B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 114

Berlin, 8.Mai 1901.
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Lieber Herr Dr.Schnitzler!
Es ist mir eine herzliche Genugshuung zu sehen, dass
Sie meine Sympathie für Ihre Person ebenso erkennen
wie ich sie fühle. Meine Anfrage an Entsch wegen „Frei-
wild" war freilich einstweilen nur eine vorläufige, da
ich mit den Dispositionen für das Gastspiel noch nicht
im Reinen bin. Sollte es mir möglich erscheinen, das
Stück zu einer Zeit, die Ihrem Wunsche entspricht, he-
rauszubringen, so werde ich nicht verfehlen, mich des-
halb noch einmal an Sie zu wenden.
Hochachtungsvoll
Deutsches Theater zu Berlin
O.B.
Viele Grüsse.
„ „ —: —
Berlin, 28.5.1901.
Lieber Herr Schnitzler, sein sie schön bedankt, für den
„Lieutenant“, dessen Bekanntschaft ich gern erneut habe.
Die eigene Form und die ulkige Psychologie haben mich
wieder erfreut; und die leichte Art wie hier ein Stand
und ein Einzelwesen festgehalten sind, fesselte mich
über den Augenblick hinaus und führte mich zu der nach-
denklichen Frage: warum schreibt dieser treffliche
Autor nicht wieder einmal etwas so jocos - tiefsinni-
ges fürs Theater? Doch noch das „traurige“ soll will-
kommen sein,-wenns nur erst da ist.
Nun aber komme ich mit kühnem Sprunge zu einem ganz
andern Wunsche: wissen Sie mir einen Masseur in Wien
zu empfehlen? Ich will mich in dieser Wanderperiode,
vor der mir etwas Angst ist, durch Knetenlassen auf der
Höhe zu halten suchen. Ich gehe Freitag nach Prag-Neu-
es Deutsches Theater-bis 5.Juni,bin 6.-9.in Graz,Neues
Stadttheater,vom 10.ab in wien, Carltheater.Kriegt man
Sie da zu sehen? Ich fürchte, nein. Jedenfalls wünsche ich
Ihnen einen angenehmen und fruchtbaren Sommer, mit oder
ohne Montafen, u. grüsse Sie aufs Schönste.Ihr