A85: Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 101

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Hugo. Mein Kind wird bei Euch leben. Franzl heißt
er
nach Dir.
Franziska. Ich hab' mir's gedacht, daß es Dein
Kind ist.
Betty (erstaunt). Du kennst es?
Hugo. Du weißt?
Franziska. Ja, Hugo... ich hab' Euch einmal ge-
sehen. Im vorigen Jahr. Wir sind vom Theater nach Haus
— der Papa, die Wama und ich — und da bist
gefahren
Du an unserem Wagen vorbeigegangen, aus dem Parkring..
Du das Kind und sie.
Betty. Und woher wußtest Du?
Hugo. Hast Du ’s sehen können?
Franziska. Es war zu dunkel... Die Dame hab
ich sehen können; sie hat den Kopf gerade zu uns gewendet
gehabt. Sie ist sehr schön, glaub' ich.
Hugo. Und gut. Du wirst sie lieb haben, Franzi
Franziska. Ja — und Du wirst leben
Hugo. Nein Es oh... Nein, was ist denn
das? Anzünden... ja?
(Er wird bewußtlos.)
Betty. Hugo! Hugo!
Franziska. Nichts ist's, Mama. Sieh, er athmet
ganz ruhig... siehst Du... hörst Du
(Stille.)
14. Auftritt.
Hugo. Franziska. Betty. Adolf. Toni.
(Herr Adolf Losatti tritt rasch ein; gleich hinter ihm Toni; wie sie auf
dem Divan Hugo sieht, will sie hinstürzen.)
Toni. Hugo! Mein Hugo!
Adolf. Bitte.... etwas Maß, mein Fräulein, es sind
auch Mutter und Schwester anwesend.
Toni (rasch hin zu den beiden Frauen). Ich bin Toni Weber.
Betty. Bitte, Fräulein, er ist ein wenig eingeschlummert.
Toni. Ja, um Gotteswillen, wie ist ihm denn das ge-
schehen?
Franziska. Er ist vom Pferd gestürzt.
Toni. Das weiß ich.
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Wenn Sie mir gestatten wollten, aus einen
Adolf.
Augenblick
War schon ein Doktor da?
Toni.
Seien Sie überzeugt, Fräulein, daß alles Noth-
Adolf.
wendige
Toni. Der Doctor Schmidt!
Adolf. Leider noch nicht.
Betty. Ein anderer war hier.
Toni. Oh, das ist gut. Was hat der gesagt? Ist es
gefährlich? Warum hat er mich haben wollen? Es muß
sehr gefährlich sein?
Adolf. Er bildet es sich ein, Fräulein, und wollte
durchaus
Franziska. Wo ist denn der Kleine?
Toni. Ach Gott — er war im Hof nebenan — die
Kinder haben ihn geholt — zum Spielen — und ich hab'
nicht mehr Ruhe genug gehabt, um ihn abzuholen... wie
der Herr Professor.. wie Sie in's Zimmer herein sind
ich hab' ja das allerschlimmste gefürchtet, wie Sie plötzlich
bei mir.
Franziska. Sie haben Papa gekannt?
Toni. Oh, ich kenne Sie alle! — Wie oft hab' ich
Sie gesehen, besonders Sie, Fräulein... ah, sehen Sie, jetzt
wacht er auf. — Hugo!
Adolf. Bitte, lassen Sie doch der Natur ihr Recht
wenn er schlummert, so
Hugo (schlägt die Augen auf, fieht Toui, sie beugt sich zu ihm). Bist
Du da, mein Schatz?
Toni. Mein Hugo!
Große Zärtlichkei in seinem, Angst in ihrem Blick.)
Adolf (zu Franzi, die er zu sich winkt). Mein Kind... weißt
ich konnte es ihm nicht verweigern — Kranke
Du..
haben seltsame Launen
Franziska. Papa - Du brauchst Dich nicht zu ent¬
schuldigen.
Hugo. Und der Bub ? Wo ist mein Bub’?
Toni. Ich hab' nicht Zeit gehabt, ihn zu holen — ich
hab’.
Hugo. Wo ist er denn?
Toni. Die Kinder von drüben haben ihn abgeholt.
Als Manuscript gedruckt.