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Berlin, 1.2.1898.
Lieber Herr Schnitzler,
bei der zweiten Lesung hat mir Ihr Stück noch besser
gefallen, als beim ersten Mal, und ich habe viel weniger
Wünsche Ihnen vorzutragen, als ich anfangs meinte. Der
erste und dritte Akt sind schlechthin gelungen, der
mittlere hat seine Haken, (mir scheint, das sagten Sie
mir schon in Wien) hier ist zu viel Stillstand und
blosses Gespräch und zu wenig Contraste,wie sie die
Bühne wohl braucht. Ein bischen ist das ja im ganzen
Stück der Fall, und es ist sein Stil sozusagen, dass die
Härten und Schärfen, die die Situationen ergeben könn-
ten,abgeschliffen sind; aber im 2.Akt sollten doch die
Geister heftiger aufeinanderplatzen z.B. Ferdinand
und Emma.- Aber ehe ich mich in Einzelheiten und Ein-
wände verliere, will ich Ihnen doch noch mal sagen,
wie mich der menschliche und dichterische Gehalt des
Ganzen gefesselt und ergriffen hat; ich habe mich an
ein Stück erinnert, das ich sehr liebe, an Maupassants
Berlin, 1.2.1898.
Lieber Herr Schnitzler,
bei der zweiten Lesung hat mir Ihr Stück noch besser
gefallen, als beim ersten Mal, und ich habe viel weniger
Wünsche Ihnen vorzutragen, als ich anfangs meinte. Der
erste und dritte Akt sind schlechthin gelungen, der
mittlere hat seine Haken, (mir scheint, das sagten Sie
mir schon in Wien) hier ist zu viel Stillstand und
blosses Gespräch und zu wenig Contraste,wie sie die
Bühne wohl braucht. Ein bischen ist das ja im ganzen
Stück der Fall, und es ist sein Stil sozusagen, dass die
Härten und Schärfen, die die Situationen ergeben könn-
ten,abgeschliffen sind; aber im 2.Akt sollten doch die
Geister heftiger aufeinanderplatzen z.B. Ferdinand
und Emma.- Aber ehe ich mich in Einzelheiten und Ein-
wände verliere, will ich Ihnen doch noch mal sagen,
wie mich der menschliche und dichterische Gehalt des
Ganzen gefesselt und ergriffen hat; ich habe mich an
ein Stück erinnert, das ich sehr liebe, an Maupassants