B5: Bahr, Hermann_3 Bahr an Schnitzler, Typoskript, Seite 33

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30.12.1901
Lieber Arthur!
Danke sehr für Deine liebe Karte. Du könntest mir aller-
dings in Berlin einen sehr, sehr grossen Dienst erweisen,wenn Du gele-
gentlich mit Brahm über mich sprechen und ihm klar machen würdest,
dass ich, bei allem, was man gegen mich sagen kann, doch schliesslich
auch Jemand bin und dass ich gern in ein,wenn auch kühles, doch an-
ständiges Verhältnis gegenseitiger Duldung und bedingter Anerkennung
zu ihm kommen möchte. Ich leide sehr unter meiner Erfolglosigkeit
in Deutschland und bin schon so bescheiden geworden, dass ich es als
einen grossen Erfolg empfinden würde, wenn er sich nur entschliessen
könnte, ein Stück von mir anzunehmen und aufzuführen, meinetwegen in
der schlechtesten Zeit, weil es mir dabei gar nicht auf die Tantièmen
ankommt, sondern auf den "literarischen Stempel", den nun das Deutsche
Theater einmal seinen Autoren gibt und der mir noch immer fehlt, und
darauf, von seiner "Clique" ernst genommen zu werden. Er hat mir über
den "Krampus" sehr anerkennend gesprochen,ihn aber schliesslich lei-
der doch abgelehnt; ich werde ihn nun einladen, der Hamburger Première
(am 12. oder 13.Januar) beizuwohnen; freilich ohne viel Hoffnung,
DATES DES ACTES
de mon frere.
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Die wiederholt geistet werden.
ihn noch umzustimmen. Aber vielleicht bringst Du inn doch so weit
dass er sich, wenn ich ihm wieder ein Stück schicke,es wenigstens
mit nicht im Vorhinein feindlichen Augen ansieht.
Aber bitte, thu das nur, wenn es sich leicht machen lässt,
ohne Dir uabequem zu sein.
Ich bin riesig neugierig auf Samstag; mehr auszusprechen
verbietet mir mein Aberglaube
Herzlichst Dein alter
H.B.
Prosit Neujahr! - Den Novelli, der über den "Kakadu" noch immer nichts
hören liess, habe ich gestern dringend gemahst.