B16: Brahm, Otto 1b Arthur Schnitzler an OB, Abschrift, Seite 411

(27.1.06.)
Kürze ist, wurde es für nötig gehalten, eine für den
Obersten sehr charakteristische und wahrhaft nicht
langweilige Stelle auf Seite 78 zu eleminieren. Ich
gebe ihr hiemit das Leben wieder. In gleicher Weise,
glaube ich mich berechtigt, auf Seite 86 und 87, die so-
wohl für die Stimmung des Aktes, als für sie Idee des
Stückes unentbehrlichen und nebstbei sehr schönen
Stellen wieder aufzumachen. In der Scene zwischen Max
und Irene konnte ich einige Striche gelten lassen. Kei-
neswegs aber, den letzten auf Seite 93.klingt ihr heu-
te aus allen Ecken hervor“. - Im 3.Akt möchte ich den
Strich auf Seite 102 in der bekannten Schwebe lassen.
Mit manchen andern bin ich ohne tiefere Ueberzeugung
einverstanden.- Der Strich Seite 127-128 ist mir total
unbegreiflich gewesen. Und ebenso wehre ich mich gegen
die Zerstörung des Rhythmus im Ausbruch der Marie,
Seite 129-130, Und nun zum Schluss. So sehr ich die
Erwägungen zu ahnen vermag, die den verehrten Vandalen
Helsingin
(27.1.06.)
(sollte es nur einer gewesen sein?) veranlasst haben,
den Bühnentod der Katharina zu eleminieren, so wenig
kann ich auf diese Scene verzichten, deren Inhalt als
Bild, Ausklang und ganz einfach in ihrer dramatischen
Dazugehörigkeit gleich unentbehrlich ist. Wird die
Rolle der Katharina von einer guten Schauspielerin
dargestellt,- und es wäre mir peinlich, diese Eventua-
lität von vornherein ausschliessen zu sollen - so ist
diese Scene ihrer Wirkung vollkommen sicher.
Entschuldigen Sie, lieber Freund, wenn etwas von meinem
Aerger, den ich über die massacröse Behandlung einer
mir sympathischen Dichtung empfunden habe, in diesen
Brief übergegangen sein sollte. Lassen Sie mich recht
bald Weiteres wissen und seien Sie herzlich gegrüsst.
A.S.