheater spielen lassen. – Nun zur 
Komtesse. Bin natürlich a priori sehr angenehm berührt, mit 
Bahr zusammen aufzutauchen, aber möchten Sie mich nicht doch das 
Konzert lesen lassen? Auch nehme ich gern an, daß Sie an Tantiemegarantie das 
Kleine Theater nicht hinter sich lassen wollen. Perzente, wenn 
Bahr 7 hat, natürlich mir 3, andernfalls die Ergänzung auf 10. Aber selbstverständlich
                        fände ich 7 : 3 am richtigsten.
 
                     Und nun, nach all dem Geschäftlichen, wie geht’s Ihnen, Ihrer Gesundheit, was haben
                        Sie für weitere Sommerpläne? Wir bleiben wohl bis Ende August in 
Edlach; ich nicht ohne kleinere Berg-und-Tal-Fahrten – am Ende schließen Sie Ihren Sommer
                        doch mit etwas 
Semmering ab? Heute Abend sehen wir uns, nach Jahren, 
Kainz wieder einmal als 
Amadeus an. Mir ist, als wäre sein geändertes Spielverhältnis zum 
Burgtheater nicht ohne Zusammenhang mit den günstigen Chancen des 
Medardus am gleichen Ort. So ist alles Konstellation. Mit den schönsten Grüßen von uns allen