Herzlichsten Dank für Ihre liebenswürdigen Zeilen bez. »Freundin Clotilde«. Anweisung ist bereits befolgt und dieses Opus liegt schon in Dialogform vor. –
Zweck meines heutigen Schreibens ist, Sie, verehrter Herr Doctor davon zu benachrichtigen,
dass H. Bahr den »gläsernen Käfig« für die »Zeit« acceptirt hat, was er mit gestern in einer überaus liebenswürdigen Epistel anzeigte,
in welcher er auch über »Warten« sich außerordentlich günstig ausspricht. – – – –
Dieses angenehme Resultat verdanke ich wiederum nicht zum kleinsten Theil Ihrer Befürwortung!
– – »Ich hab’s aber immer gesagt – Sie sind ein Engel!« Pardon – ich freue mich so sehr, darum dieser schauderhaft »N××e«sche Ausspruch!!
Ich hatte so ein bisschen Aufmunterung sehr nöthig!!–
Ich hoffe und wünsche, dass Sie sich in London recht wohl und vergnügt befinden mögen und uns als künstlerische Ausbeute Ihrer Reise
recht bald eine Reihe neuer Arbeiten bescheeren mögen, mit denen Sie selbst zufrieden
sind.– Das ist das Schönste, was ich einem Künstler wünschen kann! Nicht? – –
Also nochmals, herzlichsten Dank von Ihrer Sie ehrlich und aufrichtig verehrenden
ElsaPlessner.
Kommentar
Ich … Engel!] Mit der Ergänzung » . . . an Gemüth« zu finden in Johanna Schopenhauer: Gabriele (1818–1819, Sämmtliche Schriften. Neunter Band: Gabriele. Dritter Theil. Leipzig: F. A. Brockhaus, Frankfurt am Main: J. D. Sauerländer 1830, S. 223), womöglich dort schon ein Reflex auf »Ah! je l’ai dit cent fois, tu es un ange du Ciel, ma Julie!« (Jean-Jacques Rousseau: Julie ou la Nouvelle Héloïse, Brief 43).
London] Er war vom 26. 5. bis zum 1. 6. 1897 in London.
Überlieferung
Versandverlauf
Signatur: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv, A:Schnitzler, 85.1.4198
Wien (K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien, Bécs, Land Wien, Vídeň, Wenia, Beč, Vindobona (Wien), Vienna)
Zitiervorschlag
Elsa Plessner an Arthur Schnitzler, 30. 5. [1897]. In: Hermann Bahr – Arthur
Schnitzler: Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente (1891–1931).
Hg. Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller, Stand 7. 1. 2025, https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-8818-E.
Quelle: Hermann
Bahr, Arthur Schnitzler. Briefwechsel, Aufzeichnungen, Dokumente 1891–1931.
Herausgegeben von Kurt Ifkovits, Martin Anton Müller. Göttingen: Wallstein
Verlag 2018