Ein gefälschter Brief Artur Schnitzlers.
Die abgelehnte Einladung nach
Budapest.
»Man sendet mir eine Anzahl ziemlich gleichlautender Zeitungsnotizen
ein, in denen ein Brief mit meiner Unterschrift, den ich niemals geschrieben habe,
vollinhaltlich – und da und dort sogar ›wörtlich‹ – zitiert wird. In diesem angeblich
von mir geschriebenen Briefe motiviere ich die Ablehnung einer Einladung zur Abhaltung
einer Vorlesung in
Budapest damit, daß man mich dort als
›pornographischen Schriftsteller hingestellt habe‹. In Wahrheit verhält es sich so,
daß die letzte an mich ergangene Einladung zu einer Vorlesung in
Budapest wenige Tage vor der beabsichtigten Aufführung
des ›
Reigen‹ (es wird wohl ein Jahr seither
her sein) mündlich erfolgte, und zwar, wenn ich mich recht erinnere, durch eine dem
betreffenden Theater nahestehende
Persönlichkeit, also zu einem Zeitpunkt, wo von einem Zensurverbot des ›
Reigen‹ mir wenigstens noch nichts bekannt war.
Ich habe diese Einladung (wie so manche vorher, sowohl aus
Budapest wie aus anderen Städten) ohne Angabe bestimmter
Gründe, in diesem Falle mündlich, in einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht,
abgelehnt. Jener veröffentlichte Brief stammt also nicht von meiner Hand, ist der
Form und dem Inhalt nach apokryph und die in den mir vorliegenden Zeitungsnotizen
nicht genannte Konzertagentur sollte wohl ein Interesse daran haben, den Hersteller
der Fälschung zu ermitteln. Ich brauche nicht hinzuzufügen, daß mein inneres und
äußeres Verhältnis zu irgendeiner Stadt durch die Auffassung oder Maßnahmen ihrer
Behörden gegenüber mir und meinen Werken nicht im geringsten bestimmt werden könnte.
Artur Schnitzler.«