B5: Bahr, Hermann_1 Schnitzler an Bahr, Typoskript, Seite 35

51)
Wien, 8.Januar 1904
Lieber Hermann,
XVIII Spöttelgasse 7
die Adresse des Dr.Stefan Epllstein ist: Paris 78 rue de l'Assomption.
Er hat Dir wohl auch über dasev. Gastspiel Antoine geschrieben. Seine Frau,
die neulich in Wien war, fragte mich, auf welche Weise es möglich wäre,
die Sezession zu veranlassen einen in Paris lebenden Künstler, Bernhard
Hoetger, zu einer Ausstellung seiner Werke einzuladen. Sie schickt Dir
nächstens irgend ein französisches Journal, in welchem Hoetgersche
Arbeiten abgebildet sind.
Morgen fahre ich auf einige Tage auf den Semmering, komme gleich, wenn
ich zurück bin, mit Deiner freundlichen Erlaubnis zu Dir, und hoffe,
Dich wohl zu finden.
Herzliche Grüsse, auch von meiner Frau
Dein Arthur
52)
Mein lieber Hermann,
möchtest Du mir ein Wort schreiben, wies Dir geht? Wielang Du in Marbach
bleiben wirst?-
Anfang Feber fahre ich nach Berlin, den Einsamen Weg habe ich Dir durch
Fischer schicken lassen! Herzlichse Grüsse!
27.I.904.
Dein getreuer
Arthur
53)
Wien 1.II.904.
Lieber Hermann,
aus Deinen Worten scheint mir eher eine üble Stimmung als ein übles Be-
finden hervorzugehen - was für den Betroffenen allerdings aufs Gleiche
herauskommt. Inmerhin - ohne Ratschlägen und Entschlüssen vorgreifen zu
wollen, Deine Idee mit Taormina ist mir sehr sympathisch - besonders weil
ich grosse Lust hätte, im April nach Sizilien zu fahren und es mir na-
türlich höchst erfreulich wäre, Dich dort zu finden. Wir (meine Frau und
ich) möchten gerne zu Schiff von Fiume nach Palermo.
-Donnerstag reise ich nach Berlin, wo es sich zeigen soll, wie der Einsame
Weg auf der Bühne wirkt. Dass im Gang des Stücks etwas nicht in Ordnung
ist, hat mir während der - pft unterbrochenen und ganz neu aufgenommen
Arbeit oft geschienen - die gute Wirkung die das Stück im Vorlesen machte,
hat mich einigermassen beruhigt-, -Von den eigentlichen Theaterleuten
scheint aber keiner ernstlich an einen äusseren Erfolg zu glauben bei all
ler möglichen Hochachtung etc.) Mir persönlich sind an dem Stücke werth
die Gestalten des Sala und der Johanna-, Ferner der Lauf des vierten und
besonders des fünften Aktes.
Deine Grüsse werden bestellt, meine Frau dankt Dir herzlich für Deine
Grüsse und wünscht Dir gleich mir, alles mögliche Gute.
Gelegentlich ein Vort von Dir zu hören wäre mir höchst erwünscht und sehr
erbeten.