A94: Der junge Medardus, Konvolut Zeitungsausschnitte mit historischem Material, Seite 9

Bismarck dem noch trotzen, unter Wilhelm II. schon ei.
gelyx
selbst da die Möglichsei###er=Aufkam¬
Acheron gegen die reaktionenen Gewalten zu bewesen sie
Vielleicht täuscht man sich nicht in der Annahme, daß di
Caprivi nicht, geschweige ein Bülow, und deshalb dürft
nicht scheuen. Aber das liegt diesem Aestheten nicht. Er
sozialdemokratische Fraktion einer Erbschaftssteuer, die nu
er schließlich froh sein, wenn ihm seine Steuern durch
wendet sich an den gebildeten Philister, an das politisch
50 Millionen Mark bringt, nicht zustimmen wird, woh
wechselnde Mehrheiten bewilligt werden, und dann wieder
aber einer, die 90 bis 100 Millionen Mark einträgt. Man| unfähigste und daher auch am leichtesten für Augustion
empfängliche Element und erreicht damit kleine Schein¬ einige Jahre fortgewurstelt werden kann. Sollte aber die
fürchtet in ihren Kreisen wohl einen Wahlkampf, in den
Erbanfallsteuer doch abgelehnt werden, so verlangt die
ihnen der Vorwurf gemacht werden kann, daß sie mit den erfolge; er wurstelt fort
waren und so folgenschwer sie für Oesterreich und speziell sein mußte, nicht ohne eine möglichst gute Kapitulation
für Wien werden konnten, doch nur eine negative auszuliefern, dies allein hatte verständigen Sinn und
Die heutige Nummer enthält:
konnte als maßgebend angenommen werden
„Landwirtschaftliche Zeitung“
Bedeutung. Denn was meine eingegangenen Verpflichtungen
Dies war die Lage und der Stand am 7. Mai 1808
als Militärarzt bei der italienischen Armee betraf, so hielt
abends, als die Arciérengarde Hillers auf dem Glaci
„Die Güterbeamtenfrage." (Nach einem vom
ich dieselben nun für erloschen und mich jeder Verpflichtung
vor dem Burgtore (Exerzierplatz) bivouakierte und in der
kaiserlichen Rat Otto Egger Ritter v. Möllwald, Sekretär
überhoben, da die italienische Armee im vollen Rückzug
Nacht über die Donaubrücken nach dem jenseitigen Ufer
des Vereines für Güterbeamte, kürzlich im hiesigen Klub hergriffen war und weder neue Zusendungen erhielt noch
abmarschierte. In der Stadt selbst lagerte aus dem Burg
der Land= und Forstwirte gehaltenen Vortrage.) Mis¬ deren bedurfte. Ich glaubte daher, daß meine Aufgab
platze ein Bataillon Grenadiere und auf dem Josefs
einzig darin bestünde, meine Pflichten als Assistenzarz
platze eine Abteilung Szekler Husaren. Die Kommuni
bei Professor Beer zu erfüllen und der Familie meines
zelle. Seite 23 bis 25.
kation mit der Leopoldstadt und den Brücken war zwar
verehrten Lehrers nach Bedarf und Kräften beizustehen
noch offen und frei gehalten, die Verbindung mit der
Ferner
Mit jedem Tage rückten die nur durch die Dona
übrigen Vorstädten aber war abgeschlossen und nur der
Die 55. Fortsetzung des Romans „Schmerzen der
getrennten und sich aegenseitig Schach bietenden Heer
Durchgang für Fußgänger beim Kärntnertor für Berech¬
der Hauptstadt näher. Beide erreichten sie fast zur selben
tigte offen. Denn das umlaufende Gerücht war nur zu
Jugend“ von Alice Schalek. Seite 21.
