A98: Komtesse Mizzi oder: Der Familientag, Seite 31

5
— 4
Stock ließen. Wenn gräfliche Gnaden vielleicht eine Ver¬
Palette
Komtesse (erscheint auf dem Balkon,
wendung hätten...
und Pinsel in der Hand. Sie ruft hinunter): Guten
Graf. Hab' keine Verwendung. Na, was schaun Si-
Morgen, Papa.
denn? Ich fahr' heut' nicht in die Stadt, ich brauch
Graf. Grüß dich Gott, Mizzi.
Komtesse. Hast mich wieder einmal allein früh-
kein Bouquet. Stecken S' die Blumen einzeln in die Vasen
und Gläser, die drin herumstehen. So wie's jetzt modern
stücken lassen, Papa. Wo bist du denn gewesen?
ist. (Nimmt die Blumen in die Hand und riecht daran.
Graf. Ziemlich weit. Bin über Mauer und Rodaun
Scheint nachzusinnen.) Halt' da nicht ein Wagen?
hinausgeritten. Es ist wunderschön heut'. Was machst
Gärtner. Das sind die Rappen von Sr. Durch¬
denn du? Schon bei der Arbeit? Wird man bald
wieder was anschauen dürfen?
laucht. Ich kenn' sie am Schritt.
Komtesse. O ja, Papa; aber es sind wieder
Graf. Also ich dank Ihnen schön. (Gibt ihm die
nichts als Blumen.
Rosen zurück.
Graf. Kommt heute nicht der Professor zu dir?
Der Fürst (tritt durch das Haupttor ein).
Komtesse. Ja, aber erst gegen Eins.
Graf (geht ihm entgegen).
Graf. Na, lass' dich nicht stören.
Gärtner. Küss' die Hand, Durchlaucht.
Komtesse (wirst ihm eine Kußhand zu und ver-
Fürst. Guten Abend, Peter.
schwindet in der Mansarde).
Gärtner (ab rechts).
Graf (zum Diener). Was wollen S’ denn? Ah so,
Fürst (in lichtem Sommeranzug, schlank, 55 Jahre,
dem Einspannen? Ich fahr' heut' nicht mehr
aber etwas jünger aussehend. Hat den leichten Diplo-
wegen
aus. Der Josef kann sich heut' einen freien Tag machen.
matenakzent eines Menschen, der ebenso viel Französisch
Oder warten S' einen Moment. (Ruft hinauf:) Du Mizzi.
spricht als Deutsch).
Komtesse (erscheint auf dem Balkon).
Graf. Grüß dich Gott, alter Freund. Wie geht's,
Graf. Entschuldige, daß ich dich noch einmal stör'.
wie steht's?
Brauchst du heut’ vielleicht den Wagen?
Fürst. Danke. Prachtvolles Wetter heute.
Komtesse. Nein, Papa, danke. Ich wüßt'
Graf (offeriert ihm eine Riesenzigarre)
nicht.... Dank schön. (Verschwindet wieder.
Fürst. Danke, nicht vor Tisch. Eine von meinen
Graf. Also bleibt's dabei, der Josef kann nach¬
Zigaretten, wenn du erlaubst. (Nimmt eine Zigarette us
... und daß der
mittags machen, was er will. Sie
seiner Zigarettentasche und zündet sie an.)
Franz den Krampen ordentlich abreibt, wir sind heut
Graf. Daß du dich wieder einmal um einen um¬
ein bissel feurig gewesen... alle zwei.
schaust. Weißt du überhaupt, wie lang du nicht da
Diener (ab).
warst? Drei Wochen.
Graf (hat sich auf die Bank gesetzt, nimmt eine
Fürst (Blick zur Mansarde). Ist's wirklich schon
Zeitung, die auf dem Tisch liegt, und liest).
so lang?
Gärtner (kommt). Guten Morgen, gräfliche Gnaden.
Graf. Na was machst dich denn so rar
Graf. Guten Morgen, Peter. Was gibt's denn?
Fürst. Sei nicht bös. Es ist ja wahr. Und heut
Gärtner. Wenn gräfliche Gnaden erlauben, die
komm' ich eigentlich nur, dir adieu sagen.
Theerosen hab' ich g’rad abgeschnitten.
Graf. Wie, adieu?
Graf. Ja warum denn so viel?
Fürst. Morgen fahr ich nämlich fort.
Gärtner. Der Strauch ist ganz voll. Es wär
Graf. Du fahrst fort? Wohin denn?
kaum ratsam, gräfliche Gnaden, wenn wir sie länger am