wohl erst im Laufe der letzten Jahrzehnte wei¬
teren Kreisen durch den Sprachgebrauch deut¬
lich geworden. Daß aber zwischen Historiker
und Journalisten, zutreffender; zwischen
Kontinalisten und Aktualisten eine völ-
lige Gegensätzlichkeit besteht, so sehr, daß wir
den einen unter die Menschen, den andern
unter die Un-Menschen einreihen, wird doch
erst durch einige erläuternde Bemerkungen
klarer werden.
Der Priester im Ursinn des Wortes ist Spen¬
der der göttlichen (religiösen, rituellen) Gnaden-
mittel. Doch diese definition nimmt auf den
Beruf Bezug, nicht auf die Geistesverfas-
sung. Als Typus innerhalb unseres Diogramms
bedeutet er den Helfer, Tröster, Berater, Weg-
weiser, Freund. Der priesterliche Beruf legiti¬
miert natürlich besonders zur Spendung solcher
Gnadenmittel, ob man sie nun göttliche oder
G.C.H.F.P
menschliche nennen will; keineswegs ist es un-
erläßliche Voraussetzung, daß der Priester fromm
in religiösem oder gar dogmatischem Sinne sei.
Der Pfaffe (die Bezeichnung bekam schon
frühzeitig, bei Luther, ihren verächtlichen Bei¬
sinn) verhält sich zum Priester fast gleichungs-
haft genau wie der Politiker zum Staats-
mann und der Sophist zum Philosphen.
Daß es unter den Angehörigen des priester-
lichen Berufes mehr Pfaffen als Priester gibt, ist
ebenso natürlich, wie daß es unter den Leuten,
die in den Staatsdienst treten, mehr Politiker
gibt als Staatsmänner. Zahlenmäßig überwie¬
gen unter den Geistesmenschen die Repräsen-
in
tanten des negativen Typus in einem Ver¬
hältnis, das wahrteheinlich einem biologischen
mogliche
Gesetz entspricht.
were
Den Staatsmann definiert das Deutsche
Wörterbuch von Heyne als einen Mann, der
Staatsangelegenheiten zu leiten versteht, dem
sie anvertraut sind
Auf den Urtypus im Diogramm trifft diese
an sich etwas beiläufige definition nur in be¬
scheidenem Ausmaß zu.
Auch dem Politiker, dem negativen Gegen-
typus des Staatsmannes, werden bekanntlich
Staatsangelegenheiten anvertraut; und es ist
nicht zu leugnen, daß auch der Politiker manch-
mal Staatsangelegenheiten zu leiten weiß;—so
wie der Pfaffe berufsmäßig zu predigen und die
Beichte abzunehmen versteht. Und wie der
Pfaffe jeder Religion zugunsten seiner Kirche
wirkt, weil die Vergrößerung ihrer Macht zu
gleicher Zeit eine Erhöhung der seinen oder
doch seines Machtgefühles oder Machtdünkels
bedeutet, so fördert auch der Politiker die In-
teressen seiner Partei vor allem, wenn auch manch-
teren Kreisen durch den Sprachgebrauch deut¬
lich geworden. Daß aber zwischen Historiker
und Journalisten, zutreffender; zwischen
Kontinalisten und Aktualisten eine völ-
lige Gegensätzlichkeit besteht, so sehr, daß wir
den einen unter die Menschen, den andern
unter die Un-Menschen einreihen, wird doch
erst durch einige erläuternde Bemerkungen
klarer werden.
Der Priester im Ursinn des Wortes ist Spen¬
der der göttlichen (religiösen, rituellen) Gnaden-
mittel. Doch diese definition nimmt auf den
Beruf Bezug, nicht auf die Geistesverfas-
sung. Als Typus innerhalb unseres Diogramms
bedeutet er den Helfer, Tröster, Berater, Weg-
weiser, Freund. Der priesterliche Beruf legiti¬
miert natürlich besonders zur Spendung solcher
Gnadenmittel, ob man sie nun göttliche oder
G.C.H.F.P
menschliche nennen will; keineswegs ist es un-
erläßliche Voraussetzung, daß der Priester fromm
in religiösem oder gar dogmatischem Sinne sei.
Der Pfaffe (die Bezeichnung bekam schon
frühzeitig, bei Luther, ihren verächtlichen Bei¬
sinn) verhält sich zum Priester fast gleichungs-
haft genau wie der Politiker zum Staats-
mann und der Sophist zum Philosphen.
Daß es unter den Angehörigen des priester-
lichen Berufes mehr Pfaffen als Priester gibt, ist
ebenso natürlich, wie daß es unter den Leuten,
die in den Staatsdienst treten, mehr Politiker
gibt als Staatsmänner. Zahlenmäßig überwie¬
gen unter den Geistesmenschen die Repräsen-
in
tanten des negativen Typus in einem Ver¬
hältnis, das wahrteheinlich einem biologischen
mogliche
Gesetz entspricht.
were
Den Staatsmann definiert das Deutsche
Wörterbuch von Heyne als einen Mann, der
Staatsangelegenheiten zu leiten versteht, dem
sie anvertraut sind
Auf den Urtypus im Diogramm trifft diese
an sich etwas beiläufige definition nur in be¬
scheidenem Ausmaß zu.
Auch dem Politiker, dem negativen Gegen-
typus des Staatsmannes, werden bekanntlich
Staatsangelegenheiten anvertraut; und es ist
nicht zu leugnen, daß auch der Politiker manch-
mal Staatsangelegenheiten zu leiten weiß;—so
wie der Pfaffe berufsmäßig zu predigen und die
Beichte abzunehmen versteht. Und wie der
Pfaffe jeder Religion zugunsten seiner Kirche
wirkt, weil die Vergrößerung ihrer Macht zu
gleicher Zeit eine Erhöhung der seinen oder
doch seines Machtgefühles oder Machtdünkels
bedeutet, so fördert auch der Politiker die In-
teressen seiner Partei vor allem, wenn auch manch-