5.121909
la
259: 260
Berlin, 5.12.1909.
Lieber Freund,
schönsten Dank für Brief, Medardus, Telegramm.
Mit der Mizzi und dero Herrn Sohn steht die Sa-
che so: ich habe Philipp dem ebenfalls zurückgekehrten
verlorenen Sohn xxx gegeben, der mir in der Arrangir-
probe noch keinen greifbaren Eindruck gegeben hat. Fer-
ner hat die Rolle ein figürlich geeigneter, netter Junge,
Namens Rudoff erhalten, als 2.Besetzung. Wächst sich G.
zu etwas Gutem aus, so müsste ich auf Edth. verzichten,
schon um den reizbaren Dresden-Herrnskretschener Ver-
gnügungsreisenden nicht abermals in die Flucht zu schla¬
gen, den ich für das „Konzert“ dringend brauche; glückt
ihm's nicht, den Philipp zu performieren, und kann ich ihm
mit guter Manier die Rolle abnehmen, so würde ich das
Angebot E.'s gern annehmen. Inzwischen bitte ich Sie,
ihm und Weisse meinen besten Dank zu sagen. (Ich melde
mich natürlich rechtzeitig wieder). Die Premiere soll an
23. sein. Nun aber gleich noch was, dass ich Ihnen ohne
5.121909.
259 260
Ihre Anfrage noch nicht geschrieben hätte, da es sich nur
um eine Idee handelt, von der ich noch zurückkomme wahr-
scheinlich. Bei den Arrangirproben wollte es uns schei-
nen, als ob Mizzi hinter dem Konzert schlecht stünde,
ausserdem aber, wenn wir uns nicht irren, als ob die Vor-
stellung beider Stücke den Abend übermässig ausdehnte.
Sollte sich nun dies bestätigen und aus dem Studium
der ersten Erwägungen zu dem definitiven Wunsche führen,
das „Konzert" allein laufen zu lassen - was würden Sie
dazu sagen? Erwäge ich Ihre Begeisterung für das „K“,
so muss ich vermuten, Sie sagten nicht nein? Und wären
oventuell auch mit der Aufführung von „Mizzi“ zu späteren
Zeitpunkt einverstanden,wo eine neue standesgemässe Ver-
bindung für die Dame gefunden werden müsste, sei's auch
ev, erst in der nächsten Saison? Die vielberegte Tantiä-
men-Garantie würde es Ihnen hoffentlich erleichtern, zu-
zustimmen. Jedenfalls bitte ich um ein Wort von Ihnen,
das mich wundersam berühren möge. (Obgleich,wie gesagt,
dies nur ein Eventual-Vorschlag sein will).
Uff, war das eine Auseinandersetzung! -
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Berlin, 5.12.1909.
Lieber Freund,
schönsten Dank für Brief, Medardus, Telegramm.
Mit der Mizzi und dero Herrn Sohn steht die Sa-
che so: ich habe Philipp dem ebenfalls zurückgekehrten
verlorenen Sohn xxx gegeben, der mir in der Arrangir-
probe noch keinen greifbaren Eindruck gegeben hat. Fer-
ner hat die Rolle ein figürlich geeigneter, netter Junge,
Namens Rudoff erhalten, als 2.Besetzung. Wächst sich G.
zu etwas Gutem aus, so müsste ich auf Edth. verzichten,
schon um den reizbaren Dresden-Herrnskretschener Ver-
gnügungsreisenden nicht abermals in die Flucht zu schla¬
gen, den ich für das „Konzert“ dringend brauche; glückt
ihm's nicht, den Philipp zu performieren, und kann ich ihm
mit guter Manier die Rolle abnehmen, so würde ich das
Angebot E.'s gern annehmen. Inzwischen bitte ich Sie,
ihm und Weisse meinen besten Dank zu sagen. (Ich melde
mich natürlich rechtzeitig wieder). Die Premiere soll an
23. sein. Nun aber gleich noch was, dass ich Ihnen ohne
5.121909.
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Ihre Anfrage noch nicht geschrieben hätte, da es sich nur
um eine Idee handelt, von der ich noch zurückkomme wahr-
scheinlich. Bei den Arrangirproben wollte es uns schei-
nen, als ob Mizzi hinter dem Konzert schlecht stünde,
ausserdem aber, wenn wir uns nicht irren, als ob die Vor-
stellung beider Stücke den Abend übermässig ausdehnte.
Sollte sich nun dies bestätigen und aus dem Studium
der ersten Erwägungen zu dem definitiven Wunsche führen,
das „Konzert" allein laufen zu lassen - was würden Sie
dazu sagen? Erwäge ich Ihre Begeisterung für das „K“,
so muss ich vermuten, Sie sagten nicht nein? Und wären
oventuell auch mit der Aufführung von „Mizzi“ zu späteren
Zeitpunkt einverstanden,wo eine neue standesgemässe Ver-
bindung für die Dame gefunden werden müsste, sei's auch
ev, erst in der nächsten Saison? Die vielberegte Tantiä-
men-Garantie würde es Ihnen hoffentlich erleichtern, zu-
zustimmen. Jedenfalls bitte ich um ein Wort von Ihnen,
das mich wundersam berühren möge. (Obgleich,wie gesagt,
dies nur ein Eventual-Vorschlag sein will).
Uff, war das eine Auseinandersetzung! -