(7.1.97.)
erzählt, dass moderne junge Mädchen in Wien keinen Mann
nehmen, dem die „Mütter" nicht gefallen? Ich habe übrigens
dieser Tage einen neuen Beweis für seine Popularität er-
halten.Ein junger Autor schickte mir eins der komisches-
ten Trauerspiele, die ich je gelesen habe. Der Held,
moderner Gymnasiast und Dichter, wird dadurch charakteri-
siert, dass er gestern Abend bei den „Müttern“ war und
heute in die „Jugend“ geht. Auch Sie kommen in diesem
Trauerspiel vor- wenn auch nur hinter der Szene. Aber
Sie führen die Katastrophe herbei. Die Verwicklung ist
nämlich, dass der Held alles weitere von der Annahme ei-
nes Stück es am Deutschen Theater, dessen Direktor er
kennt, abhängig macht. Er schreibt diesem Direktor, dass
er innerhalb 24 Stunden Antwort haben muss - der Direktor
(wie gut sind Sie charakterisiert!) schickt ihm sofort
Antwort - er refusiert das Stück und der Held wird wahr-
sinnig (sofort!) -
Votre très de lui faire
(7.1.97.)
Weil wir gerade von Stücken reden, erinnern Sie sich an
Lorenzomo von Musset? Haben Sie eine Ahnung, wie
Sie sich einer guten deutschen Bearbeitung gegenüber
verhalten würden? Es handelt sich natürlich nicht um
mich, sondern um jemanden, von dem ich überzeugt bin,
dass er die Sache gut machen würde. Keinesfalls, bitte
sehr, erwähnen Sie irgend wem gegenüber, dass die betref-
fende Idee in irgend einem deutschen Uebersetzerkopf
besteht. - Haben Sie die „Verliebten“ von Donnay gelesen?
Ich finde sie entzückend. Machen Sie doch gelegentlich
die Sorma darauf aufmerksam, wenn sie das Stück noch nicht
kennen sollte. In Berlin ists ja übrigens verboten wor-
den.-
Sie schreiben mir hoffentlich bald wieder; ich habe mit
Ihren Briefen immer eine ganz besondere Freude, was ich
nicht erst zu versichern brauche.Grüssen Sie gütigst am
discretion. Auf Wiedersehen und viele herzliche Grüsse!
Ihr treuer A.S.
erzählt, dass moderne junge Mädchen in Wien keinen Mann
nehmen, dem die „Mütter" nicht gefallen? Ich habe übrigens
dieser Tage einen neuen Beweis für seine Popularität er-
halten.Ein junger Autor schickte mir eins der komisches-
ten Trauerspiele, die ich je gelesen habe. Der Held,
moderner Gymnasiast und Dichter, wird dadurch charakteri-
siert, dass er gestern Abend bei den „Müttern“ war und
heute in die „Jugend“ geht. Auch Sie kommen in diesem
Trauerspiel vor- wenn auch nur hinter der Szene. Aber
Sie führen die Katastrophe herbei. Die Verwicklung ist
nämlich, dass der Held alles weitere von der Annahme ei-
nes Stück es am Deutschen Theater, dessen Direktor er
kennt, abhängig macht. Er schreibt diesem Direktor, dass
er innerhalb 24 Stunden Antwort haben muss - der Direktor
(wie gut sind Sie charakterisiert!) schickt ihm sofort
Antwort - er refusiert das Stück und der Held wird wahr-
sinnig (sofort!) -
Votre très de lui faire
(7.1.97.)
Weil wir gerade von Stücken reden, erinnern Sie sich an
Lorenzomo von Musset? Haben Sie eine Ahnung, wie
Sie sich einer guten deutschen Bearbeitung gegenüber
verhalten würden? Es handelt sich natürlich nicht um
mich, sondern um jemanden, von dem ich überzeugt bin,
dass er die Sache gut machen würde. Keinesfalls, bitte
sehr, erwähnen Sie irgend wem gegenüber, dass die betref-
fende Idee in irgend einem deutschen Uebersetzerkopf
besteht. - Haben Sie die „Verliebten“ von Donnay gelesen?
Ich finde sie entzückend. Machen Sie doch gelegentlich
die Sorma darauf aufmerksam, wenn sie das Stück noch nicht
kennen sollte. In Berlin ists ja übrigens verboten wor-
den.-
Sie schreiben mir hoffentlich bald wieder; ich habe mit
Ihren Briefen immer eine ganz besondere Freude, was ich
nicht erst zu versichern brauche.Grüssen Sie gütigst am
discretion. Auf Wiedersehen und viele herzliche Grüsse!
Ihr treuer A.S.