Herr 
Schlager schwört, er sei Dienstag nicht in der Offizin gewesen und habe auch seither den 
Bürstenabzug nicht erhalten. Es bleibt somit nichts anderes übrig, als Ihnen noch einmal die Korrektur
                        zuzumuten, und ich sende Ihnen zu diesem Zwecke einen neuerlichen Abzug, nach dessen
                        Korrektur ich trachten werde, das Feuilleton so rasch als möglich – es ist leider
                        sehr gross – erscheinen zu lassen.
 
                     Was Sie mir bezüglich 
Hofmannsthal und 
Schnitzler sagen, will ich in Erwägung ziehen und werde wahrscheinlich an die beiden Herren
                        selbst Aufforderungen richten, wenn ich vorerst die Gewissheit habe, dass ich zu Ostern
                        die Beilage überhaupt durchzudrücken vermag.
 
                     Was Ihre Abwesenheit vom Bureau betrifft, so machen Sie sich um Himmels willen doch
                        nicht so unnütze Sorgen. Es glaubt bei Ihrem geradezu phänomenalen Fleisse doch niemand
                        – am allerwenigesten Herr 
Singer – dass Sie eine Stunde länger wegbleiben, als unbedingt nötig ist; im Gegenteil wäre
                        eher zu befürchten, dass Sie sich zu früh wieder ins Joch spannen lassen. Tun Sie
                        das gewiss nicht; denn es hätte am Ausgang einer Theatersaison, der Sie übrigens auch
                        von Ihrem Zimmer aus in der Hauptsache zu folgen vermögen, keinen Sinn, die Rekonvaleszenz
                        durch verfrühte Abschinderei zu unterbrechen und hinauszuziehen. Herr 
Singer wird lachen, wenn ich ihn von Ihrem Briefe unterrichte.
+) 
                     Was unsere Aktion gegen Sie betrifft, so dürfen Sie auch vollständig ruhig sein; es
                        ist nichts Schlimmeres geplant, als durch einen gemütlichen Redaktionsabend – so weit
                        dergleichen Abende eben gemütlich sein können – Ihre Genesung zu feiern, Ihnen dabei
                        womöglich den ersten Rausch anzutrinken und sonstigen Ulk zu treiben. Der Anfang ist
                        schon gemacht: der 
Chefredakteur hat heute unserem bekanntlich stets sehr dürftig gekleideten Kollegen 
Jodokus Kuh einen ganzen Frackanzug geschenkt, den der Empfänger dieser milden Spende voll Stolz
                        in der Konferenz gezeigt hat. In diesem Anzuge wird er Sie festlich empfangen. Wenn
                        Sie ihm ein paar Hosenträger dazuschenken wollen, wird er sie dankbar annehmen und
                        den Augenblick Ihrer Genesung segnen. Aber den Abend wollen wir nicht früher feiern,
                        als bis Ihr narkotisches Herz sich dem Alkohol holdselig nähern darf.
 
                     Mit vielen Grüssen
Der Beschwichtigungshofrat:
Ed. Pötzl
                      
                     +) Herr 
Singer hat nicht bloß gelacht, sondern Sie sogleich antelephoniren lassen.