B5: Bahr, Hermann_3 Bahr an Schnitzler, Typoskript, Seite 57

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dem ersten Eindruck nur folgendes: prachtvoll finde ich den Vater, von
einer Plastik, die vielleicht noch nie eine Figur von Dir gehabt hat,
ebenso stehen mir Marie und die gleich von mir geliebte Katharina
wunderbar lebendig da, auch Dr.Schindler und Rainer sehe und höre ich,
wenn schon ferner und stiller als jene. Dagegen (die Schuld mag an mir
liegen, ich will Dir auch nur meinen ersten Eindruck sagen, wie sich ja
schliesslich auch das Publikum immer nur an den unmittelbaren Eindruck
hält) dagegen sehe ich den Obersten, seine Frau und Max gar nicht.
Den Obersten kann ich mir denken, und es reizt mich sehr, mir ihn zu
denken, er geht mir nach, ich ihm, und ich dichte mir sein ganzes Leben
hinzu,bald dieses, bald jenes, aber dies bleibt meiner Willkür frei,
ich muss nicht, denn es ist doch zu wenig von seiner Vergangenheit da,
und nichts, das mich zwingen würde, daraus sein ganzes Wesen zu erken-
nen. Was noch mehr für seine Frau und vom Leutenant gilt. Die Kritik
wird deshalb den zweiten Akt zu stark an Handlung und melodramatisch
oder boulevarddramatisch oder dergleichen finden. Er ist es nicht
gewiss nicht, nur scheint mir der Ausgleich zwischen der auf die Hand-
lung verteilten Kraft und der in die Figuren gelegten nicht völlig ge-
troffen. Woher auch wohl das Gefühl stammt, das ich sehr lebhaft hatte,
der Akt sei viel zu kurz, als ob alles nur angedeutet wäre, besonders
an der sehr ruhig breiten Ausführung im ersten und dann wieder im
dritten Akt gemessen. Doch über all das mündlich, sehr bald, wir müssen
uns endlich einmal gründlich sehen. Grüss Deine liebe Frau bestens
und sei herzlichst gegrüsst von Deinem
H.
Brauchst Du das Manuscript zurückt "Zwischenspiel" les ich morgen.