B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 191

Hamburg, 27.8.1905.
20.8.05.
schönstens für das classische Cität: freilich sollen Sie
Lieber Freund,
einen guten Platz haben, Ehre wem Ehre gebührt, nur die ge-
die zwei Acte von der mörderischen Marie und dem dito
naue Bestimmung für die Russen scheint mir noch unthun-
Oberst habe ich nun erhalten, gelesen, und ein entschiede-
lich. Ich gebe es trotz Ihrer wiederholten freundlichen
nes Placet darunter geschrieben. Wohin das Stück für sei-
Hinweise auf die Nachbarbühne nämlich in keiner Weise af,
nen dritten Act deutet, davon habe ich zunächst kein si-
das „Spielchen vom Bäumchen-Verwechseln" sagen wir: im
cheres Gefühl; nur dass es die Pyche der Marie uns wei-
Auge zu behalten, und hoffe nun recht bald das zweite
ter entschleiern sollte (die ich übrigens auch ohnedies
Stück (wie mir Hofmannthal schreibt, haben Sie ihm beide
zu verstehen glaube) und die Rückwirkung des Geschehe-
vorgelesen jüngst) zu erhalten. Ich bleibe bis Freitag
nen auf sie,real-irreal sollte anschauen lassen,vermag
Mittag hier, bin bis Sonntag incl. in Hamburg,Hotel de
ich heute, nach der ersten Lectüre mir vorzustellen;
l'Europe, dann Berlin. Wie lebt sichs im August in der
vielleicht werd ich nach neuem Lesen hellsehender. Das
Spöttelgasse; so luftig wie hier? Herzliche Grüsse auch
Vorhandene hat mir jedenfalls einen schönen und starken
für Ihre Frau
Eindruck gemacht, ich möchte es als ein stilistisches
von Ihrem
O.B.
Geschwister des Freiherrn von Leisenbogh (ich glaube, er
heisst ganz anders; Namengedächtnis schwach) ansprechen,
dächtnis
der auch diese kräftige,leicht bizarre Verknüpfung und
leicht b
Folge der Dinge hat. Auch der Dialog ist oft sehr reiz-
voll, ein wenig goethisch anklingend. Weshalb Sie gerade