A68: Aegidius, Seite 224

Wenn auch die Kirche ihren Segen bietet.
damit die Ehe etwas heil'ges sei,
Mieß auf das Haupt des beiden Ehegatten
Der Kiester die gereichten Haupt legen
Und ihnen eine schöne Rede halten
Wien sehr oft das Wörtlein, strenger Pflicht,
Dedoch sehr selten möge lieb sich findet.
Dann spricht er noch von Treue, von Enthagung
Und dann - von Gott. Gott ist der Lückenbußer.
Ach, so im Priester ist ein Tausendkunstler.
Ob er nur selber an die Weihe glaubt?
Er segnet, wie der Thürmer oben läutet;
6. ist sein Beruf - die Menschen wollten’s so.
Doch - wenn der Priester wirklich glaubt? Wenn er
Sich wirklich mit dem fabelhaften Gotte
Verbunden wähnt? Ha welch Gedanke! Tesseln
des mederes mit höherem verketten
Tage – dem Mensch und Mensch sind gleich. doch Mensch
Und Gott -! Und diese Ketten sprengen: Sie
Versucht' ich das. Nie hab ich den verführt,
Der sich, sein Leben jenem hohen Wesen,
Das so allmächtig dem scheint, der es fürchtet
Für erge Zeit gereicht. Ich will auch das
Versuchen will ich, ob die sel'ge Hoffnung
Auf Himmelsfreuden, die im andern sollen,
Verführerscher lockt als meine Schönheit
Und als die Hoffnung iedischen Genusses
dort drüben liegt die Kirche in nächtigem dunkel
Ein Licht erblick' ich, zitternd, fast erlöschend,
Gerichs, ein Mönch trägt dieses schwanke Licht
Ein Mönch, der noch zu später Nachtstund betet,
Erhofft und fleht - um jahre Himmelsfreude
Die Seligkeiten ungezählter Jahre
Von eines Augenblickes Seligkeit
In meinen Armen völlig aufgewogen
Gewelch ein Sieg. Neinem, ich bin nicht schon,
Mislingt er mir. - Wohlan, Verändern
Ein neues Bild - im Mönch zu meinen Füßen