B39: Herzl, Theodor_75 Arthur Schnitzler an Herzl, Abschrift, Seite 43

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G.H.P.
zwei ersteren kann ich die Hustie nehmen.- Ich stehe also weder
mit der einen noch mit der andern Direction so, dass ich mit der
Aussicht auf irgend welchen Erfolg die Vertretung eines psendony-
men Autors übernehmen könnte. Doch ist es selbstverständlich, dass
ich, Arthur Schnitzler jederzeit für meinen in Paris weilenden
Freund Dr.Theodor Herzl interveniren kann. Wollen Sie also meinen
kurzen und klaren Rath? Lassen Sie Ihr Stück ohne weiteren Auf-
schub unter Ihrem wahren Namen (etwa durch Schick, der das Maorpt.
jetzt in Händen hat) an das Dtsch. Volkstheater senden. Haben
Sie aber eine Vorliebe fürs Raimundtheater, so xx senden Sie es
dorthin. Persönlich kann ich leichter mit Müller-Gutenbrunn in
Angelegenheit Ihres Stücks verkehren als mit Bukovies, der aller
Wahrscheinlichkeit nach (wegen der Burg) sich verpflichtet füh-
len wird, mir nicht angenehm sein zu wollen.- Sehr gut kenne ich
auch den Regisseur des Rndtih., Herrn Langkammer, der, wie mir vor-
kommt auch mancherlei dreinzureden hat und nebstbei ein sehr ge-
scheidter Theatermensch ist. Verfügen Sie über mich, mein lieber
Freund, ganz nach Belieben; - und gerathen Sie um Himmelswillen
nicht in eine kleinmütige Stimmung - weil Sie wieder einmal die
Erfahrung gemacht haben, dass in den Theaterkanzleien ebenso sel-
ten grosse Geister als liebenswürdige Menschen sitzen - wenigstens
gegen "Unbekannte". Aber Sie sind wirklich wie ein Mensch, der
durch eigene Kraft ein Vermögen erworben und plötzlich die Marotte
hat, von den paar Kreuzern zu leben, mit denen er begann. Sie haben
ein Recht dazu, auf einmal Coupons abzuschneiden! -
- Mein Stück ist jetzt auch an Deutschen Theater in Berlin ange-
nommen: ich habe mich nicht gescheut, Herrn Brahm die Mittheilung