B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 266

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5.12.09.3
Sie sagen mir nicht, was Sie vom „Pfarrer“ des Dr. in
Wien hielten?
An den „Medardus“ hoff ich bald wieder zu
kommen. Die Tage her ging es zu taubenschlagmässig bei
uns zu: Wassermann, Mann,Hauptmann - Männer kamen, Mä nner
gingen. Schlenther denkt gewiss ernsthaft an den „Med."
nur ob er noch in diese Saison (und in seine Direction?)
fällt, schien ihm zweifelhaft - schon der Helenen-Frage
wegen.
Mir scheint der Semmering und Ihre Gesell
schaft sehr gut angeschlagen zu haben, denn alle Leute
rühmen meine blühende Schönheit. Aber in diesem Berliner
Hexenkessel wird sie bald zerkocht sein. Wo sind die
Tage des Wasserleitungsweges und der Elisabeth Niese?
Herzlich Sie alle begrüssend
O.B.
Berlin, 16.12.1909.
Lieber Freund,
zunächst danke ich Ihnen für Ihr schnelles Entgegenkom-
men in der Mizzi-Frage. Am Schluss des Abends hätte
sie, wie uns immer klarer wurde, nicht gepasst; für den
Anfang sind Sie nicht (und es wär wohl auch schade drum,
das vielgeprüfte Fräulein hier hinzustellen) - so las-
sen wir also Bahr allein reisen. - Das Schönste wäre ja
nun, wenn Sie,piano, piano, zwei weitere Einakter schrieben,
mit denen zusammen man in nächster Saison die Mizzi
vom Stapel lassen könnte; an Stoffen fehlt es Ihnen ja
nicht, und Sie wollen doch am liebsten mit sich selbst
ge - oder, nein, also: gefallen.- Sollte ich in nächster
Saison das Stück nicht bringen können, dann natürlich
müsste ich Ihnen die Mizzi zur Verfügung halten - und
Sie mir jenes garantirlicht Aber ich wünsche und glau-
be und hoffe, dass wir das hübsche und vielgeliebte Mäd-
chen passendst unterbringen!