Stunde, wobei Erzherzog Karl den Vorteil hatte, di
wahr, daß die französische Avantgarde schon in die Vor
Verbindung mit Wien, an dessen Festungswällen de
städte, besonders Mariahilf, eingedrungen und Napoleon
kriegerische Geist, die Kraft der Türken einst zerschellte
selbst in der vorletzten Poststation Purkersdorf ange
Feuilleton
mittelst der Brücken über die Donau offen und frei zu
kommen sei. In unheimlicher Ruhe, fast Grabesstille, per
haben während Wien mit seinen formidablen Festungs
lief die Nacht vom 7. auf den 8. Mai. Kein Wagen
Der 8. und 9. Mai 1809 in Wien.
(Aus den noch unveröffentlichten Memoiren des Dr. Friedrich Jäger mauern und Vorwerken Napoleon ein mächtiges „Halt
gerassel, kein Menschenverkehr war hör- oder sichtbar,
entgegensetzte. In welche Aufregung, Unruhe un
selbst von den so armierten Bastionen war kein Lauf
von Jaxthal, Professors der Augenheilkunde.)
Angst die ganze Population versetzt wurde, als di
vernehmbar. Am frühen Morgen, von Neugierde getrieben
Die Schlacht bei Regensburg war geschlagen — da
österreichische Hauptheer unter Erzherzog Karl, über die Festungstore alle gesperrt und verbarrikadiert, so viele
Kanonen, Haubitzen und Bomben, Kessel, als die Wälle ging ich zu Dr. Friedrich, um von seiner die Aussicht
fassen konnten, aufgeführt wurden, und Maximilian über das Glacis nach den Vorstädten beherrschender
Donau sich rettend, eilte mit äußerster Kraftanstrengun
Wohnung aus vielleicht etwas von den feindlichen
am linken Donauufer durch Böhmen auf gebirgigen
durch Maueranschläge bekannt gab, daß er sich
Truppenbewegungen oder -Unternehmungen wahrzu-
meist ungebahnten Wegen der Hauptstadt zu, währen
eher unter den Mauern Wiens werde begraben
nehmen. Kaum hatte ich ein Fenster geöffnet, als unter
̄oreköpoleon am rechten Donauufer auf wohlgebahnte
Wegen, jedes Hindernis bewältigend, gleichfalls, jedoch lassen, als die Stadt dem Feinde übergeben
mir auf der Straße ein Trupp Menschen vorüberfloh,
triumphierend, Wien zustrebte. Beide Sinn und Gedanken davon kann nur der einen Begriff sich machen
schreiend : „Die Franzosen sind in der Stadt!“, während
einzig darauf gerichtet, welcher von ihnen als Erster die der mit mehr Ruhe und Unbesangenheit die ganze Lag¬
zu übersehen und zu beurteilen vermochte. Denn welcher ein Kanonier mit einer brennenden Lunte aus den
Zeughause auf die Bastei lief. Schnell Hut und Stock er
Hauptstadt erreichen könne und werde. Als die Nachricht
der verlorenen Schlacht bei Regensburg und des raschen nur halbwegs Vernünftige konnte glauben, daß ma
greifend, eilte ich den Fliehenden entgegen, dem Kärnter
Vordringens Napoleons auf die ungedeckte Hauptstadt hier Wien, die Hauptstadt des Reiches, den Zentralpunkt seine
tor zu, um zu sehen, was hier vorgehe. Als ich in die
in Wien eintraf, ward alles von Schrecken und Angst be¬ Größe und seines Reichtums, ohne dem Feinde schwere
Schaden antun oder ihn vertreiben zu können, einer | Klirntnerstraße einbog, fand ich diese ihrer Länge nach mit
einer Doppelreihe Szekler Husaren besetzt, die Säbel
fallen. Was fliehen konnte, floh, um in Ungarn sich zu verbergen
sicheren Zerstörung preisgeben würde. Sie vor einer
blank gezogen. Ohne mich viel zu besinnen, schlüpfte ich
Wer nicht fliehen konnte, ergab sich in Sorgen und
Zagen dem Unvermeidlichen. Für mich persönlich hatten diese Handstreich zu sichern und sie anurden, dem ih
Eurignisse und Begebenheiten, so großartig sie in ihrer Natur musschmälter und baldiger Besitz von hochsten Wert / unter dem Ropf eines Wienes zwischen sie und lief, ohne